Die Zuckerproblematik

Zucker ist ein „Notfallmedikament“, wie Weidinger sagt (zu Weidinger siehe http://georgweidinger.com/). Er bringt unsere Verdauung auf Hochtouren und geht sehr schnell ins Blut. Damit wird unsere Verdauung zu wenig benötigt. Zucker zieht Feuchtigkeit an und die Verdauung degeneriert, wenn wir zu süß essen. Es gibt zu wenige Stoffe zu verarbeiten und diese bleiben damit zunehmend länger im Darm. Menschen, die zuviel Süßes essen, haben im Vergleich zu ihrem sonst oft schlanken Körper einen zu großen Bauch. Süßigkeiten sind „Hüftspeck deluxe“ und lagern sich als Schwimmreifen um die Hüften oder oberhalb ab und führen außerdem durch die Schädigung der Milz zu einer schwabbeligen, unförmigen Figur.

Außerdem führt auch Zucker zu einem sauren Milieu und damit zu einem Säureüberschuss.

Die von Zucker bereitgestellte Energie hilft uns nur kurz und nach zwei Stunden haben wir wieder Hunger. Durch die Nahrungsaufnahme von Süßem kommt es über die Abspaltung der Magensäure zu einem Basenschock im Blut. All das führt zu einem Suchtverhalten und dazu, dass wir noch mehr Zucker konsumieren und in einen Teufelskreis geraten der auch in Diabetes vom Typ II enden kann.

Energiegewinnung nach TCM

Qihua-Prozess, erster Teil

Nahrung und Flüssigkeiten werden vom Magen aufgenommen. Bereits bevor die Nahrung dorthin gelangt, wird Magensäure erzeugt. Dies geschieht, indem der Körper Salz spaltet. Der basische Teil gelangt in die weitere Verdauung und hilft dort beim Abbau der Nahrung. Die Salzsäure tötet Bakterien und hilft ebenfalls beim Abbau der Nahrung.

Nicht nur in der TCM hat der Dünndarm keine wesentliche Funktion beim Verdauen. Dies liegt daran, dass einerseits die Bauchspeicheldrüse nach einer Analyse des Verdauungsdreis im Zwölffingerdarm die notwendigen Sekrete und Enzyme für die Verdauung produziert und andererseits die Leber die aus dem Dünndarm über das Blut gewonnenen Nährstoffe filtert und weiter aufbereitet. Damit wird klar, dass in der TCM die Milz als „aufnehmendes Organ“ gesehen wird, weil die Bauchspeicheldrüse in der TCM zur Milz gehört.

Diese Aufteilung spiegelt sich auch in der Akupunktur wieder. Die wesentlichen Punkte zur Verdauung sind im Bereich Magen und Milz zu finden.

Der Magen leidet neben Übersäuerung (Sodbrennen!) unter geschlungenem und schlecht gekautem Essen. Auch zu wenig Flüssigkeit oder kalte Nahrung sind schlecht für den Magen. Wenn man sich den obigen Satz mit der Salzsäure überlegt, so wird klar, dass wir den Magen auf Essen vorbereiten müssen. Wenn wir also schnell zwischendurch etwas runterschlingen und dabei in Gedanken bei der Arbeit sind, wird die Salzsäure nicht ausreichend vorhanden sein und der Magen leidet. Der Körper produziert nun unter Stress, vielleicht auch überschießend, was dann zu saurem Aufstoßen führen kann. Überhaupt ist die Magenenergie im Normalfall nach unten gerichtet. Wenn sie nach oben entweicht, haben wir ein Problem und es kommt zu Säure in der Speiseröhre, saurem Aufstoßen, üblem Mundgeruch oder Erbrechen.

Die unreinen Teile der Nahrung und der nicht benötigte Teil der Flüssigkeiten bleiben im Darm, der Rest wird „an die Milz“ gegeben. Die Milz ist zuständig für das Blut, dieses bringt die Nährstoffe zu den Zellen. Die Milz nimmt nur die feinen Stoffe auf (sie müssen auch molekülmäßig klein genug sein) und gibt sie an die Lunge weiter. Die Milz leidet dabei unter kalten Lebensmitteln, weil dann die Schleimhäute die Nährstoffe nicht aufnehmen können. Zwar wärmt der Magen auf Körpertemperatur, bevor er etwas weitergibt, aber ständig kalte Nahrung führt zu einer Desensibilisierung der Schleimhäute und damit zu einer schlechteren Resorption der Nährstoffe. Aus der westlichen Medizin wissen wir auch, dass zuviel Zucker schädlich für die Bauchspeicheldrüse und damit (aus Sicht der TCM) für die Milz ist. Gleiches gilt für zu viele Mahlzeiten. Der oben angesprochene Prozess der Säureerzeugung sorgt kurzfristig für einen Basenüberschuss. Insgesamt entsteht dadurch jetzt Stress im Körper. Erfolgt dies dreimal am Tag, ist es gut, aber wenn man mehr oder weniger kontinuierlich Nahrung zu sich nimmt, stresst das den Körper.

