Grundlagen von Qigong

Ulli Olvedi zählt in ihrem Buch sechs Wege oder vielleicht besser Zecke auf, warum man Qigong übt bzw. was man damit erreichen kann1:

  • Weg zum Erwachen und zur Erleuchtung – meditative Übungen
  • Weg zum natürlichen Austausch – Übungen des Einsammelns von Universalem Qi, Übungen des Aussendens von Qi zu Heilzwecken
  • Weg zum Dao Yin – Bewegungsübungen, Übungen zur Zirkulation des Qi
  • Ergänzender Weg zur Kultivierung des Dao – Stehen, Sitzen, Liegen in Meditationshaltung
  • Weg zur metaphysischen Diagnose – Übungen der inneren Visualisation, „Röntgen-Qigong“, Handdiagnose
  • Weg zu übernatürlichen Fähigkeiten – Übungen, die nur direkt von Lehrer zu Schüler vermittelt werden.

Wenn man nun die letzten beiden Wege ausnimmt, die spezielle Weiterentwicklungen darstellen, so gibt es wohl drei Gründe, Qigong zu üben:

  1. Zur spirituellen Entfaltung (Weg zum Erwachen und zur Erleuchtung) bzw. zur Selbstfindung
  2. Zu medizinischen Zwecken (Weg zum natürlichen Austausch)
  3. Zur Stärkung der Kräfte und des Körpers (Weg zum Dao Yin).

Die Meditation dient in allen drei Bereichen der Stärkung. Doch nach diesem Versuch der Schachtelbildung nun zu einem etwas persönlicheren Zugang.

Was ist überhaupt Qigong?

Wenn ich so in meinen alten Qigong-Büchern blättere, die ich mir in den 90er Jahren gekauft habe, so werden dort alle möglichen Wundertaten versprochen. Vielleicht wollten die Autoren die Sache ja nur interessant machen, was mich aber damals schon ansprach war der Aspekt, Qigong zur Beseitigung von Krankheit oder zur Erhaltung von Gesundheit einzusetzen. Requena weist darauf hin, dass Qigong einerseits für Kampfkünste, andererseits für medizinische Zwecke verwendet wurde2 und schildert auch Übungen zur körperlichen Unverwundbarkeit.

Wenn man heute so auf das Ganze blickt, so hat es sich nicht bewahrheitet. In meiner vor kurzem abgeschlossenen Ausbildung zum Qigong-Lehrer kam das Thema Heilung praktisch nicht vor. Wir erfuhren in keiner Weise, welche Übungen zu welcher Behandlung eingesetzt werden sollten. Hinzu kommt, dass mir mittlerweile etliche Qigong-Lehrer bekannt sind, die an Krebs erkrankt oder an ihm gestorben sind. Was ist da passiert? Hat einfach der Transfer in den Westen nicht funktioniert? Aber warum? Ich denke, es gibt im wesentlichen zwei Gründe.

Zum einen ernähren wir uns anders und Qigong kann nur funktionieren, wenn es gutes Qi zum Verteilen hat. Mit unserer Nahrung nehmen wir aber immer weniger von diesem guten Qi auf. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass mich Qigong auf meinem Weg nicht weiterbringt, obwohl ich davon überzeugt bin und es eigentlich täglich fast eine Stunde lang übe. Eine Besserung hat dann erst eine Ernährungsumstellung gebracht. Mehr dazu im Kapitel Ernährung.

Zum anderen leben wir aber auch mehr im YANG als die alten Chinesen. Es muss immer alles besser, größer, stärker sein. Wir suchen nicht die goldene Mitte und allein deshalb ist die Philosophie von Qigong bei uns nicht wirklich interessant. Westliche Therapeuten, die auch in China arbeiten, berichten davon, dass die chinesischen Zungen glatter sind. Sie führen es auf den Einfluss der Emotionen zurück, die ja alle über das Herz gehen und die Zunge ist der Ausdruck des Herzens. Mehr dazu im Kapitel über Emotionen. Mein Lehrer schreibt in seinem Buch noch, dass es um das „Qigong-Leben“ geht3. Da gibt es viele Aspekte, deren Einhaltung uns in unserer Gesellschaft sehr schwer fällt, alleine wenn wir erfolgreich sein und nicht als Außenseiter gelten wollen. Jeglicher Ehrgeiz, übermäßiger Stolz, Karriere. Ist das alles letztlich mit Qigong unvereinbar und mildern wir die Auswirkungen letztlich nur ab, anstatt sie zu beseitigen und darüber hinaus was Gutes für uns zu tun? Dies ist sicher ein Thema, dem man noch sehr viel mehr an Aufmerksamkeit widmen könnte. Was versteht man jetzt eigentlich unter Qigong?

Unter dem Begriff „Qigong“ sind eine Reihe von zum Teil uralten chinesischen Übungen zusammengefasst, die teils bewegt, teils nur in der Vorstellung durchgeführt werden und zum Erhalt bzw. zur Verbesserung der Gesundheit von Generation zu Generation weitergegeben wurden.

Gesund alt werden ist in China seit sehr langer Zeit wichtig und wer das richtig macht, wird gesund über 100 Jahre alt, so zumindest die Theorie4. Allerdings ist die Gesundheit nicht das einzige Ziel. Wie schon erwähnt, bedient sich auch mancher Kampfsport dem Qigong und die bekanntesten Vertreter sind wohl die Shaolin-Mönche, Jacky Chan oder Bruce Lee. Natürlich gibt es auch einen sprituellen Hintergrund.

Auch das Ziel von Yoga war ursprünglich ein religiöses. Nach Pramahansa Yogananda, der ab 1920 Yoga in den Westen bzw. in die USA brachte5, dienen die Ashanas einzig und allein dazu, dem Körper langes Ausharren in der Meditationshaltung zu ermöglichen, um die Erleuchtung zu erlangen6. Eigentlich war Yoganandas Ziel, einen Austausch zwischen den Religionen herzustellen.

Die Leser kennen sicher den einen oder anderen, der Yoga ausübt. Sie können ja bei Gelegenheit einmal fragen, warum Ihre Bekannten dies tun, aber wohl nicht, um Erleuchtung zu erlangen.

Während Yoga also im Laufe der Zeit ziemlich in unsere Kultur integriert wurde und es dabei wohl um Dinge wie Erhalt eines perfekten Körpers, Entspannung oder Dehnung geht, ist dem Qigong das bisher erspart geblieben, zumindest in der Schule, die ich kenne. Vielleicht ist es deshalb manchmal ein bisschen spröde in der Anwendung, weil es sich schwer integriert. Einige meiner Kollegen versuchen, zumindest das „Sich wohlfühlen“ als Maxime zu sehen. Allerdings gelingt auch das nicht immer. Qigong entwickelt die Persönlichkeit, wenn man es nur konsequent genug anwendet, und nicht alles, was da zum Vorschein kommt, ist zum Wohlfühlen. Da sind auch Erkenntnisse dabei, die alles andere als erwünscht sind und man wird mit Situationen konfrontiert, die manchmal ganz schön fordern. Aber genau das mach Qigong aus: sich auf das Leben einzulassen, jeden Tag ein bisschen mehr.

Eine Analogie

Wenn man den Ernährungsprofis zuhört, so kommen alle letztlich zu demselben Ergebnis: Wir können unserem Geschmack nicht mehr vertrauen. Eine schwache Milz entwickelt eine Gier nach Süßem, was uns dazu treibt, Schokolade zu essen. Und tatsächlich behebt das unseren Energiemangel, zumindest für kurze Zeit. Was aber eigentlich passiert, ist dass diese Schokolade zu einer Übersäuerung führt und zu einem Stress in der Bauchspeicheldrüse. Diese bekommt einen Zuckerschock, reagiert entsprechend, bereitet sich eigentlich auf Essen vor, aber es kommt nichts und spätestens zwei Stunden später wiederholt sich dasselbe Spiel.

Ernährungsberater drängen deshalb zumindest anfangs zu bestimmten Diäten, die strikt einzuhalten sind. Erst nach einiger Zeit können wir uns danach richten, was uns der Körper sagt. Erst wenn wir wieder im Gleichgewicht sind, können wir dem Drang nach Süßem nachgeben und er wird nur mehr ein leiser Hauch im Vergleich zu der Gier sein, die wir vorher hatten.

Ähnliches bewirkt Qigong. Im Laufe des Lebens verlernen wir, auf unsere eigentlichen Bedürfnisse zu hören. Ängste, Konventionen der Gesellschaft, persönliche Abneigungen, Wünsche, all das verfälscht unseren Blick auf das, was wir tatsächlich brauchen. Und auch hier entwickeln sich wie beim Essen Negativspiralen, entsteht Gier beispielsweise nach immer mehr Sicherheit, immer mehr Besitz oder auch nach Nähe zu einem Menschen, der uns vielleicht gar nicht gut tut. Qigong hat nun die Kraft, uns aus dieser Negativspirale zu befreien. Ähnlich gesunder Ernährung kann Qigong diese Gewohnheiten, die uns durch ihre ständige Ausübung schaden, aufbrechen. Allerdings ist es hier wie bei der Ernährung. Wir müssen eine Zeitlang sozusagen eine Diät einhalten, dem Weg folgen, den uns ein Lehrer vorgibt. Im Wesentlichen geht es dabei darum, die vorgegebene Form einzuhalten. Was das ist, erkläre ich jetzt.

Jede Qigong-Übung enthält definierte Bewegungsabläufe, die wir anfangs lernen müssen. Wir brauchen unsere Konzentration, um diese Übungen auszuführen und wir werden von unserem Lehrer korrigiert, wenn diese Übungen von der Vorgabe abweichen. Das ist die Form. Jede Übung hat eine andere Form, aber im Wesentlichen geht es hier immer um dasselbe. Wir müssen dieser Form folgen, um unsere falschen Gewohnheiten einmal aufzubrechen.

Mit der Zeit gehen die Übungen in Fleisch und Blut über. Wir müssen jetzt nicht mehr nachdenken, wie die Übung genau abläuft, es passiert einfach. Unsere Konzentration wird nicht mehr benötigt, unser Geist kann leer werden, wie bei einer Meditation. Ab einem bestimmten Zeitpunkt beginnt die Übung nun, sich zu verändern. Jetzt löst sie in uns die Blockaden, die wir über Jahre hinweg aufgebaut haben, befreit uns von den falschen Gewohnheitsmustern. Wir sind beim Inhalt der Übung angelangt.

Aber ähnlich wie bei der Ernährung gilt auch hier: wir müssen zuerst einmal dem Weg folgen, der durch unseren Lehrer, durch die Form der Übung vorgegeben ist. Erst, wenn wir dies einige Zeit lang gemacht haben, sind wir in der Lage, den wahren Weg zu erkennen und können wir uns auf die Übung einlassen. Sie wird dann genau dort wirken, wo wir das brauchen. Dabei lösen sich körperliche Blockaden und falsche Verhaltensmuster gleichermaßen und oft sind diese beiden Beschwerden zwei Seiten einer Medaillie.

Wirkung von verschiedenen Qigong-Übungen

Auch wenn ich einleitend nun die Gesundheit als oberste Prämisse der Qigong-Übungen erklärte, so hat doch jede Übungsreihe einen etwas anderen Schwerpunkt und einen leicht differenzierten Zugang dazu. Ich möchte in diesem Abschnitt meine Erfahrungen dazu bzw. die Erfahrungen von Kollegen, die ihr Wissen mit mir teilten, zusammenfassen. Auch habe ich all die Beschreibungen aus Qigong-Büchern, die ich gefunden habe, hier dargestellt, um zu einer Übersicht zu kommen. Dieses Kapitel lebt und ich freue mich über jede Rückmeldung von Qigong-Erfahrenen.

Die acht daoistischen Übungen (TAIYIYUANMINGGONG)7

Gerhard Wenzel nennt den Zweck dieser Übung als „das Qi der Natur […] aufzunehmen, um das ursprüngliche Qi des Menschen wieder aufzufüllen. Die Übung bring YIN und YANG ins Gleichgewicht, sie verbessert die Zirkulation von Qi und Blut und macht die Meridiane durchlässig…“8

Die demanthenen Übungen (JINGANG QI GONG)9

Diese Form wurde angeblich von Bodhidharma, einem indischen Mönch, der ins Kloster der Shaolins im 6. Jahrhundert n.Chr. Kam und als Begründer des Chan-Buddhismus in China gilt, entwickelt10.

Bei diesen Übungen handelt es sich um eine Form, die vorwiegend Muskulatur und Sehnen kräftigt. Hier kann man innerhalb von 20 Minuten ganz schön ins Schwitzen kommen und die Wirkung ist mit der von einer Runde im Fitnesscenter vergleichbar. Diese Übungen trainieren vor allem die Sehnen in Stärkung und Dehnung und geben einem bei regelmäßiger Anwendung auch das Gefühl von Kraft.

Aus Sicht der TCM wirkt diese Übung wohl vorrangig auf die Leber und die Milz. Da aber auch der Rückenbereich gestärkt wird, kommt dies wahrscheinlich auch dem Nieren-Yang zugute.

Die achtfache Rückkehr (BAFANHUANGONG)11

Die FanHuanGong sind eine alte Übungsserie, bei der jeweils eine Übung einem Chakra zugeordnet werden kann. Das Wort „Ba“ heißt acht und sagt, dass es sich um insgesamt acht Übungen handelt. Diese Übungen erfordern Koordination und Gleichgewichtssinn, da sie zum Teil auf einem Bein und ziemlich bewegt durchzuführen sind.

Diese Übungen wirken vor allem auf die Chakren und helfen wohl auch als Vorbeugung gegen Demenz oder Alzheimer.

Für Kenner dieser Übungsserie hier eine Beschreibung der zweiten Übung. Diese Übung richtet sich an das zweite Chakra, das im Wesentlichen für das Ego steht und für Wollen und Nicht Wollen zuständig ist.

