Die achte Fan Huan Gong

Diese Übung hat es in sich. Ich denke, mir ist erst mit ihr klar geworden, wie wichtig die Fan Huan Gong-Übungen für das Gleichgewicht sind. Ich habe nach dem Kennenlernen dieser Übung all die anderen nochmals neu betrachtet. Dies war ungefähr 3 Jahre, nachdem ich die anderen kennenlernte. Insgesamt betrachtet würde ich sagen, diese Übung ist Bescheidenheit. Nur wenn man sich zurücknimmt, lernt man hier weiterzukommen. Die Übung selbst ist sehr schwer und es geht zumindest mir eher darum, dem Übungsziel möglichst nahe zu kommen. Dies auch deshalb, weil das Ziel außerhalb der eigenen Fixpunkte, der eigenen Koordinaten liegt. Das achte Chakra ist außerhalb unseres Körpers. Es schwebt über dem Scheitel und genauso ist die Übung. Man muss seine Fixpunkte aufgeben, um die Übung durchzuführen.

Diese Übung hat mich dazu gebracht, die sechste in ihrer Originalform zu üben, aber auch die vierte neu zu betrachten. Doch nun zur Übung.

Die physische Übung

Wir stehen etwa schulterbreit, die Arme hängen locker entspannt nach unten. Dann steigen wir mit dem linken Fuß eine halbe Schulterbreite nach außen. Gleichzeitig geht dielinke Hand nach vorne und die rechte nach hinten, sodass beide Arme am Schluss waagrecht sind. Dadurch drehen wir den Oberkörper in den Schultern ebenfalls um 90°.

Nach einem Moment der Konzentration drehen wir uns im Becken in die andere Richtung. Die Arme gehen in die gegengleiche Position, sodass nun die linke Hand nach vorne zeigt udn die rechte nach hinten. Wieder folgt ein Moment der Konzentration.

Dann geht die rechte Hand nach vorne, wir drehen uns ein bisschen zurück. Gleichzeitig kommt die linke Hand, geht über die gedachte Linie der Ausgangsstellung hinaus. Die rechte Hand wird abgewinklelt und die linke vollendet den Bogen, indem sie ungefähr zwischen Schulter und Hand durchstreicht, so als würden wir eine Geige halten.

Beide Hände beschreiben einen kontinuierlichen Bogen. Für die linke Hand endet dieser an der linken Schläfe, und zwar so, dass der äußere Laogong an der Schläfe liegt und die Knöchel der Faust nach vorne zeigen. Der Bogen der rechten Hand endet an GB37 so, dass die Knöchel der Hand nach hinten zeigen dun der äußere Laogong auf GB37 auf der rechten Hüfte liegt. Die Hände bilden dabei die Taiji-Faust.

Dann geht das ganze Gewicht auf das linke Bein und wir neigen uns in der Hüfte nach vorn. Gleichzeitig geht das rechte Bein nach hinten, bis schließlich Oberkörper und rechtes Bein waagrecht eine Gerade bilden.

Dann drehen wir uns in der Hüfte so, dass unsere rechte Hüfte nach oben zeigt. Auch die Zehen des rechten Beines zeigen damit zumindest nach vorne. Gleichzeitig geht unser Blick dorthin, wo wir das achte Chakra vermuten, nach oben.

Nach einer kurzen Phase der Konzentration senken wir das rechte Bein wieder in die Ausgangsstellung, richten uns auf, die Arme hängen entspannt neben dem Körper. Nach einem oder auch einigen Atemzügen wiederholen wir die Übung spiegelgleich auf die andere Seite.

Das Ganze wiederholen wir viermal.

Die energetische Übung

Mir zeigt diese Übung, dass der Weg das Ziel ist. Ich übe sie nun wohl schon zwei Jahre, aber ich bin immer noch froh, wenn ich von den acht Versuchen einen oder zwei so halbwegs hinbekomme. Vor allem der Blick nach oben ist eine Herausforderung und auch nochmals eine deutliche Steigerung gegenüber der sechsten Fan Huan Gong.

Diese Übung zeigt auch mehr als alle anderen dass man durch beharrliches Üben besser wird. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder ein bisschen mehr. Das ist es, was Qigong für mich ist.

Doch nun zu den Details. Bereits ganz am Anfang ist es schwierig. Wenn ich den Fuß links oder rechts absetze (je nachdem, in welchem Teil man in der Übung ist), so steht er fast immer ein Stück vor dem Standfuß. Es fühlt sich nicht so an, als wäre ich auf gleicher Höhe, wenn mir das doch manchmal gelingt.

Ich habe mir die Übung auch in der Videoaufzeichnung angesehen. Da ist mir aufgefallen, dass meine Fußspitze vom in der Waage gehobenen Bein nicht nach unten zeigt, sondern bereits zu 45 Grad verdreht ist. Seither achte ich auf dieses Detail. Oft braucht es den dritten oder gar vierten Durchlauf, bis mir irgendwas gelingt und diese Übung hat mir auch gezeigt, warum man Qigong-Übungen genau (oder besser mindestens) viermal machen soll.