Zucker bindet Feuchtigkeit und genau diese Feuchtigkeit ist gemeint, wenn die TCM meint, die Milz will es trocken. Letztlich sollten wir alles Künstliche vermeiden, Mehl, Salz und Zucker sind in unserer Küche meist auf chemisch reine Stoffe reduziert und in dieser Form für unseren Körper kein Gewinn mehr. Zucker und Salz regen zusätzlich den Appetit an und führen dazu, dass man ständig noch etwas will.

Die Milz gibt die feinen Stoffe an die Lunge weiter, ebenso die Flüssigkeiten. Biologisch erfolgt das über das Blut, in der TCM ist der 3E (Dreifacherwärmer) dafür zuständig. In der Lunge erfolgt jetzt der Austausch des CO2 durch O2. Dies ist eine Reduktion unserer im Körper angereicherten Säuren, aber auch die wesentliche kurzfristige Energiegewinnung. Technisch erfolgt die Energiegewinnung erst in den Zellen, das Blut transportiert Nährstoffe und O2 zu den Mitrochondrien der Zellen, wo dann die Reaktion erfolgt. Die Luft reicht uns für wenige Minuten, das Essen für mehrere Tage, die Energie der Nieren für mehrere Monate, vielleicht auch Jahre. Wenn die TCM von Qi spricht, so trägt die Luft einen ganz wesentlichen Teil dazu bei. Nur wer gut atmet, ist leistungsfähig und eine der negativen Eigenschaften von Stress ist, dass wir nur mehr flach atmen und damit zu wenig Sauerstoff zu uns nehmen.

Ein Teil dieser Energie fließt nun zum Herzen, wo laut TCM dann das Blut entsteht. Die TCM sagt, das Herz färbt das Qi rot. Hier haben wir dann auch die beiden wesentlichen YIN- und YANG-Aspekte des Lebens: die Energie = das Qi (YANG) und das Blut (YIN).

Einen nicht unwesentlichen Beitrag dabei leistet die Leber. Im Westen ein Filterorgan, ist sie im Osten viel mehr. Sie ist unser Motor (wie oben beschrieben nimmt sie die Nahrung vom Darm auf und bereitet sie so weit auf, dass der Körper sie verarbeiten kann, speichert auch Glukose) und sorgt für den reibungslosen Fluss. Biologisch erfolgt Letzteres über die Einleitung der Galle in den Darm. Die Leber leidet, wenn sie in der Nacht keine Ruhe bekommt. Die Zeit zwischen 23 Uhr und 3 Uhr früh (nach Sonnenstand gemessen) gehört der Leber. In dieser Zeit reinigt und regeneriert sie sich und das Blut. Wie jeder Motor leidet sie auch an Überbeanspruchung, auch wenn das oft nicht kurzfristig erkennbar ist. Über längere Zeit äußert sich das dann in einem erhöhten Blutdruck, aufbrausender Art, einer ständigen Anspannung.

Letztlich wirken sich auch alle Arten von Vergiftung hier aus, wie beispielsweise ein Übermaß an Alkohol. Spürbar wird das dann meist über Kopfschmerzen entlang der Gallenblasenmeridiane, die die Seitenflächen (über den Ohren) unseres Kopfes bestimmen.

Morgenübung

Morgenübung – die physische Übung

Die Übung läuft insgesamt in einem durch. Zur übersichtlicheren Darstellung werde ich die einzelnen Phasen aber getrennt darstellen. Prinzipiell sucht man sich einen ruhigen Platz, an dem man keine Ablenkung erfährt. Die Füße stehen etwa schulterbreit oder ein bisschen schmäler, sie stehen parallel zueinander auf dem Boden („die Zehen lächeln sich zu“). Die Kleidung ist angenehm und nicht beengend.

Vorübung
Die Übung kann man durch eine Vorübung vorbereiten. Das Ziel der Vorübung ist, möglichst großen Abstand zu all den Dingen und Einflüssen um einen herum zu erreichen. Da die Übung am Morgen stattfindet, ist das Yang bei den meisten Menschen noch unverbraucht und man kann die Vorübungen kurz halten. Ich persönlich bedanke mich an dieser Stelle über die Chakren für den Tag (siehe weiter unten). Man kann auch noch das dreifache Entspannen anschließen (siehe ebenfalls weiter unten). Nach der Vorübung legt man die Hände auf das untere Dantian (Siehe Erklärungen zur Grundhaltung).

Wecke das Qi
Die Hände streichen waagrecht zur Seite und die Handflächen drehen sich nach unten. Dann beginnt man, die Muskeln so anzuspannen, als würde man sich auf einer Tischplatte hochstemmen. Dabei richtet sich die Wirbelsäule auf. Gedanklich sind wir ganz hoch oben, schauen über die Wolken. Während wir uns hochstemmen, strecken sich die Arme langsam durch. Das geht einher mit dem Ausatmen.