Die Übung beginnt damit, dass wir tief hinuntertauchen und unser kleines Kind aus dem ersten Chakra, der Allgemeinheit holen.Wir richten uns damit auf und wachsen, dehnen uns aus. Dann kommt eine Dreifachbewegung, die ich mit einem Initiationsritus vergleichen möchte. Hier müssen wir zeigen, was wir können. Danach müssen wir uns gegen den Druck der anderen verteidigen und dann die Wogen glätten. Jetzt wird es Zeit für was Großes, das wir da aus dem Wasser ziehen und nach oben bewegen. Dann setzen wir uns die Krone aus und bringen was über den Kehlkopf zum Ausdruck, bevor wir wieder ganz groß werden und in den Himmel aufsteigen.

Ich sehe das im Wesentlichen als die Entwicklung des Menschen, der Körperseele Po, die mit der Geburt beginnt, über die Initiation und die Durchsetzung zum Verwirklichen des eigenen Traumes (mit der Krönung) führt und dem Auffahren in den Himmel, dem abschließenden Großwerden, endet.

Die Morgenübung (SAN BU SAN)12

Die Morgenübung darf nur in den frühen Morgenstunden zwischen vier und sieben Uhr geübt werden. Sie beschäftigt sich mit den drei Energien, der Energie der Erde, der des Himmels und der des Menschen.

Diese Energien können als Feuer, Erde, Wasser interpretiert werden13 oder die drei Erwärmer oder aus Qi-Sicht Lunge, Milz und Niere. Oder wenn wir uns mit den Chakren beschäftigen: da sind es das erste (Erde), das zweite (Wasser) und das sechste Chakra.

Von den Elementen her stärkt die Morgenübung direkt das Metall und indirekt das Wasser. Das Metall ist einerseits durch die Uhrzeit direkt angesprochen (wir üben in der Metallzeit), andererseits wird gerade im dritten Teil die Perestaltik des Darms aktiviert. Das Wasser wird einerseits durch das Metall genährt14, andererseits ist das Wasser im Sinne der Mittags-/Mitternachtsregel das in der Organuhr gegenüberliegende Element15.

Der erste Teil der Übung beschäftigt sich mit dem Erd-Qi (oder mit dem Nieren-Qi? Nach Maciocia gibt es die Widerspiegelung der drei Energien in ). Dabei werden auch die Knöchel bewegt und die Aktivierungspunkte des Qiao-Mai bedient. Die Erde ist in der TCM zweierlei. Einerseits ist es unsere Basis und das YIN, aber sie ist auch unser Zentrum, was sich auch dadurch ausdrückt, dass seine beiden Organe, die Milz und der Magen, beide zum mittleren Erwärmer gezählt werden.

Es gibt aber noch andere Verbindungen. So wirkt der zweite Teil der Übung auf den Punkt Blase 1 ein. Dieser ist nicht nur der Startpunkt des dem Wasser zugeordneten Blasenmeridians, sondern auch Start- und Endpunkt der beiden Qiao-Gefäße. Diese sind nach Maciocia für den Ausgleich von YIN- und YANG-Exzessen zuständig und außerdem eng mit Lenker- und Konzeptionsgefäß verbunden. Die Qiao-Gefäße folgen in etwa dem Verlauf von Blasen- und Nierenmeridian. Allgemein gesprochen sind die Gefäße auch jene Bereiche des Körpers, die die Nierenessenz beinhalten. Sie verbinden darüber hinaus die außerordentlichen YANG-Organe wie Gebärmutter und Gehirn sowie die vier Meere (dazu gehören der Brustraum generell sowie wiederum das Gehirn, allerdings energetisch gesehen) mit den Organen und versorgen den Bereich zwischen Haut und Muskel mit Flüssigkeiten, sind also für die Lymphe zuständig.

Insbesondere im zweiten Abschnitt wird auf den Punkt Blase eins eingewirkt, an dem sich der YIN Qiao Mai mit dem YANG Qiao Mai verbindet. In der Folge wird dann der YANG Qiao Mai geöffnet und genährt. Den Abschluss bildet wieder eine Squenz, die nochmals auf den Punkt Blase 1 einwirkt. Dieses Mal aber geht es um die YIN-Energie, die vorne nach unten gedrückt wird und dann auf Höhe des Dantians ausgelassen wird, damit sie dorthin geht, wo sie gebraucht wird.

Der dritte Teil der Übung konzentriert sich im Mingmen, im ministeriellen Feuer, dem Yang-Aspekt der Niere.

Und beim Abschluss bringen wir nochmals das Feuer des Mittelfingers in Kontakt mit den Punkten Blase eins. Das hat wohl was mit „Feuer unter das Wasser bringen“ zu tun. Herz und Niere sind eng miteinander verbundene Partnerorgane und wir nutzen hier offensichtlich die Kraft des Herzens, um die Nieren zu stärken.

Nieren-Qi stärkendes Gehen (Xi-Xi-Ho)16

Diese Übung wird auch nierenstärkendes Tun bezeichnet und ist jene Übung, die Krebspatienten empfohlen wird. Wie der Name schon sagt, wirkt diese Übung auf die Nieren und dem diesem Organ zugeordneten Anteil des Geistes, den Willen, weshalb diese Übung auch für Krebspatienten so wichtig ist. Es gibt abgewandelte Formen für die anderen inneren Organe wie das herz-Qi stärkende Gehen, das Lungen-Qistärkende Gehen, das Milz-Qi stärkende Gehen oder Leber-Qi stärkende Gehen.17

Übungen zur Öffnung der Gelenke18

Diese Übungen sind Lockerungsübungen im klassischen Sinn, die z.B. zum Aufwärmen vor Tai-Ji-Quian-Training verwendet werden. Die Öffnung der Gelenke ist natürlich wichtig für den Qi-Fluss und kann im Akutfall helfen, Probleme an gewissen Stellen zu lindern bzw. aufzulösen.

Eine ähnliche Übungsreihe beschreibt Zöller unter dem Titel „Die achtzehnfache Methode der Übung“ (Liangong Shibafa)19. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf „Gymnastik“ und es wird bewusst auf „…Qi, seine Leitung über die Meridiane, Meditation und Atmung als Qi-Motor…“ verzichtet.

Die Bewegung des Reinen Qi im kleinen Energiekreislauf20

Diese Übung wird auch kurz als „kleiner Energiekreislauf“ beschrieben21. Dabei wird das Qi entlang der Wirbelsäule nach oben geleitet und entlang der Mittellinie des Körpers vorne wieder nach unten.

Der wesentliche Effekt bei dieser Übung ist das Spüren, aber auch die Akzeptanz, dass YIN und YANG zusammengehören. Ist man zu schnell (zu viel YANG), so verliert man das Spüren (YIN), konzentriert man sich zu sehr auf das Spüren (zu viel YIN), so bleibt man stecken und kommt über einen gewissen Punkt nicht hinaus (fehlendes YANG). Nur im richtigen Mittelmaß funktioniert diese Übung und alleine, das zu akzeptieren, ist eine wichtige Lehre daraus.

Die Bewegungen der fünf Tiere22

Der Arzt, der diese Übungen entwickelte, empfahl sie z.B. im Einsatz gegen Bluthochdruck, Nervenschwäche, Magen- und Leberentzündungen und Lungenerkrankungen. Letztlich empfiehlt er Bewegung, um Appetit zu erzeugen und den Körper dadurch anzuregen. Damit sind wir dann ja eigentlich beim Sport.

Augen-Qigong

Ich habe das nun vor mittlerweile knapp 15 Jahren gelernt. Damals war ich bereits im Supermarkt und habe mir eine günstige Brille gekauft. Aber seither mache ich diese Übungen und habe die Brille nie verwendet.

Was für die Augen auch noch wichtig ist, das ist der Zyklus der Jahreszeiten. Im Frühjahr ist die Leber, die die Augen mit Energie versorgt, stark. Da haben wir auch viel Licht und die Augen funktionieren gut. Das gilt auch noch für den Sommer, aber im Herbst wird das Licht weniger und die Augen müssen sich mehr anstrengen. Im Winter haben dann die Nieren keine Kraft, um die Leber mit Energie zu versorgen. Alles zieht sich zurück. Gerade in dieser Zeit, in Herbst und Winter, ist es wichtig, die Augen mit zusätzlicher Energie zu versorgen und zwar immer dann, wenn die Augen zu sehr belastet werden. Auf diese Weise habe ich die Altersfehlsicht nun schon viele Jahre hinausgeschoben.

1Siehe Olvedi, Seite 51

2Siehe Requena, Seite 24

3Siehe Wenzel[1], Seite 239ff

4Siehe Der gelbe Kauser, Seite 17

5Siehe Yukteswar, Buchbeschreibung

6Siehe Yogananda, Seite 113

7Siehe Wenzel[1], Seite 401ff

8Siehe Wenzel[1], a.a.O.

9Siehe Zöller, Seite 129f

10Vergleiche Olvedi, Seite 57

11Siehe Wenzel[1], Seite 338ff

12Siehe Wenzel[1], Seite 395ff

13Siehe Maciocia[2], Seite 84

14Siehe Kapitel Der Ernährungszyklus, Seite 40

15Wenn man die Organuhr ansieht, so stellt man fest, dass 12 Stunden nach dem Metall das Wasser kommt. Zur Mittags-/Mitternachtsregel siehe Kapitel xxx

16Siehe Wenzel[1], Seite 333ff

17Siehe Zöller unter dem Begriff „Bummelgang“, Seite 299ff

18Siehe Requena, Seite 198f

19Siehe Zöller, Seite 197ff

20Siehe Zöller, Seite 63ff

21Siehe Olvedi, Seite 175ff

22Siehe Zöller, Seite 256ff

Abschlussübung dreifaches Reiben

Zum Abschluss der Meditation empfiehlt es sich noch, eine Reihe von ANMO-Übungen durchzuführen. ANMO ist Selbstmassage und ein eigener Zweig des Qigongs. An dieser Stelle möchte ich die minimale Abschlussübung beschreiben. Jeder kann sie durch individuelle weitere Massagen ergänzen.

Man hebt die Hände vor die Brust und reibt die Handflächen 24 Mal aneinander. Nach dem letzten Mal führt man die Hände entlang der Körpermitte nach unten bis zum Nabel, dann entlang des Gürtelgefäßes (das ungefähr entlang der Taille fließt) nach hinten zu den Nieren und reibt 81 Mal die Nieren. Dabei führt man die Hände am Rücken seitlich der Wirbelsäule und knapp unterhalb der Rippen auf und ab. Man kann den ganzen Bereich bis zum Kreuzbein einschließen und spüren, was einem gut tut. Die Nieren mögen es warm und sind unser wesentlicher Energiespeicher, darum heißt dieser Teil der Übung auch „Nieren wärmen“.

Nach dem 81. Mal kann man die Hände noch auf den Nieren liegen lassen und der Wärme nachspüren, bevor man sie in großem Bogen wieder vor die Brust führt und dort wieder die Hände 24 Mal reibt. Danach kann man abschließen oder die Hände vors Gesicht führen, sie dann „wie ein Buch“ öffnen und die gewärmten Handflächen auf die Augen legen. Dort lässt man sie wiederum einige Sekunden liegen und spürt die Wärme in den Augen, bevor man mit den Fingern über den Kopf zum Nacken die Energie „ausstreicht“. Dieses Ausstreichen kann man ein paarmal wiederholen, bevor man dann die Hände wieder zu Dantian führt und in die Grundstellung kommt. Danach öffnet man die Augen und „schaut bewusst und klar“. Man sucht sich am besten ein Objekt, auf das man dann kurz fokussiert. Damit ist die Übung beendet und der Tag beginnt.

Die Meditation

Worum geht es bei der Meditation? Als ich das vor kurzem gefragt wurde, war mir gar nicht klar, wie sinnvoll und wichtig diese Frage ist. Mittlerweile gibt es viele Arten von Meditationen, wenngleich wohl all diese „Abarten“ nur eine Art Flucht vor der wahren Meditation sind.

Eigentlich geht es an dieser Stelle darum, die Gedankenströme loszuwerden, das „Gedankenpferd“ zu zähmen, zur Ruhe zu kommen, leer zu werden. So einfach ist das, aber gleichzeitig auch so schwierig. Wer es je versucht hat, wird festgestellt haben, dass der Geist keine Ruhe gibt. Dass es da immer wieder Ablenkungen gibt, die einem in den Sinn kommen, und seien es nur die entferntesten Geräusche, der eigene Herzschlag oder das Summen im Ohr, die man in der Stille plötzlich wahrnimmt.

Doch genau darum geht es hier. Ich schenke mir diese paar Minuten. In dieser Zeit muss ich nichts anderem hinterherlaufen, keine Probleme lösen, keine Bedürfnisse befriedigen. Da darf ich einfach nur da sein. Vielleicht so, wie manche gerne in der Sonne liegen oder wie man auf einem Berg die gute Aussicht genießt oder nach getaner Arbeit einen Moment innehält. Genauso. Man muss jetzt auch nicht krampfhaft versuchen, leer zu werden oder die Energie irgendwohin zu lenken. Lasst es sein, einfach nur sein lassen.

Das alles ist jetzt nicht so einfach erreicht, aber glaubt mir, es wird mit jedem Tag ein bisschen besser. Und wenn da ein Problem ist, das Euch beschäftigt, so lasst es zu, ihr bekommt ohnedies keine Ruhe, wenn ihr versucht, es wegzuschieben. Wenn möglich, so löst es vorher oder schreibt es Euch auf oder macht etwas, damit ihr es loslassen könnt. Oder aber ihr widmet Eure Zeit an diesem Morgen oder zu dieser Stunde eben diesem Problem und werdet morgen wieder leer.