Schwierig ist dann die Drehung in der Hüfte, um den Blick vom Boden weg zu richten. Meist komme ich da in eine instabile Lage, bei der ich froh bin, wenn ich die Übung irgendwie beende. Das Ziel sollte aber sein, stets die Kontrolle zu haben und in jeder beliebigen Situation verweilen zu können. Ich arbeite dran!

Die siebte Fan Huan Gong

Diese Übung heißt: Der Silberfluss ergießt sich in das Meer (Yinhe ru hai)

Die physische Übung

Wir kommen aus der sechsten, die Füße sind geschlossen, die Zehen zeigen nach vorne. Die Hände gehen vor Dantian in der gewohnten Grundhaltung (Männer die rechte Hand über der linken, Frauen umgekehrt), allerdings ohne Dantian zu berühren (das machen wir nur zum Abschluss der Übung).

Nun treten wir mit dem rechten Bein einen Schritt nach hinten. Gleichzeitig trennen sich die Hände und beschreiben einen Bogen auf der Höhe des Dantians, um sich dann wie zum Gebet wieder zu vereinen. Die Finger zeigen dabei nach unten.

Nun ziehen wir die Hände vor dem Körper nach oben, die Finger zeigen nach unten und die Hände bleiben geschlossen, so lange das geht. Dann öffnen sich die Handflächen, die Fingerspitzen gehen nach oben und die Hände schließen sich wieder. Das alles geht in einem Zug.

Wenn die Arme ausgestreckt nach oben zeigen, neigen wir den Oberkörper nach hinten und öffnen gleichzeitig die Hände, sodass wir am Ende der Bewegung senkrecht nach oben schauen und die Arme weit ausgebreitet haben. Das Gewicht ruht am hinteren Bein, das vordere Bein steht leicht auf dem Vorderfuß, ist möglichst gestreckt.

Nach einem kurzen Verweilen in dieser Position richten wir uns wieder auf, die Hände gehen wieder nach oben und falten sich. In Aufrechter Position gehen die Hände wieder vor dem Körper nach unten, bleiben wieder so lange wie möglich gefaltet, Die Handflächen trennen sich, die Daumen und Zeigefinger bilden eine Raute und wir blicken durch diese Raute, während wir eine Drehung nach rechts machen und die Hände einen Halbkreis beschreiben, an dessen Ende sie über unserem Kopf sind und immer noch die Raute bilden. Dabei haben wir das Gewicht zuerst auf dem hinteren, rechten Bein, drehen den vorderen Fuß um etwas mehr als 90 Grad, verlagern das Gewicht auf das linke Bein, drehen nun den rechten Fuß, bis er genau in die entgegengesetzte Richtung schaut, wie die Füße in der Ausgangsstellung.

Nun gehen die Hände in einem großen Kreis nach unten, treffen sich wieder gefaltet vor unserem rechten Bein. Wir ziehen die Hände wieder nach oben, lassen sie solange wie möglich beisammen und wiederholen die Übung seitenverkehrt.

Das Ganze machen wir dann insgesamt viermall nach jede Seite.

Zum Abschluss gehen die Hände von der Raute im Bogen nach unten und bleiben neben dem Körper, bevor wie in die nächste Übung gehen.

Die energetische Übung

Wer keinen großen Schritt ins Ungewisse, nach hinten wagt, der kann keine Demut zeigen. Die Demut äußert sich durch das gestreckte Bein und das gelingt in der Übung nur, wenn der Schritt groß genug ist. Außerdem zeigen wir hier unser „Gottvertrauen“.

Überhaupt muss man sich auf diese Übung einlassen, damit sie ihre Wirkung entfalten kann. Das 7. Chakra ist unsere Verbindung mit der Natur, mit Gott, der unbedingte Glaube woran auch immer. Wenn einem „zufällig“ jenes Buch in die Hände fällt, das gerade zum Leben passt und Antworten auf Fragen liefert, die sich aufgetan haben, so kommt das durch das 7. Chakra. Erst seine Öffnung ermöglicht es uns, weiter zu gehen, unsere Beschränkungen zu überwinden, frei zu sein für das, was im 8. Chakra auf uns wartet: die wirkliche Selbstverwirklichung, jenseits all jener Beschränkungen, die unser irdisches Dasein mit sich bringt. Dies erfordert nicht unser Sterben, aber das Überwinden von unseren Ängsten und Begierden.