Erstes Hochführen der Arme
Wenn wir die Arme gestreckt haben, lassen wir die Anspannung los, drehen die Hände so, dass die Handflächen nach vorne schauen und drehen sie dann jeweils noch um 45° weiter. Dann führen wir die gestreckten Arme langsam nach oben, und zwar ebenfalls so, dass sie jeweils schräg vor uns sind, also der linke Arm 45° nach links schaut, der rechte 45° nach rechts. Die Hände führen die Arme, diese bleiben gestreckt. Die Arme beschreiben so einen Halbkreis, bis die Hände über dem Kopf angelangt sind. Die Atmung ist ruhig und gleichmäßig. Ab der Höhe der Schultern soll man aufhören zu atmen, was dann auch zeigt, wie schnell das gehen soll. In der Praxis soll man sich mit dem Steigen Zeit lassen.

Erstes Absenken
Oben angekommen, machen die Hände über dem Scheitel eine kreisende Bewegung. Dann streckt man die Unterarme und führt sie möglichst in einer vertikalen Linie vor dem Gesicht und dem Körper nach unten. Die Fingerspitzen zeigen zueinander, berühren sich aber nicht. Man kann sich das vorstellen wie einen Reißverschluss, der da vor einem abläuft. Die Aufmerksamkeit folgt dabei den Fingern und wir leiten die Energie nach unten. Die Atmung ist ruhig und gleichmäßig.

Arbeit mit der Erdenergie
Unten angekommen dreht man die Hände so, dass die Handflächen nach unten zur Erde schauen. Die Hände bewegen sich außerdem auf Höhe der Leisten nach vorne. Wir stehen eher auf den Fersen, der Rücken wird leicht gekrümmt, die Hände sind gestreckt und ungefähr schulterbreit auseinander. Daumen und Zeigefinger haben eine Spannung, so als ob wir eine Orange halten würden. In dieser Stellung verbleiben wir nach dem letzten Ausatmen, solange, bis wir wieder Luft brauchen.
Mit dem Einatmen ziehen wir jetzt die Hände in Richtung der Leisten. Dies kann durchaus auch mit Anspannung der Muskulatur erfolgen. Dabei verlagert sich das Gewicht auch mehr nach vorne und wir strecken den Rücken durch. Wenn wir nahe am Körper sind, hört die Bewegung auf. Das Einatmen endet, wenn die Lungen voll sind. In dieser Stellung verharren wir dann so lange, bis wir wieder ausatmen möchten.
Mit dem Ausatmen erfolgt auch das Loslassen der Spannungen. Die Hände gehen wieder nach vorne, wobei sie immer auf derselben Höhe, also im selben Abstand zum Boden verbleiben. Wiederum bleiben wir in der Endstellung, also Gewicht eher auf den Fersen, Rücken entspannt, eventuell leicht gebeugt. Wiederum warten wir ausgeatmet, bis uns das unangenehm wird. Wenn dies zu schnell eintritt, also vielleicht schon während man noch mit den Händen am Weg nach vorne ist, kann man auch ein zweites Mal atmen.
Damit sind wir wieder in der Position wie vorher beschrieben. Diesen Ablauf wiederholt man neun Mal.

Zweites Hochführen der Arme
Nach dem neunten Mal ausatmen sinken die Hände nach unten. Die Handflächen werden nach außen gedreht (also so, dass sie jeweils seitlich nach außen zeigen). Waren wir vorher bei 45°, so sind wir jetzt bei 90°.
Wiederum führen die Hände und die fast gestreckten Arme gehen nach oben, seitlich, bis in etwa die Hände auf der Höhe des Scheitels sind. Nach einem ruhigen Atmen kommen wir hier nochmals zu vollen Lungen, halten diese Stellung kurz, wobei wir den Brustkorb öffnen und die Hände nach hinten drücken. Danach kommt wieder die Entspannung und wir lösen Schultern, Ellbogen und Handgelenke. In der Praxis sind die Ellbogen damit gebeugt und die Hände etwas unterhalb der Schultern angelangt. Dies erfolgt auch mit einem Ausatmen und wir verharren in dieser Stellung, bis die Luft wieder knapp wird.

Arbeit mit der Himmelsenergie
Mit dem Einatmen gehen nun die Hände im Bogen nach oben, wir greifen nach der Energie, sammeln sie ein. Die Hände umfassen einen Raum und diesen Raum führen wir nun in unseren Kopf. Damit bringen wir die Himmelsenergie in uns und stellen uns vor, wie sie eintritt (über eines der beiden Kopfchakren und wie sie sich dann den Weg durch unseren Körper bahnt. Die Aufmerksamkeit folgt der Energie, wir atmen aus. Wiederum ist es wichtig, dass wir mit der Aufmerksamkeit weit nach unten, zumindest bis in die Beckenregion gelangen. Wenn das nicht mit einem Atemzug möglich ist, so ist auch hier ein zweiter erlaubt. Die Hände begleiten uns und sinken wiederum bis in die Ausgangsposition. Dort verharren wir, bis die Luft wieder knapp wird.
Diese Übung wiederholen wir sechsmal.