Zwang ist an dieser Stelle verkehrt und doch ist es wichtig, dass wir jeden einzelnen Versuch dem eigentlichen Thema widmen, wenn es irgendwie geht. Wie der Bambus nicht versucht, dem Wind zu trotzen, aber wieder aufsteht, sobald er vorbei ist. Also wenn man auch gestern ein Problem lösen durfte, so soll es nicht zur Gewohnheit werden, dass man sich ein Thema sucht, welches es zu lösen gilt. Das Ziel ist, leer zu werden und mit der Leere kommen wir letztlich in die Aufmerksamkeit, werden aufnahmebereit der Umwelt und auch uns selbst gegenüber. Die Wichtigkeiten verschieben sich, wir lernen, uns zu hören, uns zuzuhören, beginnen, im Innen zu leben und nicht mehr im Außen.

Es ist neben dem Leerwerden mindestens ebenso wichtig, dass man die Meditationshaltung erlernt. Da gibt es Lehrer, die Abkürzungen empfehlen, Meditieren im Sitzen oder auf Kissen oder Schemeln. Ja, wenn man körperlich nicht in der Lage ist, die Meditationshaltung einzunehmen, so ist das eine Alternative. Ich hatte kaputte Hüften und da war der Lotussitz nicht machbar. Aber auch nur dann – und wiederum gilt: sucht keine Ausreden und lasst diese auch nicht gelten!

Also zur Meditationshaltung. Das Ziel ist zumindest der halbe Lotussitz. Man setzt sich auf den Boden, am besten auf einen Teppich, an eine Stelle, wo es warm ist und nicht zieht, wo man hinter sich eine feste Wand hat in einem Raum, der aufgeräumt ist, gut durchlüftet und ohne üble Gerüche. Ich beginne mit dem Schneidersitz und massiere dann Mi41. Nach ein paar Sekunden lege ich den linken Fuß unter den rechten und den rechten so über den linken, dass das Fußgelenk zwischen Unter- und Oberschenkel Platz findet. Damit sind die Fersen zwar etwas vom Gesäß weg, aber meine Fußgelenke sind gut entspannt.

Danach versuche ich nun, den Rücken zu entspannen. Dies erreiche ich durch Dehnungen im Kreis gegen den Uhrzeigersinn. Dabei gehe ich jedem Schmerz nach, so weit es geht, verhart ein bisschen in dieser Stellung. Wichtig ist dabei, dass man zwischen der Brust- und der Lendenwirbelsäule unterscheidet. Die Brustwirbelsäule erreicht man durch starkes Senken des Kopfes, die Lendenwirbelsäule, indem man den Brustkorb bewegt. Wenn die Schmerzen zu stark werden, so geht man weiter, probiert es bei der nächsten Runde oder auch am nächsten Tag.

Ich hatte lange Zeit das Problem, dass meine Dehnung nicht ausreichte. Gerade im Beckenbereich muss man in der Lage sein, entspannt zu sitzen, ohne dass es einen nach hinten zieht. Wenn man der Meinung ist, dass man genug gedehnt hat, richtet man sich auf. Ich beginne dabei immer mit leichter Vorlage. Wenn ich zu weit nach hinten komme, spannen sich meine Oberschenkel. Wenn ich zu weit vorne bin, kann ich meine Schultern nicht loslassen. Gerade diesen einen Punkt zu finden, der da dazwischen ist, das ist die Kunst der richtigen Haltung. Wenn man ihn erreicht hat, dann merkt man, wie die Schultern ihre Anspannung verlieren, wie sie sich senken und senken, wie sich die Schultergelenke nach hinten bewegen und die Schulterblätter nach unten, wie die Haut am Rücken plötzlich ihre Spannung verliert, wie es zu kribbeln beginnt und das Blut wieder fließt.

Erst in dieser Position kann das Chi, die Energie über die Wirbelsäule nach oben bis in den Kopf gelangen. Sie kommt dann ganz von selber, da braucht man sonst nichts mehr tun. Erst jetzt ist man bereit für die Meditation und ich denke, dass es ganz wichtig ist, diesen Weg zu gehen, diese Dehnungen und Entspannungen zu meistern, die Muskulatur so zu trainieren, dass der Körper in dieser Position verharren kann, vielleicht auch einmal stundenlang. Erst dann macht die Meditation einen Sinn. Man kann auch nicht eine Wallfahrt mit dem Bus machen und gleich in die Kirche gehen und sich den Weg ersparen. Beides gehört zusammen.

Die Übung ist zu Ende, wenn ich das Gefühl habe, dass der nächste Schritt kommt. Dies erfolgt ziemlich von alleine. Der nächste Schritt ist die Abschlussübung des dreifachen Reibens.

Exkurs zu den körperlichen Schwachpunkten in der Meditation: Yogananda2 meint, dass Yoga ausschließlich dazu „erfunden“ wurde, diese Meditationshaltung einzunehmen. Mittlerweile hat sich das verselbständigt und wenn man fragt, warum wer Yoga macht, bekam ich diese Antwort noch nie. Letztlich geht es aber auch bei der Meditationshaltung darum, dass wir einige Muskeln ausreichend dehnen und andere stärken, sodass sie diese aufrechte Haltung ermöglichen. In meiner Meditationspraxis habe ich dabei die folgenden Schwächen entdeckt:

1. Das Becken. Ich brauchte auch nach meiner Hüftoperation einige Zeit, bis ich die Knie auf den Boden brachte, die Dehnung der Innenseite meiner Oberschenkel also dazu ausreichte. In diesen Bereich gehört wohl auch, dass ich danach nicht in der Lage war, auf einem flachen Boden zu sitzen, weil es mich nach hinten zog. Man benötigt also genügend Dehnung, dass man die Lendenwirbelsäule auch ein bisschen nach vorne bewegen kann. Das bedeutet, man sitzt dann auf jenen Beckenknochen, auf denen man auch am Fahrrad sitzt. Solange man das nicht erreicht hat, kippt man nach hinten bzw. verspannen sich die Oberschenkel.

2. Die Lendenwirbelsäule. Hier haben wir im Normalfall eher ein Problem der Muskelschwäche. Dieser Bereich sollte aufrecht bleiben können, vielleicht auch leicht überstreckt. Wer hier zu wenig Muskulatur besitzt, der fällt in sich zusammen und ist auch anfälliger für Probleme in der Lendenwirbelsäule.

3. Der Bereich des Brustkorbs. Hier habe ich eher wieder ein Problem der Anspannung. Wir schützen uns instinktiv, indem wir den Rücken anspannen, wie einen Panzer. Diesen Bereich müssen wir in der Übung loslassen.

4. Die Schultern. Sie gehören auch zum Panzer. Wir ziehen sie hoch, um unseren Hals zu schützen. In der Meditation fallen sie nach unten und gehen auch nach hinten. Der Rücken wird gerade, der Brustbereich wölbt sich heraus. Auch hier geht es um ein Loslassen.

5. Der Hals. Oft haben wir den Kopf in einer neugierigen Haltung zu weit vorne. Hier hilft die Vorstellung, dass der Kopf an seiner höchsten Stelle durch einen Faden mit irgendwas darüber verbunden ist, was ihn hält. Damit können wir leichter die natürliche Haltung einnehmen und auch dieser Teil der Wirbelsäule richtet sich auf.

1Der Punkt Milz 4 (Mi4) ist der Öffnungspunkt des Chong Mai, unseres wichtigsten Gefäßes. Das ist das wesentlichste Energiesystem in unserem Körper. Man spürt auch sehr schnell, dass man sich entspannt, wenn man den Punkt erwischt. Er liegt am seitlichen Rand der Fußsohle, von der großen Zehe aufwärts nach dem Ballen bis man an eine knöcherne Erhöhung kommt. Das ist ungefähr nach dem ersten Drittel des Fußgewölbes.

2Dieser Name ist bei indischen Gurus recht gebräuchlich. Ich beziehe mich auf den Autor der Bücher, die in meiner Literaturliste zu finden sind,

Die zweite Fan Huan Gong

Die physische Übung

Der Name der Übung ist Hendan Riyue — Sonne und Mond auf einer Tragstange tragen. Die Übung beginnt durch einen Schritt mit dem linken Fuß nach außen. Nach Abschluss der ersten Übung stehen wir etwa schulterbreit, nun setzen wir den linken Fuß etwa um die Hälfte weiter nach außen. Gleichzeitig heben wir die Hände etwas aus der hängenden Stellung vor den Hüften, formen „eine Sonne“ (Ringfinger und Zeigefinger schließen sich), drehen die Handflächen nach oben und lassen die Hände schließlich auf die Leisten sinken. All das passiert, während der linke Fuß nach außen steigt und wir leicht in die Knie sinken.

Wenn wir den neuen Stand eingenommen haben, gehen die Hände nach vorne unten und nehmen dabei unseren Oberkörper ein bisschen mit. Wir stehen da, als ob wir was hochheben würden, den Rumpf angedeutet gebeugt, die Unterarme waagrecht zum Boden, die Handflächen zeigen nach oben. Kopf und Rumpf binden eine Gerade, die Beugung ist in den Lenden, der Blick ruht auf den Händen – so wir die Augen offen haben. Dann bringen wir die Arme nach oben, richten uns auch auf, strecken die Beine, aber die Knie bleiben immer noch leicht gebeugt, die Fingerspitzen gehen bis in Halshöhe.

Nun gehen die Arme auseinander, bis sie in einer Ebene sind. Arme und Rumpf bilden eine Gerade und das bringt den Brustkorb heraus. Gleichzeitig sinken wir wieder leicht in die Knie. Die Handflächen zeigen am Ende der Bewegung nach vorne.

Nun kommt eine Bewegung, die an drei Stellen gleichzeitig erfolgt. Erstens geht das Becken hinten nach unten und vorne wieder hoch, wir beschreiben also mit dem Schambein einen Kreis. Zweitens machen wir einen Kreis mit unserem Kinn. Dieses geht zuerst nach vorne, dann nach unten, nach hinten und dann wieder nach oben (Gosheidending). Drittens drehen wir die beiden Handgelenke, die immer noch die Sonne halten, nach vorne. Diese Mal beschreiben die Fingerspitzen einen Kreis. Sie gehen nach vorne, nach unten, nach außen, lösen die Sonne, kommen wieder nach oben, aber nur so weit, dass sie abschließend nach außen zeigen. Dieser Kreis ist also keiner, die Finger starten nach vorne und beenden die Bewegung zur Seite nach außen.

Wenn wir nun ganz aufrecht sind, drehen sich die Handflächen nach außen. Wir drücken mit dem Atmen nach außen, strecken dabei die Ellbogen aus. Dann geben wir dem Druck nach und die Hände kommen wieder zurück, bleiben aber die ganze Zeit ungefähr auf der Höhe der Schultern. Dann drücken wir nochmals nach außen. Die Hände drehen sich dann so, dass die Handflächen zum Boden schauen. Die ausgestreckten Arme bewegen sich langsam nach vorne zur Mitte, streichen über „das Wasser unserer Emotionen“. Vorne angelangt, greifen wir „ins Wasser“ und „holen die Wäsche heraus“. Eine kurze, schwunghafte Bewegung, die zuerst nach unten beginnt, nach einer Handlänge stoppt und die Arme dann nach oben bewegt, bis über den Kopf, bis sie senkrecht nach oben zeigen. Dort stellen wir die Hände auf, sodass die Handflächen zueinander zeigen. Die Hände haben einen Abstand von Kopf- bis Schulterbreite, wenn sie sich nun neben den Ohren heruntersenken. Die Unterarme und die Hände bilden dabei eine Gerade, die Finger zeigen mit der Zeit nach hinten.

Wenn wir beim Halschakra angekommen sind, drücken wir mit Kraft kurz nach vorne und danach gehen die Hände nach oben außen und wir enden in einem X, die Handflächen schauen nach vorn, bevor wir in den Knien nach unten sinken, so weit dies geht. Dann fallen die Hände nach vorne, Daumen und Zeigefinger schließen sich wieder zur Sonne und die Übung beginnt von vorne.

Die energetische Übung

Wenn ich mir den Namen ansehe, so fällt mir gleich das Ich/Nicht ich des 2. Chakra ein. Sonne = YANG und Mond = YIN im Gleichgewicht halten.

Die Übung beginnt ähnlich wie die erste, nur stehen wir viel breiter und greifen auch etwas tiefer. Die Fingerspitzen sind tiefer, wenn wir uns erheben. Sie gehen nur bis zur Höhe des Kehlkopfchakras, nicht bis zu den Augenbrauen. Auch treten wir dann in Erscheinung. Die Arme öffnen sich und damit schwellen wir die Brust. Wir wehren uns gegen die Einflüsse von den Seiten und beruhigen dann das Meer unserer Emotionen, bevor wir das Ich aus dem Wasser ziehen und uns die Krone aufsetzen. Es muss raus aus dem Hals, was wir zu sagen haben und das bringt dann die Erlösung, wir sind die Größten, bevor wir wieder nach unten sinken und die Übung von vorne beginnt.

Diese Übung ist die einzige der Fan Huan Gong, wo wir nicht balancieren müssen, ganz im Gegenteil, hier haben wir den breitesten Stand. Er ist auch wichtig für unser schwaches Ego, das wir damit stärken. Es geht schließlich um das zweite Chakra.

Das Säure-Basen-Gleichgewicht

Ich bin auf dieses Thema immer wieder gestoßen, doch meine Aufmerksamkeitsschwelle hat es erst durchbrochen, als ich mich mit dem Thema Ernährung beschäftigte. Dabei ist es ein ganz zentrales Thema und würde unsere Ernährung wohl von Grund auf ändern, wenn wir es ernster nehmen würden. Doch zuerst zu den Basics:

Wenn wir etwas essen, dann produziert unser Körper Magensäure, um für das zu uns Genommene einerseits die Verdauung einzuleiten, andererseits auch, um zugeführte Erreger abzutöten. Diese Magensäure kommt nicht aus dem Nichts, sondern sie wird erzeugt, indem einerseits ein saurer Anteil, andererseits ein basischer entsteht. Der basische Anteil geht ins Blut und steht dann später für die weitere Verdauung zur Verfügung, wo er sich wieder langsam auflöst.