Zweites Absenken
Die Arme strecken sich seitwärts aus und beschreiben dann einen Bogen nach vorne, wobei sie am Schluss einen Kreis bilden. Dabei sind dann also die Ellbogen leicht gebeugt, die Fingerspitzen der beiden Hände sind sich nahe, ohne sich zu berühren und die Hände ungefähr auf Höhe des Haaransatzes.
Die Handflächen zeigen nach unten, aber auch ein bisschen zum Körper und so führen wir die Hände unter ruhigem Atmen nach unten. Die Aufmerksamkeit folgt ihnen. Wir bringen mit den Händen die Energie wieder nach unten.

Arbeit mit der Menschenenergie
Das Sinken der Arme endet etwas unterhalb des Nabels. Dort drehen sich die Hände so, dass die Handflächen zum Nabel schauen. Die Hände formen sich auch so, als ob sie etwas halten würden und in dieser Stellung verbleiben wir nach dem letzten Ausatmen wiederum, bis uns die Luft knapp wird.
Dann beginnen wir wieder gegen den Widerstand unseres Körpers, die Hände auf uns zu zu bewegen. Wie in der Arbeit mit der Erdenergie beschrieben, kommt beim Einatmen die Anspannung, beim Ausatmen das Loslassen. Aber dieses Mal ist es etwas anders. Wir schieben gedanklich die Energie, die da vor unserem Bauch liegt, in uns hinein, ja durch uns hindurch. Das erfordert Kraft und die Aufmerksamkeit folgt dem. Zuerst vorne an der Bauchdecke, dann hinten am Rücken. Wenn nach dem Einatmen wieder die Zeit gekommen ist, lassen wir los. Das kann jetzt durchaus zu einem schnellen Entspannen und Loslassen führen und die in den Bauch geschobene Energie kommt wieder heraus und bewegt die Hände nach vorne in die Ausgangsposition. In dieser verharren wir wieder, bis die Luft knapp wird und das Ganze beginnt von vorne.
Auch diese Ablauf wiederholen wir neunmal.

Drittes Hochführen der Arme
Nach dem neunten Mal sinken die Arme vor uns nach unten. Die Handflächen zeigen nach vorne und wiederum führen die Hände das Steigen der Arme.
Diese Mal sind sie nah beieinander, also bei 0° und steigen gestreckt bis in die Höhe der Stirn. Dort richten sich die Zeigefinger auf und verbinden sich energetisch mit dem Drittauge. Dabei nähern sie sich auch, indem die Ellbogen gebeugt werden.

Abschluss der Übung
Kurz vor dem Gesicht bilden die Hände dann ein Dach. Die Handflächen zeigen dabei nach unten und zueinander, die Fingerspitzen berühren sich fast.unter ruhigem Atmen werden die Hände nun in dieser Position so weit als möglich nach unten geführt. Gedanklich drücken wir einen Ball unter Wasser.
Wenn die Hände vor dem Bauch sind, wird dieser Ball dann freigegeben, indem die Hände nach seitlich vorne kippen. Dabei spüren wir die dadurch entstehende Entspannung. Danach beschreiben die Hände einen Bogen, indem sie zuerst die Leisten streifen, dann nach seitlich außen geführt werden und sich schließlich ausgestreckt vor dem Bauch wieder treffen. Wir fühlen nun in den Bereich zwischen Händen und Bauch, halten kurz inne und führen die Hände dann in die Ausgangsstellung am Bauch zurück.

Morgenübung – die energetische Übung

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich den Zugang zu ihr gefunden habe. Qigong ist zuerst einmal das Erlernen der Form. Erst wenn man diese so beherrscht, dass man nicht mehr darüber nachdenken muss, welche Bewegung als nächste kommt, erst dann beginnt das wirkliche Üben. In diesem Sinne halte ich auch einfache Übungen für wichtiger als komplizierte und es macht aus meiner Sicht auch wenig Sinn, wenn man jeden Tag eine neue Übung lernen will. All das befriedigt nur den Geist und ist vielleicht aus einer Angst heraus, sich nicht einzulassen auf das, was einem da begegnen wird: das eigene Selbst.

Die Morgenübung hat noch einen Aspekt. Dadurch, dass man sie nur bis 7 Uhr üben darf, wird man dazu genötigt, früh aufzustehen. Das ist im Winter ein bisschen schwieriger, aber letztlich bringt es einem einen fruchtbareren Tag. Ich habe früher gerne lang geschlafen, bin mittlerweile aber auch am Wochenende oft früh genug auf, um die Morgenübung zu machen. Letztlich ist auch gerade am Morgen fast immer die Zeit, um Qigong zu üben. Wer hindert einen schon daran, eine halbe Stunde früher aufzustehen.

Das mit der Zeit habe ich mittlerweile ein bisschen adaptiert. Es ist wohl okay, wenn man die Morgenübung gleich nach dem Aufstehen macht, auch wenn das erst um halb acht ist. Zumindest im Winter ist es da auch oft noch dunkel.

Wenn mich in der Nacht etwas nicht schlafen lässt (und die Metallzeit ist gekommen), so stehe ich gerne auf und mache die Übung. Sie holt mich wieder in die Mitte und fast egal, was das Problem ist: ich kann danach wieder einschlafen.