Der ganze Prozess ist gesteuert einerseits durch einzelne Elemente unserer Nahrung, andererseits durch Pufferspeicher, aus denen wir die Grundstoffe der beiden Verdauungssäfte erzeugen. Die Nahrungselemente, die hier wichtig sind, sind Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium. Das Kalzium wird in den Knochen gespeichert. Wenn wir nun über längere Zeit zu wenige dieser Mineralstoffe zu uns nehmen, so greift der Körper auf diese Pufferspeicher zurück. Das führt dann vereinfacht gesprochen zu Muskelkrämpfen bei zu wenig Magnesium oder zu Osteoporose bei zu wenig Kalzium.

Tierisches Eiweiß ist einerseits sauer, andererseits sind die oben genannten Mineralstoffe nur in frischen, sonnengereiften Früchten (Obst bzw. Gemüse) enthalten. Diese Mineralstoffe separat zuzuführen hilft meist auch nicht, da der Körper damit icht umgehen kann. Er kann das am besten, wenn er die gesamte Frucht erhält. So sind wir beispielsweise nicht in der Lage, Kalzium aufzunehmen, wenn wir übersäuert sind. Milch enthält zwar Kalzium, aber sie ist als tierisches Produkt auch sauer, weshalb wir das in ihr enthaltene Kalzium größtenteils wieder ausscheiden.

Die westliche Medizin sieht einen Handlungsbedarf erst, wenn das Blut hier aus der Balance kommt und dieser Effekt sichtbar wird. Unser Körper weiß dies allerdings mit allen Mitteln zu verhindern und greift da lieber die Knochen an, als dass das Blut zu sauer wird.

Da das oben genannte „Sauerwerden“ im Körper schwer bis nicht messbar ist, sind die hier genannten Zusammenhänge im Westen seit mehr als 100 Jahren nur eine These. In der TCM ist der Zusammenhang jener zwischen Milz und Niere. Wenn die Milz (und die ihr zugeordnete Muskulatur) ihre Energie nicht von dem vom Magen Aufgenommenen bekommen kann, dann holt sie sich diese von den Nieren, die in der TCM für die Speicherung zuständig ist, wiederum etwas vereinfacht dargestellt.

Allerdings wird hier schon ersichtlich, dass diese beiden Erklärungsmodelle zum selben Schluss kommen, weshalb ich das aus Sicht der TCM erklären möchte. Hier sind die Nieren im Wesentlichen unser Speicherorgan. Sie beherbergen das JING, die Lebensessenz und im Qigong lernt man, dass wir auf diese Essenz achten müssen, um gesund alt zu werden. Diese Essenz ist einerseits unsere Erbmasse, andererseits das, was wir seit der Geburt daraus gemacht haben. So gilt es mittlerweile als erwiesen, dass die Nahrung von Kindern deren Größenwachstum bestimmt.

Wenn wir in der TCM von den Nieren sprechen, so gehört aus westlicher Sicht da noch einiges mehr dazu, beispielsweise die Nebennieren oder auch die Schilddrüse und einige Hormone. Auch die Knochen werden dem Funktionskreis der Nieren zugerechnet und da taucht schon einer der Pufferspeicher auf. Das Kopfhaar wird grau, wenn die Nierenessenz erschöpft wird. Das ist wohl eines der Zeichen, die uns wie ein Füllstandsmesser Auskunft darüber geben, ob wir mit unserer Essenz sorgsam umgegangen sind. Emotional schädigen Schockzustände oder große Angst unser JING.

Wie wir im Kapitel Ernährung sehen oder man wohl auch schon dem entnehmen kann, was ich weiter oben in diesem Kapitel über das Säure-/Basengleichgewicht schrieb, läuft hier einiges mit unserer Ernährung schief und es ist kein Wunder, wenn die Lebenserwartung erstmals seit dem zweiten Weltkrieg wieder im Sinken ist1. Wir essen zu viele tierische Eiweiße, diese werden zunehmend mehr als Fast Food verzehrt. Die Früchte, die wir auf den Tisch bekommen, werden geerntet lange bevor sie reif sind, in vielen Fällen dann auch noch tausende Kilometer weit transportiert. Wie sollen wir da zu unseren Mineralstoffen kommen? Ach ja, da gibt es ja Kapseln. Doch dazu später.

Was macht der Körper mit den Säuren? Er atmet sie im Wesentlichen aus, weshalb es auch sehr wichtig ist, dass wir Sport betreiben, weil wir da viel mehr Säure abatmen als im Ruhezustand. Umgekehrt ist Stress ein Zustand, wo wir angespannt sind und die Atmung flacher wird. Das wirkt sich ungünstig auf das Gleichgewicht aus und wir werden leicht sauer, wenn wir Stress haben, im doppelten Sinn des Wortes.

Da sind sie wieder, jene Faktoren, die wir als krankmachend kennen: Stress, Emotionen (hier vor allem Schock und Angst), falsche Ernährung. Jeden dieser Faktoren müssen Sie im Auge haben. Sie können sich gesund ernähren, wenn sie emotional (über längere Zeit) angespannt sind, kann das zu Problemen führen. Ebenso wie Stress, vor allem in der Kombination mit zu wenig Bewegung.

Warum ist das nicht ein Thema in der Wissenschaft? Einerseits, weil es derzeit nicht messbar ist (und was nicht messbar = sichtbar ist, existiert nicht), andererseits, weil unser Körper eine schier unglaubliche Flexibilität hat. In Kriegszeiten ernähren wir uns von Lebensmittel, die wir so nicht anrühren würden und wir überleben dennoch. Eine Zeitlang hält das unser Körper aus. Dafür hat er die oben erwähnten Pufferspeicher, damit er über solche Zeiten kommt, das hat die Evolution so eingerichtet. Das Problem entsteht erst dort, wo wir über einen langen Zeitraum den Fehler machen, uns ständig der Pufferspeicher zu bedienen, weil eben die Cremeschnitte nach dem Mittagessen so gut schmeckt oder das Schnitzel unsere Lieblingsspeise ist. Und ach ja, Kalzium bekommen wir ja aus der Milch, die uns schmeckt – sagt die Werbung.

Es gibt zu diesem Thema nicht sehr viel an Literatur und die beruft sich meist auf Personen, die schon lange gestorben sind. Dennoch ist das ein wichtiges Steinchen um zu verstehen, warum sich ein Großteil der Bevölkerung in westlichen Industrienationen falsch ernährt. Aus diesem Grund habe ich in diesem Abschnitt versucht, die wesentlichen chemischen Prozesse des Körpers übersichtlich und hoffentlich verständlich zusammenzufassen.

Säuren und Basen in unserem Körper

Im Körper laufen eine Reihe von unterschiedlichen chemischen Prozessen ab, die für ein gesundes Leben notwendig sind. Dies beginnt beim Aufbereiten der Nahrungsmittel und reicht über die Energiegewinnung in den Zellen bis zum Ausscheiden von Unverdaubarem bzw. dem Ausatmen der „Abgase“ der Energiegewinnung. All das wird im Wesentlichen über unser Blut gesteuert.

Das Blut kann seine Arbeit nur verrichten, wenn es einen PH_Wert zwischen 7,35 und 7,45 hat, also leicht basisch ist. Damit dies auch erhalten bleibt, wenn wir nichts oder grob Falsches essen, uns besonders aufregen oder einmal für zwei Minuten die Luft anhalten, gibt es im Körper eine Reihe von Puffersystemen und Ablagemechanismen, die dies ermöglichen.

Als erste wesentliche Stufe des Verdauens wird jegliche Nahrung einem Säurebad im Magen ausgesetzt. Dadurch werden die meisten Viren und Bakterien getötet und gleichzeitig die ersten Nahrungsbausteine abgebaut bzw. aufbereitet. Durch die Säuregewinnung entstehenden gleichzeitig Basen, die im weiteren Verlauf wichtig für die Aufbereitung der Nahrung und die Ausscheidung der restlichen Stoffe ist.

Für den ausgeglichenen Haushalt sind die Mineralstoffe Kalium, Natrium, Magnesium, Kalzium, aber auch der Phosphor essenziell. Da Kalium und Natrium auch Einflussfaktoren des Blutdrucks sind, hängt dieser indirekt auch mit diesem Gleichgewicht zusammen. Insgesamt führt Übersäuerung zu einem erhöhten Blutdruck. Auch als Potenzmittel bekannte Lebensmittel wie Meerestiere erhöhen letztlich den Blutdruck!!

Aus Sicht der TCM heißt das, dass die Leber leidet, wenn wir zu sauer essen und dadurch die Verdauung nicht mehr alkalisch genug ist. Die Leber mag nicht zuviel sauer. Auch die Bauchspeicheldrüse und der Zwölffingerdarm, die zur Milz zu zählen sind, leiden unter Übersäuerung.

Somit wären tierische Nahrungsmittel generell dem YANG zuzuordnen, die Flüssigkeiten (YIN) verbrauchen.

Einflussfaktoren auf den Säure-Basen-Haushalt

Was wirkt säuresteigernd?

Prinzipiell entsteht Kohlendioxid, das sauer wirkt, aus der Verbrennung der Energie in den Zellen.

Säure nehmen wir durch Essen zu uns (saure Lebensmittel) bzw. entsteht bei der Umwandlung durch die Verdauung (z.B. von Zucker). Hinzu kommen Mineralstoffe, die negativ auf die Pufferspeicher wirken. Allen voran ist dies Natrium. Natrium ist im Salz und in allen tierischen Nahrungsmitteln vorhanden.

Stress erhöht die Säurebelastung, weil die Atmung flacher wird und Säure damit weniger abgebaut wird. Zudem sorgt das Adrenalin für eine erhöhte Anspannung und damit auch für zusätzliche Säure aus der Verbrennung in den Zellen. Ebenso sind die meisten Medikamente im sauren Milieu zu finden.

Bestimmte Enzyme wirken nicht mehr (Knochenbildung) bzw. verstärkt (Knochenabbau).

Aus Sicht der TCM handelt es sich hier um schlechtes, verbrauchtes Qi, das abgeatmet werden soll. Insgesamt entsteht durch Säure ein Yang-Überschuss.

Was wirkt basensteigernd?

Der wesentliche basische Faktor ist Kalium. Dies ergibt sich aus der Funktionsweise der Zelle, wo Kalium in der Zelle und Natrium im Blut in einem ausgeglichenen Verhältnis für den richtigen Zelldruck sorgen. Kalium ist in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten.

Daneben wirkt die Atmung direkt und Sport/Bewegung indirekt über erhöhte Atemfrequenz auf den Abbau von Säure.

Regelungen und Pufferspeicher unseres Körpers

Regelkreise des Blutes

Hämoglobin

Der erste Regelkreis in Bezug auf Säuren ist das Blut oder besser gesagt der rote Farbstoff im Blut. Mit dem Hämoglobin kommen die Abbauprodukte der Zellen, das Kohlendioxid in Form einer Säure zur Lunge und werden dort ausgeatmet. Wenn eine Übersäuerung vorliegt, wird Blut durch verklebte Blutblättchen dickflüssiger, was in der Dunkelfeldanalyse sichtbar gemacht werden kann. Für das Blut bedeutet dies, dass es zunehmend weniger Sauerstoffkapazität hat, der Einfluss von Säure also die Transportfunktion des Blutes reduziert. Somit kann das Blut einmal einiges an Säure binden und bis zum Abatmen auch zwischenspeichern.

Mit diesem Mechanismus kann laut Wacker[1] ca. ¼ der Kapazität der Säurepufferung erreicht werden.

Aus chinesischer Sicht geht es hier um das Qi, das mit dem Blut transportiert wird. Verbrauchtes Qi wird ausgeschieden und gehört wohl zur Loslassfunktion des Metalls.

Bikarbonatspeicher

Zum Verdauen brauchen wir Salzsäure im Magen. Diese Salzsäure (HCl) wird aus dem Salz gewonnen (NaCl). Das Natrium geht mit dem Kohlenstoff eine Verbindung ein und es entsteht Natrium-Bikarbonat. Dieses wird im weiteren Verlauf der Verdauung für die Aufbereitung der Nahrung für den Körper und die Ausscheidung der restlichen Stoffe verwendet. Letztlich wird damit die Salzsäure des Magens im Darm wieder neutralisiert. Der jeweils richtige PH-Wert (2-3 im Magen und 7,5-8,5 im Darm) bestimmt dabei, ob wir Eiweiße und Kohlehydrate für die weitere Verwendung aufbereiten können oder nicht.

Wenn wir nun zuviel Säure im Körper haben, wird dieses Bikarbonat dem Darm wieder entzogen und somit überschüssige Säure reduziert. Dies sind die größten Möglichkeiten, die wir kurzfristig haben (ca. ¾ der Kapazität). Wird auf diesen Speicher zugegriffen, werden die Darmsäfte saurer, die sonst eher alkalisch sind. Im Übrigen holen wir auch Salz wieder aus dem Darm, wenn wir Natrium oder Chlor benötigen, womit wir diesen Kreislauf sehr effizient steuern können und mit wenigen Gramm pro Tag das Auslangen finden. Überschüssiges Salz wird ausgeschieden.

Laut Wacker[1] haben wir ca. ¾ unserer Säurepufferkapazität in diesem Bereich, der Bikarbonatspeicher hat also in etwa das dreifache Volumen des Hämoglobins.