Auch dieses ständige Warten darauf, dass die Luft knapp wird, zeigt einem, worauf es im Leben wirklich ankommt. Seid sparsam mit Euren Ressourcen, dann wird Euch die Natur genug geben. Doch nun zur eigentlichen Übung. Ich überspringe die Aspekte, in denen es nichts Nennenswertes zu berichten gibt und ich oben bereits alles gesagt habe. Auch sind das in diesem Abschnitt meine Erfahrungen mit der Übung. Jeder kann persönlich etwas anderes erleben und sollte nicht auf das warten, was ich hier beschreibe, schließlich hat jeder eine andere Ausgangssituation.

Letztlich beschäftigt sich die Morgenübung mit drei Chakren und der Verbindung zwischen diesen: dem Wurzelchakra, dem Sakralchakra und dem dritten Auge sowie der energetischen Verbindung, die entlang der Wirbelsäule verläuft.

Hochführen der Arme

Dies betrifft alle Stadien, in denen die Hände zuerst losgelassen werden, bevor sie wieder nach oben steigen. Ja, sie steigen selbst, wenn man sie lässt. Man soll möglichst wenig dabei tun und die Hände dürfen die Führung übernehmen. Die Handflächen zeigen dorthin, wohin die Reise geht, erst nach vorne oder zur Seite, dann immer mehr nach oben. Auch spüre ich die Energie, wenn ich die Arme neben die Oberschenkel gleiten lasse. Dann ist das wie ein Band, wenn ich sie hebe. Das Band ist ungefähr dort seitlich am Oberschenkel befestigt, wo die Handflächen waren. Das ist lange zu spüren, ungefähr bis ich die Arme waagrecht habe.

Im Übrigen sind dieses Hochführen und auch das Senken der Arme jedem Qigong-Übenden auch aus anderen Übungen bekannt. Derartige Übungsteile kommen immer wieder vor.

Arbeit mit der Erdenergie

Ich merke, dass hier der Unterschied zwischen Spannung (im Qigong heißt das JING) und Loslassen (SONG) zunehmend größer wird. Wir beschäftigen uns hier mit der Energie der Erde, also mit unserem täglichen Tun. Die Spannungsphase spannt zunehmend meinen ganzen Körper, die Entspannung wird deutlicher. Angeblich reichen ein paar Sekunden Kontraktion, damit ein Muskel seine Leistungskraft nicht verliert. Ich habe im Winter meist keinen weiteren Sport getrieben und dennoch war das erste Laufen heuer im Sommer ziemlich leicht und ohne größere Probleme.

Was wir hier ansprechen, ist das Wurzelchakra und manchmal ist es auch zu spüren, wie es hinten am Ende der Wirbelsäule warm wird.

Dieser Teil der Übung entspricht unserer Arbeit, dem, was wir tun MÜSSEN. Im Rhythmus Anspannung (die Hände bewegen sich zum Körper; Tag, Arbeit) – Entspannung (die Hände bewegen sich vom Körper weg; Nacht, Freizeit) erledigen wir unsere notwendigen Arbeiten, schaffen die Basis fürs Leben.

Exkurs zu JING und SONG: Im Qigong ist es wichtig, dass sich Spannung und Entspannung immer wieder abwechseln. Im Wesentlichen geht es mit der Atmung einher und mit dem Einatmen spannt sich der Körper an, mit dem Ausatmen lässt die Anspannung nach. Da wir gerade letzteres in unserer angespannten Zeit immer weniger können, ist das einer der wichtigsten Aspekte von Qigong und erklärt vielleicht auch, warum Qigong auch auf den Blutdruck wirkt.

Absenken

Auch das betrifft jede unterschiedliche Art von Absenken. Das ist vielleicht einer der wichtigsten Aspekte der Übung. Die Energie muss immer Verbindung mit der Erde haben. Yogananda1 meint, dass es zu einer Überhitzung des Herzens führt, wenn wir die Energie dorthin leiten (also unsere Aufmerksamkeit hinlenken), ohne dass wir die entsprechende Verbindung vom Bauch her haben. Das ist wohl wie mit dem Wasser. Wenn es keinen Kanal gibt, bildet sich vielleicht ein Stau und nichts kann abfließen. Das wird dann schnell unangenehm, bindet die Aufmerksamkeit, was noch mehr Energie hinleitet. Unserer Lehrer nannten so ein Phänomen „Übungsschere“ und es kann in vielen unterschiedlichen Phasen der Übung passieren. Darum sollte man „absichtslos“ üben. Das lässt sich vielleicht am besten mit „nichts erzwingen wollen“ übersetzen. Einfach tun. Und wenn etwas unangenehm ist oder Schmerzen bereitet, weitermachen, nicht länger als nötig verharren, aber sich auch nicht drum herum schwindeln. Manchen Dingen nicht zuviel Bedeutung beimessen.

Und aus all diesen Gründen ist das Absenken so wichtig. Wir sind heute zu sehr oben. Die Leber treibt die Energie nach oben, ist unser Motor und wir überfordern sie in unserem heutigen Leben allzu oft. Darum führt die Aufmerksamkeit, die Konzentration, die Energie und damit letztlich auch das Blut nach unten. Begleitet die Finger auf ihrem Weg vor dem Gesicht, dann vor dem Körper bis zum Bauch. Dorthin gehört die Energie, dort ist unser Speicher, die Nieren und diesen müssen wir immer wieder auffüllen. Mit dem Absenken werden wir ruhiger, senkt sich die Frequenz unseres Pulsschlags und der Atmung, wir kommen in eine tiefere Ebene der Meditation und dringen auch in die Übung tiefer ein. Darum ist das Absenken wichtig und es ist ein Genuss, wenn man ihm folgen kann.

Arbeit mit der Himmelsenergie

Dieser Abschnitt hat sich für mich am meisten verändert. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich aufgrund eines Buches die Übung für mich etwas verändert habe. In meiner Ausbildung haben wir gelernt, dass wir die Himmelsenergie über Baihui einleiten. Im Buch stand, dass wir dies über das dritte Auge tun sollen. Interessanterweise kamen beide Sichten von ein und derselben Person, das Buch war nur 20 Jahre älter.

Ich weiß nicht mehr, was mich dazu brachte, dem Buch zu folgen. Vielleicht einfach die Frage: warum hat unser Lehrer diese Übung verändert, wo er doch dauernd erklärt, wie alt die Übungen alle sind?

Jedenfalls führte diese Änderung zu einer interessanten Erfahrung. Die Übung bewegte mich plötzlich, und zwar im wörtlichen Sinn. Ich konnte mich nicht mehr ruhighalten, mein Oberkörper begann zu schwingen. Um die Energie durch den Körper zu leiten, war diese Bewegung nötig, das spürte ich überdeutlich. Auch war da die Warnung, dass man die Energie aus dem Kopf bekommen sollte, damit man keine Kopfschmerzen bekommt. Diese Angst hatte ich nicht, aber ich spürte deutlich, dass die Energie gerade am Anfang sich im dritten Auge staute. Nach ein paar Sekunden kam sie auf die Schultern. Auch dort verweilte sie, bevor es mir gelang, sie zum Ende der Wirbelsäule zu leiten.

Das mit dem dritten Auge ist nicht mehr so. Mittlerweile überlasse ich es auch der Energie, wie sie den Weg in meinen Körper findet. Auch beschränke ich mich darauf, sie bis in die Gegend von Mingmen zu leiten. Mingmen ist der Sitz unserer Lebensenergie im Bereich der Lendenwirbel. Manchmal führe ich sie auch entlang der langen Leitbahnen (Blasen-, Gallenblasen- und Magenmeridian), dann aber bis zu den Füßen.

Jedenfalls hat mir das eines gezeigt: wenn man eine Übung richtig macht, so kommt man mit ihr in Resonanz und erst in dieser Situation kann sich was verändern. Und der alte Qigongsatz wird hier wahr: unten fest, oben leicht.

In unserer Realität entspricht dieser Teil unseren Träumen, den Visionen, aber auch den edlen Eigenschaften wie Weisheit, Nächstenliebe oder Güte.

Das Chakra, das wir hier ansprechen, ist das dritte Auge. Dieser Bereich ist energetisch gesehen sehr interessant. Direkt links und rechts daneben liegen die Punkte „Blase 2“, die ich eigentlich mehr spüre als das dritte Auge. In Blase 1 – der Punkt liegt etwas näher an den Augen, enden der YIN-Quiao-Mai und der YANG-Quiao-Mai. Diese Gefäße sind verantwortlich für den Energieaustausch zwischen der unteren und der oberen Körperhälfte und somit auch dafür zuständig, die Energie wieder nach unten zu bringen. Auch das Lenkergefäß geht durch das dritte Auge, allerdings bringt dieses die vereinigte YANG-Energie zum Kopf und führt dann bis zur Oberlippe und endet am Gaumen. Durch die Elsterbrücke (die Zunge liegt dabei am Gaumen) kann man hier den Energiefluss zum Vereinigungsgefäß herstellen. Dieses Gefäß vereinigt alles YIN und führt über die Körpermitte nach unten bis HUYIN und dann zurück zu Mingmen.

Arbeit mit der Menschenenergie

Seit ich mit der Übung in Resonanz bin, spüre ich hier die Energie. Ich kann sie fühlen, wie ich sie in den Körper hineinschiebe. Da ist zuerst die Bauchdecke und danach kommt Mingmen. Wenn die Spannung dann loslässt, schiebt die Energie meine Hände weg, ganz automatisch und oft auch ganz schnell. Am Ende dieses Abschnitts habe ich dann manchmal auch ein Kribbeln in den Händen.

Hier geht es um unser Leben im Hier und Jetzt. Die Energie geht in uns hinein, aber auch wieder heraus, auch durch uns hindurch. Wir werden sozusagen durchlässig, sind eins mit unserer Umgebung, nehmen diese mit allen Sinnen wahr. Damit wird es auch einfacher, die Umwelt zu ertragen, aber auch auf Herausforderungen zu reagieren. Wir sind vorbereitet und können mit Herausforderungen umgehen.