Im Sinne der TCM dringt hier das Leber-Qi in die Milz ein bzw. stagniert in der Verdauung. Durch das Übermaß an Säure wird die Verdauung beeinträchtigt und der gute Fluss, für den die Leber verantwortlich ist, gerät ins Stocken. Die Leber leidet unter zuviel Saurem und reagiert dort, wo sie entsteht: im Magen, im Darm sowie in der Milz (mit Bauchspeicheldrüse und Zwölffingerdarm).

Auch aus der täglichen Praxis lässt sich hier gut argumentieren. Wenn man will, dass etwas gut rutscht, dann seift man es ein. Seife ist basisch, so wie unsere Verdauung es sein sollte. Wenn diese basisch ist, dann „rutscht es gut“ und es gibt keine Verstopfung. Auch die Verwendung des Klopapiers funktioniert einfacher, wenn „die Seife eingebaut“ ist und man braucht kein feuchtes Papier zur Reinigung.

Phosphat

Reicht dies alles nicht aus und entsteht über längere Zeit ein saures Milieu, so wird den Knochen Phosphat entzogen, um Säure zu binden. Dies setzt allerdings im Gegenzug Kalzium der Knochen frei und führt zu Osteoporose.

Aus Sicht der TCM wird hier das Jing der Niere angegriffen. Der Lebenswandel schadet langfristig den Reserven (und Pufferspeichern), die so verbraucht werden.

Eiweiß

Der übermäßige Eiweißkonsum führt zu einer Belastung des Körpers durch Purine. Die Nieren können davon nur einen bestimmten Wert pro Tag ausfiltern und über den Harn ausscheiden. Werden die Purine nicht mehr ausgeschieden, lagern sie sich in den Gelenken ein, führen zu Gicht und wirken letztlich auch säuresteigernd. Ein erhöhter Harnsäurespiegel ist also auch ein sehr deutliches Zeichen der Übersäuerung.

Die Sicht der TCM ist wohl ähnlich wie beim letzten Punkt, wiederum schädigen wir hier die Nieren (direkt und auch sichtbar durch die Gelenke).

Weitere Speichermöglichkeiten des Körpers

Das Bindegewebe als Säurespeicher

Was der Körper an Säure nicht direkt los wird, schiebt er ins Bindegewebe. Das ist eine Art Zwischenspeicher zur späteren Abarbeitung für Dinge, um die sich der Körper im Moment nicht kümmern kann. Bleibt die Säure über längere Zeit im Bindegewebe, so entsteht Cellulitis.

Die Knochen als Puffer bei zuviel Säure

Wie bereits bei den Blutfunktionen erwähnt wirken auch die Knochen im Falle überschießender Säure als Reservoir. Bleibt jemand über lange Zeit im sauren Milieu, so führt dies zu Ostheoporose.

Die Funktion der Zelle

Der Zelldruck wird gesteuert durch die richtige Balance zwischen Kalium (YIN) in der Zelle und Natrium (YANG) im Blut. Ein Überschuss von Natrium gegenüber Kalium führt somit zu einem erhöhten Blutdruck.

1 Derzeit habe ich dafür keine Quelle parat. Bin für Nennungen dankbar.

Die fünf Elemente

Beschreibung der fünf Elemente

Ein wesentliches Modell der TCM sind die fünf Elemente oder Wandlungsphasen.

Die fünf Elemente in der Darstellung der Nährung

Grundsätzlich sorgen Milz (Erde) und Lunge (Metall) für die Energieversorgung, während Leber (Holz) und Herz (Feuer) diese zur Erfüllung der Aufgaben unseres Lebens verbrauchen. Die Niere (Wasser) ist ein Speicher und spielt auf beiden Seiten mit. Doch dazu mehr weiter unten unter dem Begriff Essenz.

Holz

So wie der Frühling ist auch das Element Holz im menschlichen Körper zu sehen. Alles wächst und gedeiht, dehnt sich aus. Es ist die Neugier, die dieses Ausdehnen im menschlichen Bereich vorantreibt und es entsteht Wut, wenn wir an Ausbreitung gehindert werden.

Organisch betrifft dies Leber und Gallenblase. Wenn diese Organe im Gleichgewicht sind, sind wir geduldig und gütig, fehlt uns Blut in der Leber, neigen wir dazu, aufbrausend zu sein.

So wie Pflanzen eine gesunde Versorgung brauchen, um richtig zu gedeihen, muss das auch hier sein. Wenn das Holz (vom Wasser, also von der Niere) nicht richtig versorgt wird, kann es verkümmern. Es ist vielleicht schnell aufgeschossen und kann mit einem Mal nicht weiter. Ihm fehlen vielleicht die Wurzeln oder die Erdung, es hebt ab – wenn eine Entwicklung zu schnell geht.

Dem Holz wird die Geistseele, der HUN zugeordnet. Diese ist zuständig für Kreativität und Bilder, die in unseren Gedanken erscheinen. Im Gegensatz zur Körperseele ist die Geistseele unsterblich, entspricht also so ungefähr dem, was wir im Christentum als Seele verstehen. Das Blut muss diese Geistseele verankern. Ist es zu wenig, sind wir manisch, ist es zuviel, sind wir depressiv.

Auch der Frust ist hier zu Hause und entsteht immer dann, wenn unseren Wachstumswünschen Grenzen gesetzt werden, die wir nicht überwinden können.

Die zugeordnete Farbe ist grün, was auch bei der Diagnose immer wieder hilft (wenn ein Gesicht grünlich erscheint, weist das auf ein Problem im Bereich Leber/Gallenblase hin). Auch sind es oft die grünen Lebensmittel, die ob ihren sauren Geschmacks förderlich für das Holz sind.

Eine wesentliche Charaktereigenschaft ist hier der Ehrgeiz, aber auch die Gier (nach Besitz) ist eine Holzeigenschaft. Allerdings geht es nur um das Erlangen, nicht um das Besitzen. Dieses gehört zum Element Erde.

Die Leber beleidigt man mit zuviel Säure, auch oder wohl vor allem beim Essen. Ein Ausdruck dieser Übersäuerung ist Cholesterin. Die Übersäuerung entsteht durch künstliche Nahrung und Getränke, durch Alkohol, aber auch durch tierische Eiweiße, die die einzige Art von Cholesterin darstellen, das wir zuführen. Ansonsten produzieren wir es selbst. Wenn wir über längere Zeit zu sauer essen, dann verändert das auch unsere Verdauung, die Darmflora. Wir beginnen immer mehr damit, Gase zu produzieren und der Bauch schwillt über den Verlauf des Tages an, was in der TCM „stagnierendes Leber-Qi“ heißt.

Feuer

So wie der Sommer ist auch das Element Feuer im menschlichen Körper zu sehen. Alles ist im Überfluss vorhanden, es gibt viel zu tun. Es ist die Freude, die das Herz regiert und es entstehen Eifersucht und Schadenfreude, wenn wir aus dem Gleichgewicht kommen.

Organisch betrifft dies Herz und Dünndarm. Der Dünndarm ist aus chinesischer Sicht zuständig für die Entscheidungen. Auch wir im Westen sagen, dass wir die Entscheidungen „aus dem Bauch heraus“ treffen. Das Herz leidet unter zuviel Hitze und kommt überhaupt bei Überanstrengung leicht außer Tritt.

Dem Feuer wird das Bewusstsein, der SHEN zugeordnet. Von Menschen mit viel SHEN sagen wir, dass sie Charisma haben. Sie verstehen, uns in den Bann zu ziehen und man hört ihnen gerne zu. Das Herz ist der Herrscher, der Kaiser, der Führer.

Die zugeordnete Farbe ist rot. Wenn jemand ein rotes Gesicht hat, weist das auf ein Problem im Bereich des Herzens hin. Auch sind es oft die roten Lebensmittel im Sommer, aber auch alle Genussmittel (Kaffee, Tee, Alkohol), die meist bitter schmecken und so Einfluss auf das Feuer haben, wobei hier allgemein bekannt ist, dass ein Zuviel schädlich ist.

Erde

Die Erde als fünftes Element entspricht nicht wirklich einer Jahreszeit. Manchmal liest man, es ist der Spätsommer. In anderen Ansichten ist die Erde für die Übergänge zwischen den Jahreszeiten zuständig. Demnach hat jede Jahreszeit 72 Tage. Zwischen zwei Jahreszeiten gibt es eine 18-tägige Übergangszeit, die der Erde zugeordnet wird.

Vielleicht ist es anschaulicher, die Erde als das Zentrum zu betrachten, um die sich alles andere dreht. Hier geht es um Vertrauen, um Werte, um Besitz. Ein Zuviel davon ist ungesund, ebenso wie zu wenig.

Organisch betrifft dies die Milz und den Magen. Die Milz spielt in der TCM eine wesentliche Rolle, wobei dort der Begriff weiter gefasst ist als bei uns im Westen. So gehört auch die Bauchspeicheldrüse zu diesem Funktionskreis und der Milz wird eine wesentliche Rolle bei Blutbildung und Verdauung zugeschrieben.

Der Magen gibt die verwertbare Nahrung an die Milz weiter. Wenn die Milz stark ist, nimmt sie sich aus dem Angebot, was sie gerade braucht. Die Milz leidet unter Flüssigkeit und wenn sie schwach ist, wird unsere Verdauung zu feucht, sprich unser Stuhl verliert die Form. Die Milz gibt die verwertbaren Stoffe dann an die Lunge weiter, der Magen die Teile, die er nicht verwerten kann, an den Dünndarm.

Der Erde wird der Intellekt YI zugeordnet. Zuviel Nachdenken, zuviel Grübeln schadet der Milz.

Die zugeordnete Farbe ist gelb. Wenn jemand ein gelbes Gesicht hat, weist das auf ein Problem im Bereich der Milz/Bauchspeicheldrüse hin. Auch sind es oft die gelben Lebensmittel im Spätsommer (alle Getreide, aber auch die reifen Früchte), die mit ihrem süßen Geschmack Einfluss auf die Erde haben und wiederum ist ein Zuviel schädlich, wie wir auch im Westen wissen. Überhaupt ist hier unter dem süßen Geschmack eher das Neutrale gemeint und nicht der Geschmack von raffiniertem Zucker.

Metall

So wie der Herbst ist auch das Element Metall im menschlichen Körper zu sehen. Es ist Zeit der Ernte, man hat viel Wissen angesammelt, das gut strukturiert werden will. Das Metall ist hart und klar, es herrscht Trockenheit, da sich die Säfte ins Innere zurückziehen. Die Bäume verlieren die Blätter und die Menschen mehr Haare. Es ist Wissen, das nach Weitergabe sucht und die Trauer, die das Metall lähmt.

Organisch betrifft dies Lunge und Dickdarm. Der Dickdarm ist aus chinesischer Sicht zuständig für das Loslassen. Die Lunge leidet unter zu wenig Raum und kommt auch emotional leicht außer Tritt.

Dem Metall wird die Körperseele, der PO zugeordnet. Der PO stirbt mit dem Körper, wir würden es im Westen am ehesten als Ego übersetzen.

Die zugeordnete Farbe ist weiß. Wenn jemand ein weißes Gesicht hat, weist das auf ein Problem im Bereich der Lunge hin. Auch sind es oft die weißen Lebensmittel im Herbst, die oft auch scharf schmecken und so Einfluss auf das Metall haben, Zu scharfes Essen wiederum zerstreut das Qi.

Die Lunge bekommt von der Milz oder besser vom Magen die Flüssigkeiten. Das heißt, da ist viel Feuchtigkeit in der Lunge, damit diese funktioniert. Außerdem gibt es Flüssigkeiten, die im Bereich zwischen Haut und Muskeln nach unten sinken. Auch das gehört zur Lunge (sprich das Abwehr-Qi oder die Lymphe), ebenso wie die Befeuchtung der Haut, allerdings ist das Schwitzen selbst eine Funktion des Herzens. Diese Flüssigkeiten müssen von der Niere aufgefangen werden. Wenn das nicht funktioniert, entstehen Ödeme im Bereich von den Hüften abwärts. Auch die im Darm verbliebene Flüssigkeit, die dort für den reibungslosen Transport sorgt, wird im Bereich des Dickdarms von den Nieren herausgefiltert. Es ist eine Funktion der Nieren, die die Feuchtigkeit aus der Verdauung eliminiert und eine Funktion des Dickdarms, also des Metalls, diese an die Nieren zu übergeben. Darum wussten schon die alten Chinesen, dass die Energie der Lunge abwärts gerichtet ist und sie die Flüssigkeiten an die Nieren übergibt.

Auch mit der Atmung funktioniert es laut TCM so. Die Lunge ist für das Einatmen zuständig, die Nieren für das Ausatmen. Damit sind wir beim nächsten Element.

Wasser

So wie der Winter ist auch das Element Wasser im menschlichen Körper zu sehen. Alles hat sich zurückgezogen in die Wurzel, den Samen und wartet auf die Wiedergeburt. Es ist die Angst, die als Emotion dem Wasser zugeordnet ist. Die Niere regieren die Knochen und das Kopfhaar und es soll vorkommen, dass Menschen nach schwierigen Situationen in Ihrem Leben über Nacht ergrauen.

Organisch betrifft dies Niere und Blase. Die Niere ist der Speicher unserer Essenz, wie auch an anderer Stelle ausgeführt wird. Diese Essenz erhalten wir zuerst einmal von unseren Eltern und müssen sie danach durch unsere Ernährung aufrecht erhalten. Dies ist unser Ausgleichsspeicher für schwierige Zeiten, während wir in guten Zeiten die Speicher wieder auffüllen.

Dem Wasser wird der Wille zugeordnet, daher empfiehlt man kranken Menschen Übungen zur Stärkung der Nieren, damit sie mehr Durchhaltevermögen bekommen. Die Nieren sind darüber hinaus sehr Eng mit dem Herzen verbunden. Hier haben wir sozusagen YIN (Niere) und YANG (Herz).