Mit diesem Teil der Übung sprechen wir das zweite Chakra, das Sakralchakra an. Es ist im Wesentlichen für unser Ego zuständig, beschäftigt sich stark mit dem was wir wollen und was wir nicht wollen, definiert also das ICH auch durch Abgrenzung (nicht ICH) und liegt ungefähr dort, wo Mingmen liegt. Möglicherweise ist es auch derselbe Punkt, allerdings habe ich dazu noch keinen Hinweis in der Literatur gefunden.

Resümee

Wenn ich rechtzeitig aufstehe, mache ich die Morgenübung. Wenn ich es nicht schaffe, etwas anderes. Das ist meine einzige Entscheidungsregel. Rechtzeitig ist für mich ein Beginn der Übung bis 6:50. Die Morgenübung ist für mich zu einem essenziellen Teil meines Lebens geworden und diese Erfahrung mit der Resonanz hat mir gezeigt, worauf es bei Qigong letztlich ankommt. Lass Dich auf eine Übung ein und schau, was sie mit Dir macht.

Wenn ich mich betrachte, so bin ich in dieser Zeit wohl noch unempfindlicher gegenüber äußeren Reizen geworden. Meine unteren Chakren sind ziemlich befriedet und ich kann mehr denn je „lassen“. Früher musste ich oft noch aktiv werden, heute kann ich abwarten, bis die Dinge von alleine geschehen. Ich denke, genau das ist es, was die Morgenübung bei mir bewirkt hat, dieses Arbeiten mit der Erde, mit dem Himmel und mit/an mir selbst. Und wenn es das war, so war es allemal die Zeit wert, die ich da investiert habe. Außerdem habe ich jede einzelne Minute genossen und würde sie schon alleine deshalb nicht missen wollen.

1Siehe Literaturverzeichnis

Augen-Qigong

Wenn ich diese Übung etwas blumig beschreiben soll, würde ich folgendes sagen: Stellen Sie sich vor, sie haben ein zerknittertes Tuch über ihren Augen liegen. Diese Übung glättet das Tuch.

Das zerknitterte Tuch entspricht wohl der Durchblutung Ihres Augensystems. Mit dieser Übung sorgen Sie für eine gleichmäßigere Versorgung des gesamten Systems und damit für ein besseres Sehen. Ähnlich wie beim Bügeln muss man es öfter anwenden, bis es wirklich funktioniert, aber jede einzelne Übung verbessert es ein bisschen. Ist alles glatt gebügelt, kann man die Übung wieder für einige Zeit aussetzen.

Nun zur Beschreibung: wie funktioniert das?

Die physische Übung

Die Übung besteht im Wesentlichen darin, dass wir die Energie um die Augen herum lenken. Dabei wenden wir die geteilte Aufmerksamkeit dafür an, beide Augen gleichzeitig mit gleicher Energie zu versorgen.

Wir schließen die Augen und beginnen im Dantian und leiten die Energie unten herum über das Lenkergefäß (entlang der Wirbelsäule) zu Baihui – dem höchsten Punkt am Kopf. An dieser Stelle halten wir kurz inne, unsere Aufmerksamkeit ist also jetzt an diesem Punkt ganz oben. So wie an jedem anderen der nun folgenden Punkte werden wir hier für zwei Atemzüge verweilen.

Danach gehen wir zum Drittauge und verweilen wieder für zwei Atemzüge. Mein Lehrer erklärte mir das Drittauge am Sitz der Zirbeldrüse, ihr könnt es aber auch zwischen den Augen visualisieren. Diese beiden Punkte entsprechen dem 7. und dem 6. Chakra und wir wissen, dass diese beiden Chakren für das gute Sehen verantwortlich sind.

Die auf der Grafik dargestellten Ziffern sind insofern wichtig, als ich mir beim Üben die jeweilige Zahl zweimal vorsage, wenn ich mich auf die Stelle konzentriere, also:

eins (Einatmen), eins (Einatmen) und danach zwei (Einatmen), zwei (Einatmen).

Danach teilt sich die Aufmerksamkeit und wir setzen das Zählen bei Blase 1 mit drei, drei fort. Die Punkte sind in der unteren Grafik dargestellt und es ist nicht so wichtig, wo diese genau sind. Rund um die Augen sind jetzt einige Meridianpunkte des Gallenblasen- und des Magenmeridians, aber lasst euch davon nicht zu sehr leiten. Ihr werdet bei den Übungen merken, dass die Punkte, auf die ihr Euch konzentriert, einmal näher beim Auge und einmal weiter weg sind. Mir passiert es vor allem nach längerer Pause, dass einzelne Punkte gar nicht gehen und andere umso besser, auch links und rechts wird völlig unterschiedlich sein. Aber wir bleiben dann nicht hängen und versuchen, diesen Punkt zu spüren, sondern schreiten einfach im Takt weiter voran.

Energiepunkte am Körper

Im Wesentlichen könnt Ihr Euch jetzt vorstellen, dass wir jeweils um 45° fortschreiten, wobei die geraden Ziffern oben, unten, links und rechts sind und die ungeraden immer dazwischen.

Der Punkt 10 macht mir persönlich immer die meisten Schwierigkeiten und ich hab das Gefühl, dieser Punkt ist etwas anders als die anderen. Vielleicht liegt es daran, dass wir hier direkt am Auge sind oder eigentlich genau genommen unter die Haut eindringen müssten, weil dort der Beginn des Sehnervs ist.

Wenn wir jetzt den Punkt 10 hinter uns haben, beginne ich wieder mit drei. Ich tue mich leichter, wenn ich jetzt anstatt drei mit dreizehn weitermache. So gibt die Zehnerstelle den Umlauf und die Einserstelle den jeweiligen Punkt an, also „drei“ zum Ein- und „zehn“ zum Ausatmen, alles wieder zweimal.

Ein Umlauf dauert so ungefähr eine Minute, je nach Atemfrequenz. So zählen wir dann hoch bis 70 (also insgesamt 7 Umläufe), wobei die 21, 22, 31, 32 usw. jeweils übersprungen werden, weil die Punkte 1 und 2 am Kopf und nicht um die Augen liegen. Nach 70, also dem Punkt, wo der Augennerv beginnt, gehen wir noch auf 73, also Blase 1 und leiten danach die Energie wieder ins Dantian.

Energiepunkte rund um das Auge

Manchmal will ich die Augen jetzt noch weiter schützen, dann öffne ich sie nur zögerlich, manchmal massiere ich auch noch die Augenbrauen oder lege meine Handinnenflächen auf die Augen, je nachdem, ob da noch etwas notwendig ist.

Die energetische Übung

Ab einem gewissen Alter kennt wohl jeder das Problem: man will etwas lesen und die Augen versagen den Dienst. Trotz der größten Anstrengungen wird es nicht scharf, egal wie nah oder fern man den Text vor den Augen hält. Doch immer, wenn mir das passiert, ist es wieder Zeit, das Augen-Qigong zu machen. Damit helfe ich mir seit bald 15 Jahren und kann eigentlich immer noch fast alles lesen.

Irgendwann damals habe ich begonnen, die Brillen meiner Frau zum Lesen zu benutzen und mir auch eine billige Lesebrille gekauft. Dann wurde ich auf Augen-Qigong aufmerksam. Seither liegen diese Brillen herum, weil ich dann im Herbst ein Seminar dazu gemacht habe.

Nach der TCM muss Energie in die Augen eintreten und aus ihnen austreten, damit wir gut sehen können. Zu wenig Yang bringt klare Flüssigkeit, zuviel YIN (das nicht abfließt) verklebt die Augen. Im Herbst tränen mir schnell die Augen und ich fühle mich in Wind und Kälte unwohl. Hier bringt diese Übung offensichtlich die Energie wieder in Ordnung.

Im Wesentlichen wird diese Übung die Durchblutung und Beweglichkeit der Augen verbessern. Direkt nach der Übung stellt sich ein warmes Gefühl in den Augen ein und sie sind gut mit Feuchtigkeit benetzt. Hinzu kommt, dass alles, was rot ist, mehr auffällt, das Rot also intensiver wirkt. Und man kann kleine Texte wieder ohne Anstrengung lesen.

Qigong hilft uns, den Energiefluss zu verbessern. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Mit anderen Worten, wenn wir uns auf eine bestimmte Stelle unseres Körpers konzentrieren, steigert dies die Energie an der Stelle. Und wo das Qi (die Energie) ist, dorthin geht auch das Blut.

Das Zentrum, „das Meer“ unserer Energie ist unser Unterbauch (Dantian). Dort beginnt man mit der Konzentration bei vielen Übungen. Qigong sorgt auch für eine Harmonisierung von Körper, Herz und Atmung. Wir werden ruhiger, können uns besser konzentrieren. Letztlich ist es eine Form der Meditation.

Wichtig ist auch noch, dass wir manchmal die Energie in zwei Richtungen schicken. Das nennt man dann geteilte Aufmerksamkeit. Wir konzentrieren uns also auf zwei Stellen gleichzeitig. Nicht so einfach, aber es wird mit ständigem Üben immer besser gehen. Wie überhaupt diese Übungen erst bei mehreren Wiederholungen gut funktionieren.

In den ersten Jahren machte ich diese Übung täglich, zeitweise zweimal am Tag, ungefähr in der Zeit von Oktober bis Jänner. Irgendwann merkt man dann, dass man es nicht mehr braucht und es geht wieder ohne.

Besonders, wenn man das Gefühl hat, die Augen sind belastet oder man schafft das mit dem Sehen nicht mehr, also Angst davor hat, etwa Kleingedrucktes zu lesen, sollte man die ca. 7 Minuten Zeit finden, diese Übung durchzuführen und das dann am besten solange täglich, bis dieses Gefühl der Überlastung wieder weg ist.

Ich habe mir angewöhnt, diese Übung in den öffentlichen Verkehrsmittel durchzuführen. So nutze ich diese Zeit effektiver. Mittlerweile wärme ich die Augen bei meinem täglichen Qigong durch Auflegen der Hände, was meine Übungspraxis im Augen-Qigong deutlich reduziert. Ich würde sagen, dass ich es derzeit im Anlassfall vielleicht 20-30 Mal im Jahr praktiziere.