Die Nieren sind das einzige Organ, das doppelt vorkommt. Das ist auch gut so, weil die TCM zwei Aufgaben für die Nieren hat. Da ist einerseits das YIN, also der Flüssigkeitshaushalt und andererseits das YANG, ausgangspunkt des sogenannten ministeriellen Feuers (im Gegensatz zum Herrscherfeuer des Herzens), das für die nötige Wärme bei allen körperlichen Funktionen zuständig ist. So ist das Nieren-YANG auch für eine gesunde Verdauung zuständig. Es sorgt für die Durchblutung im Darm und wir schädigen es vereinfacht gesprochen, indem wir zu oft kalt essen und trinken. Dies führt dann zu Kälte in den unteren Extremitäten und im Bereich des unteren Rücken.

Die zugeordnete Farbe ist schwarz. Wenn jemand ein dunkles Gesicht hat, weist das auf ein Problem im Bereich der Nieren hin. Auch sind es oft die schwarzen Lebensmittel im Herbst und Winter, aber auch die salzigen, die Einfluss auf das Wasser haben.

Die Chinesen sagen, wir sollen mit der Natur leben. Aus Sicht der Lebensmittel, die uns zur Verfügung stehen, ist das auch richtig. Die vitalen Stoffe der Lebensmittel im Winter sind deutlich weniger als im Sommer. Die Lebensmittel sind entweder konserviert oder kommen von weit her (und wurden ziemlich grün geerntet). Beides schadet den Vitalstoffen. Wenn wir davon weniger bekommen als wir brauchen, dann bedienen wir uns beim Nieren-Qi und damit bei unserer Essenz. Wir verbrauchen sozusagen das, was in unserem Speicher ist. Bis zu einem gewissen Punkt ist das in Ordnung und auch der Sinn des Speichers. Wenn wir aber zuviel verbrauchen, dann schadet das der Substanz und wir leben auf Kosten unserer Zukunft.

Der Ernährungszyklus

Ernährungszyklus der 5 Elemente

Beginnen wir mit der Erde. Über den Magen nehmen wir unsere Nahrung auf und geben sie weiter an die Milz. Es spricht vieles dafür, dass nicht nur die Bauchspeicheldrüse, sondern auch der Zwölffingerdarm der Milz zuzuordnen sind. Das erklärt, warum die Milz die Verdauung kontrolliert und warum dem (restlichen) Dünndarm innerhalb der TCM so wenig zugeordnet wird.

Die Milz gibt nun die Energie (über das ihr zugeordnete Blut) an die Lunge weiter. Dort wird es mit Sauerstoff angereichert und das Qi entsteht. Die Lunge regiert das Qi und nur mit einer gesunden Lunge, mit guter Atemluft (und natürlich den entsprechenden Nährstoffen aus unserem Essen) entsteht Energie. Da ist auch die Bedeutung des Sports zu suchen und letztlich auch der Zusammenhang zwischen der Atmung und Qigong.

Wenn wir genügend Energie haben, dann können wir auch was zur Seite legen. Das passiert im Wasser, im Bereich der Niere, die unser Reservoir ist. In der TCM heißt das JING, unsere Essenz. Die bekommen wir vorgeburtlich aus unseren Genen, aber im Wesentlichen auch nachgeburtlich über den hier beschriebenen Weg, aus der Nahrung, aus der Luft und aus dem Überschuss, den wir uns hier erwirtschaften. Daraus bauen wir unsere Reserven und wie wichtig diese sind, das bemerkt man erst im Falle einer ernsthafteren Krankheit. Erst da greifen wir auf diese Reserven zurück und da zeigt sich dann, ob wir resilient sind oder nicht.

Wir hätten den Kreislauf auch mit der Leber beginnen können. Sie ist unser Blutspeicher und ermöglicht uns kurzfristiges, schnelles Reagieren auf sich ändernde Anforderungen. Dafür greift sie auch auf die Niere zurück bzw. wird von ihr mit dem Willen unterstützt. Kurzfristig geht das auch mit Zucker, der schnell ins Blut geht und unseren Leberkreislauf aktiviert. Ist die Leber zu lange in diesem überaktiven Zustand, dann stellen sich Probleme ein. Bluthochdruck und Migräne, aber auch Qi-Stau in der Verdauung oder auch im Brustkorb sind mögliche Folgen.

Eine starke Leber versorgt nun auch das Herz mit genügend Blut, sodass es kühl bleibt und nicht heiß läuft.Ein starkes Herz sorgt für Erkenntnis und für die richtigen Entscheidungen, steht mit beiden Beinen im Leben und genießt das Jetzt. Und mit dem Genießen stärkt es wiederum die Milz, die jetzt wieder die Lebensmittel auswählt, die sie braucht, die den Appetit in die richtige Richtung lenkt und so Defizite vermeidet.

Der Kontrollzyklus

Der Kontrollzyklus der 5 Elemente

Wenn unser Kontrollzyklus funktioniert, dann sind wir ruhig und ausgeglichen, wenn nicht, dann laufen unsere Emotionen aus dem Ruder.

Ein Herz, das aus dem Ruder läuft, lässt sich im Genuss gehen und wird träge. Was das verhindert, ist die Willensstärke der Nieren, die uns hier bewegt. Organisch wird es zu heiß und bekommt im Sommer Probleme. Und wieder sind es die Nieren, die das Herz kühlen und so vor Überhitzung schützen. Wenn diese Kontrolle versagt, kommen wir in eine Sucht oder es sterben die Menschen im Sommer an der Hitze.

Die Milz bekommt Probleme, wenn sie zu feucht wird. Dies führt zu einer trägen Verdauung.Emotional leidet die Milz unter zuviel Grübeln, also wenn sich die Gedanken zu sehr im Kreis drehen und von einem Thema nicht loskommen. Das führt zu konservativem Verhalten, auch hier geht nichts mehr weiter. Um das zu verhindern, haben wir die Leber, die unser Motor ist und uns antreibt und für Kreativität sorgt. Wenn die Kontrolle versagt, dann stagniert das Leber-Qi oder dringt in die Milz ein, Verdautes bleibt im Bauch und wir halten uns an Traditionen und Gestrigem fest.

Die Lunge zieht sich im Problemfall zurück, isoliert sich und leidet unter Kummer und Trauer. Was dagegen hilft, ist die Kommunikation des Herzens. Wenn diese Kontrolle versagt, versinken wir in Einsamkeit und Depression. Organisch bekommen wir ein Emphysem. Umgekehrt bekommen wir die Kontrolle des Herzens über die Lunge bei übermäßigen Anstrengungen, z.B. im Sport, zu spüren. Der hohe Puls sorgt dafür, dass wir außer Atem kommen und die Lunge keine zusätzliche Energie mehr erzeugen kann. Wir brauchen eine Verschnaufpause.

Die Niere leidet unter zu wenig Flüssigkeiten. Die Mutter der Flüssigkeiten ist der Magen, der das Austrocknen der Nieren verhindert. Wenn diese Kontrolle versagt, werden wir sehr nervös und ängstlich. Dann verdampft die Niere die Flüssigkeiten und es gibt spärlichen, dunklen Urin. Weitere Anzeichen können Ostheoporose, aber auch kaputte Knie oder Kreuzschmerzen und Bandscheibenvorfälle (im unteren Rücken) sein. Emotional steht die Niere auch für die Wiedergeburt. Nach dem Winter geht es wieder ins Frühjahr und alles wird neu. Wenn wir da nicht hinein wollen und/oder Angst vor dem Altwerden haben, dann hilft das (Ur-)Vertrauen der Milz.

Die Leber leidet unter zuviel Stress wie ein Motor, der ungebremst ständig höher dreht. Was im Stressfall hilft, ist tief einatmen, aber auch die Rationalität des Wissens der Lunge. Wenn diese Kontrolle versagt, sind wir hyperaktiv bis manisch.

1Siehe Requena

Yin und Yang

Die acht Leitkriterien

Die wesentlichen Bausteine

Gründe für Krankheit aus Sicht der TCM

Gründe für Krankheit aus Sicht der TCM

Die Einstellung

Ich habe im Laufe meines Lebens schwere Erkrankungen von Personen erlebt, die mir nahe stehen. Ich denke, dass ich da eine Gemeinsamkeit gefunden habe, die ein Überstehen schwieriger Erkrankungen ermöglicht. Es ist wohl zuallererst wichtig, welche Einstellung jemand zur Krankheit oder vielleicht auch zum Leben überhaupt hat. Ich habe Menschen erlebt, die da völlig hilflos wurden. Selbst für Außenstehende einfache Änderungen in ihrem Leben waren nicht möglich, ja sie waren nicht einmal bereit, auszuprobieren, ob ihnen diese Änderung gut tun würde oder nicht. Ich denke, der wesentliche Grund hier ist eine gewisse Trägheit als Grundeinstellung im Leben, vielleicht auch fehlender Glaube an derartige Möglichkeiten.

Umgekehrt haben all diejenigen ziemlich problemlos überlebt, die bereit waren, etwas zu tun, ihr Leben zu ändern. Ich will hier keinen Schamanismus befürworten. All die Personen, die ich hier im Kopf habe, sind durch klassische Behandlungen gegangen, haben Chemotherapien über sich ergehen lassen und all die Hinweise ihrer Ärzte befolgt. Allerdings muss der Patient auch die Verantwortung für seine Krankheit übernehmen, nach der Ursache forschen und diese beseitigen und er muss vor allem während der Behandlung dafür sorgen, dass es ihm möglichst gut geht. Es gibt Studien darüber, dass Krebskranke leichter überleben, wenn sie Läufer sind und dies auch während der Behandlung weiter betreiben. Wiederum will ich hier nicht einem Arzt vorgreifen und jegliche Belastung gehört abgestimmt. Aber wenn eine Krankheit länger dauert, kann man sich nicht einfach ins Bett legen und warten, dass sie vorübergeht. Da geht der Kreislauf in den Keller.

Natürlich hilft hier Qigong, weil es einfach an die Leistungsfähigkeit angepasst werden kann. Wenn jemand nicht aus dem Bett kommt, kann er die Übungen in Gedanken ausführen und es gibt Lehrer, die meinen, das wirkt dann sechsmal so stark als wenn man die Übung tatsächlich ausführt.

Ein weiterer Punkt ist hier die richtige Ernährung. Wenn man ohnedies all seine Kraft braucht, um den Krebs zu besiegen, sollte die Nahrung leicht verdaut werden können und sie sollte vor allem auch die nötige Energie liefern. Es macht gerade in solchen Zeiten einen Unterschied, ob man am Morgen leicht aufsteht oder nicht, ob man nach ein paar Stufen schon ins Schwitzen kommt oder am Nachmittag müde wird. Mit der richtigen Ernährung geht das alles leichter.

Krankheit aus der Sicht der TCM

Krankheit entsteht nach der Theorie der TCM ursächlich immer durch ein Problem im Energiekreislauf. Ein Mangel, aber auch ein Übermaß an Energie führt zu einem Problem in einer Meridian-Leitbahn oder auch direkt in einem Organ. Dies kann bereits durch eine einzelne Mahlzeit erfolgen, die den Magen zu sehr erhitzt oder zu sehr abkühlt oder auch durch einen externen Faktor wie Wind, der uns am schweißnassen Nacken erwischt oder zu lange kalte Füße oder Hände. Der Körper wird versuchen, ein Gleichgewicht wiederherzustellen. Meist gelingt ihm dies, ohne dass es uns auffällt. Werden dabei unsere Abwehrkräfte mobilisiert, so entsteht Fieber, das die Selbstregulierung im Normalfall innerhalb von wenigen Tagen wieder herstellt.

Neben der Ernährung und klimatischen Faktoren werden in der TCM auch noch andere krankmachende Faktoren genannt. Natürlich gibt es auch hier das Konzept der genetischen Erkrankungen. Daneben wird hier ein wesentlicher Aspekt der ganzheitlichen Betrachtung wirksam, nämlich der Einbezug der Emotionen, wie bereits weiter oben dargestellt. So beeinträchtigt nicht nur zuviel Stress, der in der TCM windähnliche Wirkung hat, die Leber, sondern auch Wut und Zorn. Daraus wird ersichtlich, dass lang anhaltender Stress oder auch lang anhaltende Emotionen wie ein Brennglas auf den Organismus wirken und so zu einer Schädigung des Energiekreislaufs führen. Im Fall der Leber kann dies nun zu hochschießender Energie führen, die Anzeichen wie Migräne oder Bluthochdruck hervorbringt. Wie eingangs erwähnt gibt es immer zwei mögliche Abweichungen, nämlich zu wenig oder zu viel. Ist jetzt in der Leber zu wenig Energie vorhanden, so führt das zur Stagnation. Die Leber ist unser Antriebsorgan und soll für den reibungslosen Fluss sorgen. Wenn sie nicht richtig arbeitet, entsteht ein Völlegefühl. Dies kann im Bauchraum sein, aber auch im Brustraum oder in der Kehle, je nachdem, wo wir ohnedies bereits einen schwachen Fluss haben. Somit werden Verdauungsprobleme sichtbarer, weil die Stagnation des Leber-Qis zu Schmerzen führt. Der Bauch ist am Abend deutlich größer als am Morgen und der Schmerz ist nicht so einfach lokalisierbar, weil er herumwandert.

Auch wenn das Problem nun eigentlich beispielsweise „Reizdarm“ heißt, so wird im Sinne der TCM eine Behandlung über die Leber die Symptome lindern und wird daher stets mit einbezogen.

Was hier aber aus meiner Sicht immer wieder vergessen wird, ist die Wichtigkeit der Verdauung. Wenn in einer Stadt das Kanalsystem nicht mehr funktioniert, entstehen Krankheiten. So ähnlich geht es uns auch, wenn unsere Verdauung aus dem Ruder läuft. Wie sollen wir Neues zulassen, wenn wir den Darm voll haben? Das mag sich jetzt seltsam anhören, aber in der TCM ist der Dickdarm zuständig für das Loslassen. Ich spüre es an mir selbst, dass man nur mit funktionierender Verdauung fähig ist, Neues aufzunehmen, den Tag wieder voller Energie anzugehen und zuzupacken.

Zusammenfassend kann man also festhalten, dass die folgenden Faktoren für ein gesundes Leben wichtig sind:

  • Gesunde Ernährung mit regelmäßiger, funktionierender Verdauung
  • Maßvolle Emotionen (Zufriedenheit)
  • Richtiger Umgang mit der Umwelt (Vermeidung von klimatischen Faktoren)
  • Richtige Lebensweise (Stress, Schlafzyklus, Bewegung)
  • Gesunde Gene(2)

Wie weiter oben bereits beschrieben ermittelt der TCM-Mediziner im Zuge seiner Diagnose einmal prinzipiell, ob ein Mangel oder Fülle vorliegt. Ein ausgezeichnetes Werk dazu wurde auch dazu von Maciocia verfasst2. Wer Interesse an einer tiefergehenden Gliederung hat, findet dort auf vielen hindert Seiten eine umfangreiche Beschreibung von Symptomen und deren Zuordnung zu Mangel- oder Füllemustern zu den einzelnen Organen im Sinne der TCM.

An dieser Stelle möchte ich mich mit einer prinzipielleren Aufgliederung begnügen und teile hier nur in die folgenden vier Kategorien ein: Mangel an YIN, Mangel an YANG, Schleim und Blutstase.

Dem Kenner der Materie wird an dieser Stelle auffallen, dass die Muster Fülle an YIN und Fülle an YANG hier fehlen. Wie weiter oben bereits dargestellt wurde, bestehen Füllemuster nur akut und über einen relativ kurzen Zeitraum. Dann wird das unterlegene Element aufgebraucht und es entsteht ein Mangelmuster. Mir geht es hier nicht um ein umfassendes Werk der TCM, sondern ich möchte Hilfestellung für all jene anbieten, die bereits über längere Zeit an Symptomen leiden, die ihr Leben kompliziert oder schwer erträglich machen. Dies sind aus den oben dargestellten Gründen immer Mangelmuster. Auch wird hier nicht weiter nach Organen differenziert, wie dies bei einer genaueren Diagnose notwendig wäre. Doch erscheint mir die hier gewählte Auswahl als geeignet, um das Konzept der TCM zu verstehen.

Probleme im Qi-Fluss

Mangel an YIN

Der Mangel an YIN ist in unserer Kultur nur in extremer Ausprägung als Krankheit angesehen. Bis zu einem gewissen Grad erscheint dies heute normal bzw. wird von der Leistungsgesellschaft sogar gefordert. Ich würde sogar behaupten, es kann nie genug sein. Fehlende Aktivität wird als Schwäche, als Mangel ausgelegt.Es obliegt mir nicht, hier eine genaue Grenze zu ziehen. Oft wird ein Mangel an YIN erst ersichtlich, wenn es zu größeren Komplikationen kommt. Herzinfarkte, Kreislaufkollaps, Bandscheibenvorfälle, Burnouts, aber auch hartnäckigere Krankheiten, die einen zur Ruhe zwingen, können anzeigen, dass über längere Zeit zu viel YIN verbraucht wurde.

Anzeichen für einen YIN-Mangel sind Rastlosigkeit, Unruhe, zu wenig Schlaf, Zeichen der Hitze und Hitzeunverträglichkeit oder auch nervöse Tics. Oft ernähren sich solche Menschen auch zu fett, essen zuviel Fleisch oder Meeresfrüchte und würzen zu stark.

Emotional geht es um Besitz, immer mehr, Vorankommen, aber auch um Versagensängste, die sich zunehmend einstellen, wenn das YIN der Niere verbraucht wird. YIN bedeutet hier Substanz, aber auch Flüssigkeiten. Auch robuste Naturen werden in die Knie gezwungen, wenn sie über lange Zeit zu wenig auf sich achten.

Mangel an YANG

Dieser Mangel ist für uns leichter erkennbar und äußert sich beispielsweise in Antriebslosigkeit, Depression, Problemen mit dem Aufstehen am Morgen oder ständiger Gewichtszunahme, aber auch ungewöhnlichem Wärmebedürfnis. Die westliche Empfehlung lautet hier oft „mehr Bewegung“, was ja auch einem Ausgleich des fehlenden Yangs durch Zufuhr von YANG (Bewegung) entspricht.

Emotional finden wir hier Menschen, die sehr vorsichtig sind oder keine Entscheidungen treffen. Ernährungstechnisch finden wir hier vielleicht Stimulanzien wie Alkohol oder Kaffee, die das Aufwachen am Morgen erleichtern.

Natürlich müssen nicht alle diese Symptome gleichzeitig auftreten und so können auch Personen mit einem Mangel auf YANG beispielsweise sehr auf ihre Linie achten. So ist bereits jedes einzelne der hier aufgezählten Symptome, wenn es über einen längeren Zeitraum auftritt, ein Zeichen für einen Mangel.

Eine bekannte Heilpraktikerin brachte noch folgendes auf den Punkt: energetisch bleibt alles im Gleichgewicht. Wenn wir also einen Mangel an Yang haben, dann haben wir einen Überschuss an Yin, also an Flüssigkeiten oder besser gesagt, an Feuchtigkeit. Am besten ist das am Darm beobachtbar und da macht es auch physiologisch einen Sinn. Ein schwacher Darm, dem es an der Kraft der Ausscheidung mangelt, kann nur mehr feuchten Kot verarbeiten. Trockener Kot würde gar nicht mehr ausgeschieden werden. Umgekehrt ist also die Feuchtigkeit auch ein Hinweis auf einen Yang-Mangel, in diesem Fall des Dickdarms, vielleicht auch durchaus weiter der Milz. Auch die Milz wird ja bekanntlich feucht, wenn sie schwach ist, weil sie die Feuchtigkeit nicht mehr los wird. Und die Milz ist ja – wie schon erwähnt – für die Verdauung zuständig. Auslöser dieser Feuchtigkeit kann zuviel Süßes (über einen längeren Zeitraum) sein, da Süßes Feuchtigkeit bindet und daher im Übermaß die Milz schädigt, die Trockenheit liebt.

Schleim

In der TCM ist das Konstrukt Schleim ein sehr weitreichendes und geht über das hinaus, was wir im Westen darunter verstehen. Dazu gleich mehr.

Schleim entsteht einmal in der Milz aus unverwertbaren Nahrungsmitteln. Vielleicht ist der Vergleich mit den Microplastikabfällen in den Fischen geeignet, das Problem darzustellen. Der Körper nimmt was auf, was er nicht verarbeiten kann. Die Milz transportiert die Bestandteile der Nahrung nun zur Lunge, damit diese mit der Luft angereichert zur Energie werden. Die nicht verwertbaren Bestandteile werden nun in der Lunge als Schleim sichtbar und schwächen die Lunge. Diese wird anfälliger für Erkältungen und versucht, durch Husten den Schleim wieder loszuwerden.

In einem aktiven Organismus mit viel Bewegung und Sport wird dies leichter gelingen, doch je älter dieser Organismus wird, desto mehr Schleim wird abgelagert.

Es gibt auch noch andere Möglichkeiten der Entstehung von Schleim. Ähnlich wie der Schlamm in einem trägen Fluss liegen bleibt, so kann aus zuviel Feuchtigkeit im Körper, die zu wenig bewegt wird, ebenfalls Schleim entstehen. Auch Knoten oder Ablagerungen in arthritischen Gelenken zählen zum Schleim.

Schleim sorgt nun für eine Irritation im Fluss. Er ist zäh und träge, schwierig zu entfernen und zählt gemeinsam mit der Blutstase zu einem sekundären Merkmal, also einer tieferen Erkrankung als nur ein Problem im Energiefluss. Die Behandlung durch TCM, sei es durch Akupunktur oder durch Kräuter, wird nun versuchen, den Schleim auszuleiten. Dazu werden bestimmte Akupunkturpunkte, aber auch die Eigenschaften der Kräuter gemäß den Geschmacksrichtungen verwendet. So löst Salz beispielsweise Schleim auf. Voraussetzung für eine Schleimbeseitigung ist allerdings auch eine Stärkung des jeweiligen Organfunktionskreises, also beispielsweise der Lunge, damit diese wieder genügend Kraft hat, dem Schleim entgegenzuwirken. Schleim ist prinzipiell YIN und tritt bei einem Mangel von YANG auf.

Blutstase

Wenn eine Irritation im Energiekreislauf über eine längere Zeit besteht, so hat dies Auswirkungen auf den Blutfluss. Dieses beginnt dann langsamer zu fließen, es kommt zu Stagnation und in der Folge zu einem Stau, zu einer Blutstase. Heider de Jahnsen beschreibt die Stagnation dabei in drei Stadien(3).

Im ersten Stadium zeigen sich auf der Haut Pigmentflecken heller oder dunkler Färbung und Altersflecken. Diese treten im Bereich der Störung, beispielsweise an den Schultern, den Rippen und unterhalb der Rippen, auf. Dies sind Zeichen dafür, dass der Stoffwechsel nicht mehr so richtig funktioniert und weisen auf einen falschen Umgang mit Ressourcen und Kapazitäten hin. Treten diese Symptome entlang von Leitbahnen auf, so können sie auf Störungen im zugehörigen Organ hinweisen. Hierunter fallen auch kleinere Krampfadern oder Besenreiser. In diesem Stadium ist eine Prognose gut und eine Heilung kann noch vollständig gelingen. Aus Sicht der Blutbahnen gibt es hier wohl erste, ernstzunehmende Ablagerungen in den Venen.

Im zweiten Stadium werden die Pigmentierungen dunkler und sind nicht mehr so einfach umkehrbar. Auch kommen nun kleine rote Punkte und die Venen werden sichtbar breiter. Die Haut zeigt deutliche Zeichen von Trockenheit und wird großflächig rauer. Oft häufen sich diese Symptome im Bereich der Schlüsselbeine und am Nacken. Verstärkte Hornhautbildung und Knochenneubildung (Fersensporn und Hallux Valgus) gehören ebenfalls zu den hier angezeigten Symptomen. Auch die Bildung einer verstärkten Hornhaut unterhalb der zweiten Zehe passt in dieses Bild. Menstruations- und Verdauungsprobleme weisen auf bestimmte Organe hin. Es kommt zu Verspannungen und nervösen Tics oder auch zu Verletzungen, die einen zur Ruhe zwingen. Eine Heilung erfordert hier schon mehr Konsequenz und geht nicht mehr so einfach, ist aber immer noch möglich. Die Bereiche Lebensweise, Emotionen und Ernährung müssen aber hier schon gut zusammenspielen. Arbeitet einer dieser Bereiche dagegen, wird eine Behandlung ziemlich langwierig und meist wieder abgebrochen, weil deutliche Resultate fehlen. Aus Sicht der Blutgefäße werden hier wohl die Umgehungen immer stärker.

Im dritten Stadium wird die Pigmentierung im Gesicht dunkler und das Weiß der Augen gerötet oder unklar. Es gibt größere Leberflecken oder Male und deutlich degenerative Prozesse. Es entwickeln sich Geschwüre oder Tumore oder auch Arthrose und Bandscheibenvorfälle. Eine Behandlung erfordert hier einen Spezialisten und kann mit der nötigen Konsequenz in allen beteiligten Gebieten zum Erfolg führen.

1Allerdings sagt hier Campbell, dass auch kranke Gene aktiviert werden müssen. Das Aktivieren erfolgt meist durch ein besonderes Ereignis oder eine längere Belastungsphase. Es mag für uns im Leben schwieriger werden, wenn uns unsere Gene benachteiligen, z.B. weil unsere Füße kürzer sind. Aber wir können dennoch vieles meistern.

(2) G.Maciocia, Diagnose in der chinesischen Medizin

(3) M. Heider de Jahnsen, S. 284f

Yin und Yang

Die acht Leitkriterien

Die wesentlichen Bausteine

Die fünf Elemente

Die wesentlichen Bausteine

Die Essenz Jing

Jing ist unser Energiespeicher. Es ist sozusagen das Flüssige Qi, welches wir in diesem Vergleich als wesentlich dünner, leichter, volatiler sehen. Jing ist zum Einen unsere Erbmasse, das, was wir von unseren Eltern mitbekommen haben, unsere Konstitution, das „vorgeburtliche Jing“, wie die Chinesen sagen. Zum anderen ist es aber auch das, was wir aus der Nahrung gewinnen. Das heißt dann das nachgeburtliche Jing und zeigt, was wir aus der Erbmasse gemacht haben. Menschen, die sich mit guten Lebensmitteln ernähren, werden größer. Menschen mit viel Jing überstehen Krankheiten mit weniger Problemen, werden schneller gesund und auch nicht so oft krank, haben ein höheres Energieniveau und damit auch weniger Allergien.

Wir können das Jing auch über bestimmte Meridianpunkte ganz bewusst aktivieren. So hat jedes Organ einen Yuan-Qi-Punkt, der diese Urkraft aktiviert und zur Verfügung stellt.

Wenn wir zu aktiv sind, z.B. weil wir Energydrinks nehmen oder zuviel Kaffee trinken, um uns wach zu halten, verbrauchen wir auch diese Nierenenergie und verbrauchen damit unsere Zukunft.

Blut und QI

Blut und Qi gehören zusammen. In der TCM sagt man, das Qi folgt der Aufmerksamkeit und das Blut dem Qi. Das erklärt, warum man sich die Zehen „warmdenken“ kann, wenn man genügend Vorstellungskraft hat.

Blut ist der Yin-Aspekt, Qi der Yang-Aspekt. Ohne Qi wäre das Blut eine tote Flüssigkeit. Die Abwehrkräfte gehören zum (Abwehr-)Qi, auch die weißen Blutkörperchen. Das Blut wird vom Herzen regiert, das Qi von der Lunge. Ihre Wurzel haben beide in der Milz.

Aus Sicht der TCM transportiert die Milz die Essenzen der Nahrung zur Lunge. Dort werden diese mit dem Himmels-Qi, der Atemluft angereichert und es entsteht das „richtige Qi“, einerseits das der Meridiane, andererseits das der Abwehr, das in den Lymphen fließt. Ein Teil des Qis wird auch zum Herzen transportiert, das das Blut „rot einfärbt“.

Der Flüssigkeitshaushalt

Wir nehmen Flüssigkeit über den Mund auf. Die TCM sagt, dass der Magen die Flüssigkeiten über die Milz an die Lunge gibt. De facto passiert das durch das Blut. Die Lunge wird dadurch befeuchtet (ein Teil der Feuchtigkeit geht über den Atem nach draußen) und verwaltet die Flüssigkeiten. Sie leitet diese wieder abwärts zur Niere. Das passiert auf zwei Arten: einerseits in der Schicht zwischen Haut und Muskeln, wo unsere Lymphe fließt. Tragen wir zu enge Kleidung, so kommt es hier zu einem Stau. Ansonsten nimmt die Niere irgendwo im Beckenbereich die Flüssigkeiten wieder auf. In diesem Bereich befindet sich auch das Abwehr-Qi.

Der zweite Weg, wie die Lunge oder besser Metall Wasser an die Niere gibt, ist über den Darm. Ist die Niere schwach, bekommen wir feuchte Verdauung. Die Niere ist verantwortlich, diese Feuchtigkeit aus dem Darm zu holen.

Wenn wir zu wenig Flüssigkeit haben, wird unser Blut dickflüssig und unser Herz leidet. Die Flüssigkeit, die wir zur Lunge transportieren, ist auch Basis für das Blut und aus dem Raum zwischen Haut und Muskeln kommt der Schweiß. Die Lunge regiert den Schweiß. Spontanes Schwitzen ein Zeichen für ein Herzproblem, da das Herz versucht, sich Kühlung zu verschaffen.

Shen, Hun und Po

Jedes Organ hat aus Sicht der TCM auch einen geistigen Aspekt. So ist das Herz die Präsenz, der Shen und man erkennt Herzprobleme an den Augen, am Blick. Wenn jemand einen leeren Blick hat, so fehlt ihm Herzenergie.

Die beiden anderen spannenden Qualitäten sind Hun und Po. Die Hun ist das, was wir auch im Westen als unsere Seele bezeichnen. Die Po entspricht dem Ego oder wird auch Körperseele genannt. Die Hun wird der Leber zugeordnet und ist auch für Kreativität und Intuition zuständig, ist unsterblich und steigt nach dem Tod auf, die Po gehört zur Lunge und stirbt mit dem Körper.

Die fünf Elemente

Gründe für Krankheit aus Sicht der TCM

Die acht Leitkriterien

YIN und YANG bestimmen die chinesische Medizin seit mehr als 2000 Jahren. In der Tat ist es auch heute noch so, dass mit diesem Gegensatzpaar Diagnosen erstellt werden. Sind die Symptome innerlich oder äußerlich? Ist dem Patienten eher kalt oder eher heiß? Leidet er unter Völle oder unter Leere, also verschlimmert Druck die Schmerzen oder lindert er sie? Sind insgesamt Zeichen von YANG wahrzunehmen, spricht der Patient also laut, hat er ein rotes Gesicht, ist er unruhig oder das genaue Gegenteil?

Die acht Leitkriterien sind also:

KälteHitze
LeereFülle
InnenAußen
YINYANG
Die Ba Gang (8 Leitkriterien) in der TCM

Hinzu kommt, dass bereits die Grundkonstitution nach diesem Gegensatzpaar eingeteilt werden kann. Ist jemand kräftig und groß oder schmal und klein?

In der Praxis geht das natürlich dann noch weiter und wird auch auf die einzelnen Organe angewendet. Aber auch hier haben wir dann eine Unterscheidung in YIN und YANG. Handelt es sich um einen YIN-Mangel (Struktur) oder um einen YANG-Mangel (Funktion) oder gar um einen Überschuss von YIN oder YANG? Dafür gibt es Kataloge von Symptomen, die einzelnen Organen zugeordnet werden. Wenn jemand keine Energie hat, liegt das wahrscheinlich an einem Mangel der Funktion der Milz, die die im Essen vorhandene Energie nicht verwertet und an die anderen Organe weiterreicht. Im Sinne unserer Terminologie geht es hier also um einen Qi-Mangel der Milz, in schwereren Fällen (wenn zusätzliche Symptome auftreten) von einem YANG-Mangel. Vielleicht hat schon jemand mit Diabetes zu tun gehabt. Die ersten Anzeichen sind genau diese hier: ein großer Energiemangel, sehr großer Durst. Die Bauchspeicheldrüse gehört aus Sicht der TCM zur Milz.

Kälte und Hitze innerhalb der acht Leitkriterien

Ich möchte von den acht Leitkriterien als erstes Hitze und Kälte herausgreifen. Es dauerte ein bisschen, bis ich dazu in der Lage war, es zu erkennen. Aber manchmal läuft einer mit einem roten Kopf durch die Gegend. Oder er ist viel zu leicht gekleidet, reißt bei jeder Gelegenheit das Fenster auf, stöhnt über die Hitze, schwitzt leicht. Das sind alles deutliche Signale für Hitze. Umgekehrt gibt es auch jene Menschen, die leicht frieren, den Winter und Kälte überhaupt verabscheuen, gerne einen Schal umhaben und immer wieder frösteln, sich über kalte Hände oder kalte Füße beschweren. Das sind deutliche Anzeichen von Kälte.

In der Praxis ist es dann oft subtiler, aber die Zuordnung gelingt meist doch sehr eindeutig.

Fülle und Leere innerhalb der acht Leitkriterien

Der gerade erwähnte rote Kopf kann jetzt zusätzlich ein Hinweis auf hohen Blutdruck sein, was ein deutliches Zeichen von Fülle ist. Im Sinne von YIN und YANG geht es darum, ein ausgewogenes Mittelmaß zu haben. Das bedeutet dann Gesundheit. Ein Zuviel ist ebenso schlecht wie ein Zuwenig. Dieses Mittelmaß ist individuell verschieden, hängt von der Grundkonstitution und vom Alter ab. Alles was zu viel ist, ist Fülle, alles, was zu wenig ist, ist Leere. Fülle und Hitze können miteinander auftreten, müssen aber nicht. Aus Fülle entwickelt sich dann Hitze, aber zuerst besteht nur Fülle.

Bei der Fülle kann es sich um einen Energiestau handeln, der zu einem aufgeblähten Bauch führt. Oder aber die Energie (der Leber) schießt ungezügelt hoch, verursacht einen Wutausbruch oder auch Migräne.

Der aufgeblähte Bauch kann aber auch von einem Mangel kommen. Dies zeigt schon, dass diese Unterscheidung nicht ganz so einfach ist. Aber prinzipiell bedeutet Anspannung und Unruhe Fülle, Schlaffheit und Energiemangel Leere.

Innen und Außen innerhalb der acht Leitkriterien

Hiermit meint man, wo die Symptome sitzen. Liegen sie außen auf der Haut oder bereits innen in den Organen? Hier gibt es verschiedene Schichten und alte Erklärungsmodelle der TCM, die hier viel weiter differenzieren. An dieser Stelle sei nur erwähnt, dass Wettereinflüsse wie Wind, Feuchtigkeit und Kälte von außen schichtweise in den Körper eindringen und es für jede betroffene Schicht eigene Abwehrstrategien gibt. So kennen wir vielleicht alle die Situation, wo uns am Nacken ein Wind erwischt, das zu Kopfschmerzen und Unwohlsein führt und wir auf diese Art einen grippalen Affekt einfangen. In der TCM ist diese erste Schicht der Dünndarm-Blasenmeridian. Beide verlaufen auf der Hinterseite des Körpers über den Hals zum Kopf und genau hier kann ein Windeinfluss eindringen.

YIN und YANG innerhalb der acht Leitkriterien

Sie werden schon bemerkt haben, dass all die anderen Leitkriterien auch in YIN und YANG eingeteilt werden können. Aber darüber hinaus gibt es noch Dinge, die vom Normalzustand abweichen, die hier zusammengefasst werden. Handelt es sich um Symptome im oberen Körperbereich (YANG) oder im unteren? Hier ist zu sagen, dass der obere Bereich ab dem Zwerchfell beginnt und die Arme mit einschließt. Der untere Körperbereich beginnt ab dem Naben und geht bis zu den Zehen. Auch der weiter oben schon angesprochene Aspekt mit Struktur (YIN) und Funktion (YANG) gehört in diese Kategorie.

Was ist das Ergebnis aus den acht Leitkriterien?

Prinzipiell erkennt ein Diagnostiker so sehr schnell, in welche Richtung die Behandlung gehen muss. Muss er sedieren oder aktivieren? Muss er Hitze ableiten oder wärmen? Sowohl für Kräuterrezepturen, als auch für die Akupunktur gibt dies wichtige Hinweise. Wie schon mehrfach erwähnt ist jede Abweichung von der Mitte schlecht und das Ziel eines TCM-Mediziners ist es, diese Mitte wieder herzustellen.

In der Praxis wird diese Kategorisierung je Organ angewendet und es entsteht dann eine Diagnose wie „Hochschießendes Leber-YANG“, was bedeutet, dass die Leber zu wenig YIN oder zu viel YANG hat und die Leberenergie, die die Tendenz hat, aufzusteigen, gerne im Kopf landet und Wutanfälle oder Migräne verursacht. Ein einfach verständliches Modell dazu sind die fünf Elemente, auf die ich im nächsten Kapitel eingehen möchte.

Die wesentlichen Bausteine

Die fünf Elemente

Gründe für Krankheit aus Sicht der TCM

YIN und YANG

Grundlagen

YIN und YANG in der Monade

YIN ist das Weibliche, die Nacht, der Winter, die Ruhe und YANG jeweils das Andere, also das Männliche, der Tag, der Sommer, die Aktivität. Diese beiden Begriffe zeigen uns die Polarität, beschreiben ein Paar von Gegensätzen, das untrennbar zueinander gehört.

Es ist aber auch mehr. Es ist ständiger Wechsel. Wenn das YIN am größten ist, entsteht das YANG. Es geht nicht mehr weiter bergab, wird nicht mehr dunkler, ab jetzt beginnt der neue Tag, das YANG gewinnt an Kraft. Und wiederum gilt, wenn die Hitze am größten ist, beginnt der Winter. Der Sommer verliert an Kraft, die Nächte werden wieder kühler, das YIN gewinnt an Fahrt.

Man kann mit YIN und YANG auch das Leben an sich beschreiben. YIN ist die Struktur, aber auch das Blut, YANG die Energie, und die Funktion. Wir brauchen Bewegung (YANG), um unsere Muskulatur (YIN) zu kräftigen. Wir brauchen Schlaf (YIN) um unseren Organismus nach einem anstrengenden Tag (YANG) zu regenerieren.

Wenn das YIN leidet, wir also zu aktiv sind, führt das zu einem Mangel an YIN und das äußert sich zuerst im Sinne der TCM in einem Blutmangel. Längerfristig schädigt das fehlende Blut1 dann das Organ, also die Struktur. Umgekehrt fehlt uns bei einem YANG-Mangel zuerst die Energie, das QI, beispielsweise durch Mangelernährung. Geht es weiter, so verliert sich mit der Zeit auch das YANG und die Funktionalität des Organs wird geschädigt.

Blut und Qi gehören ebenfalls zusammen wie YIN und YANG. Das Blut folgt dem Qi. Das Qi folgt der Aufmerksamkeit. Das ist der Grund, weshalb es hilft, wenn man sich vorstellt, wie kalte Zehen warm werden. Alleine die Vorstellung bringt das Qi dorthin und damit das Blut.

Das weiter oben erwähnte Beispiel mit der Muskulatur zeigt uns aber noch etwas auf. Wenn wir zuviel trainieren, wird der Körper überfordert. Er reagiert mit Verletzung. Auf YIN und YANG übertragen heißt dies, dass wir die beiden nur sehr beschränkt vermehren können. Zuviel YANG verbraucht das YIN. Dasselbe gilt auch umgekehrt. Wer den ganzen Tag auf der Couch liegt, wird eines Tages nicht mehr aufstehen können, weil seine Muskulatur schlaff geworden ist. Hier verbraucht zuviel YIN das YANG.

Wenn jemand nun Fieber bekommt, so ist dies eine Reaktion des Immunsystems oder des Abwehr-Qi auf einen eindringenden pathogenen Faktor.

In einem gesunden Organismus herrscht Gleichgewicht zwischen YIN und YANG. Weiter unten werden wir sehen, wie wir mittels Ernährung, aber auch mittels Bewegung oder Qigong nun Einfluss auf YIN und YANG nehmen können, um unseren Organismus zu stärken und ihm das Gesundbleiben zu erleichtern.

1Hier ist zu beachten, dass Blut im Sinne der TCM mehr umfasst als das Blut der westlichen Medizin. Allerdings ist unser Blutbegriff dabei mitumfasst. Weitere Details siehe unter „Die wesentlichen Bausteine“

Die acht Leitkriterien

Die wesentlichen Bausteine

Die fünf Elemente

Gründe für Krankheit aus Sicht der TCM