Sommerhitze nach TCM oder Hitzekollaps

Noch letzte Woche wollte ich den Einfluss auf Wasser auf unseren Körper wissen, dieses Wochenende hab ich ihn hautnah erlebt. Maciocia[2]1 beschreibt das sehr gut als Schädigung des YIN und so hab ich das auch gespürt. Doch am besten beschreibe ich die Wirkung auf die einzelnen Organe. Interessant ist auch, dass alles zeitversetzt abgelaufen ist. Die Dehydrierung war am Freitag. Der Samstag war seltsam, aber ich fühlte mich nicht wirklich krank. Begonnen hat es in der Nacht auf Sonntag…

Herz

Das Blut wird dicker, das Herz muss sich mehr anstrengen. Maciocia beschreibt das mit sanfter, schneller Puls. In der Praxis führt dies zu ständigem Schwitzen und zu leichtem Fieber.

Der Körper geht da offenbar irgendwann in einen Notmodus und dies lässt sich auch nicht verhindern, wenn man den Flüssigkeitsverlust wieder auffüllt. Es dauert dann seine Zeit, bis sich alles wieder einpendelt. Letztlich sagt das Herz, wann man wieder voll belastbar ist.

Milz

Die Milz ist für die Verdauung zuständig und sie leidet wohl neben der Lunge am meisten. In der TCM sagt man auch, dass es der Magen feucht liebt. Hat er zu wenig Flüssigkeit, kommt die Verdauung ins Stocken. Das Essen bleibt zu lange im Magen, der Dünndarm kann es weniger aufnehmen, es landet mehr Unverdautes im Dickdarm und das führt zu Blähungen. Schließlich fehlt auch dem Dickdarm Flüssigkeit, was zu Verstopfung führt.

Übrigens passt noch eine Beobachtung in dieses Bild. Mein erstes durchgeschwitztes Leiberl roch süßlich. Dieser Geruch deutet auf eine Milzschwäche hin.

Lunge

Auch die Lunge leidet, wenngleich am Anfang eher still. Ich hatte ein bisschen trockenen Husten, den ich zuerst nicht im Zusammenhang sah. Aber es stimmt schon, was Maciocia schreibt: Die Hitze verfestigt den Schleim. Es hat einen Tag gedauert, bis sich wieder was löste. Am zweiten Tag übrigens eine leicht rinnende Nase, mit der Zeit eher verstopfte Nase. Offenbar sind die Schleimhäute so schnell nicht in der Lage,die wieder vorhandene Flüssigkeit aufzunehmen und brauchen Zeit zur Regeneration.

Nieren

Zuerst ging ich alle zwei Stunden pinkeln. Das war etwa 30 Stunden nach der Arbeit. Es dauerte eine ganze Nacht, dann hat sich das wieder eingependelt.

Oben heiß, unten kalt. Ich konnte die Grenze ungefähr unterhalb der Rippen festmachen. Auch wenn ich fest zugedeckt war, liefen mir immer wieder kalte Schauer über den unteren Rücken, bei gleichzeitigen Schweißausbrüchen. Die Nieren leiden zwar auch unter Flüssigkeitsmangel, aber vielleicht war der hier zu kurz für eine Auswirkung. Gleich am Anfang war der Urin einmal ziemlich dunkel, aber das änderte sich schnell wieder.

Zusammenfassung

Das Wasser sorgt für den reibungslosen Ablauf vieler Funktionen in unserem Körper. Durch sein Fehlen, kommt so Manches ins Stocken (Verdauung), wird schwergängiger (Blutfluss), nicht ausgeglichen (Temperaturhaushalt) oder verfestigt sich (Schleim im Hals und in der Lunge) und da hilft es auch nicht sofort, dass man den Flüssigkeitsmangel wieder ausgleicht. Es dauert einige Tage, bis unsere Syseme wieder ins Gleichgewicht kommen und vor allem bis die Energie wieder da ist, das Liegengebliebene zu beseitigen.

In der TCM ist das YIN-Mangel. Das Wasser (YIN) sorgt auch für Ausgleich und dieser fehlt im „oben heiß, unten kalt“.

Therapie: Tee trinken und abwarten

im wahrsten Sinne des Wortes. Warme Getränke tun gut und ich hatte eher Appetit auf Tee, nicht auf Kaffee. Zum Abwarten zwingt einen das überlastete Herz. Der Körper ist in einem Notfallmodus und erst wenn der beendet ist, kann man wieder was tun.

Qigong kann helfen, allerdings nach der oben beschriebenen „Zwangspause“. Mit Maß und Ziel, Übungen, die dehnen und so Schleim-Ablagerungen aus Hals und Brustbereich entfernen, sind zu bevorzugen. Stärkende Übungen sollte man eher meiden.

1Siehe Seite 711

Ablauf der Energiegewinnung auf zellularer Basis

Der Körper verdaut, was er bekommt, wobei er auch steuern kann, dass er nicht alles will (über ein Hormon der Bauchspeicheldrüse). Er nimmt es über den Darm ins Blut auf, wobei er letztlich ATP daraus macht und erst aus diesem ATP Energie gewinnt oder auch neue Zellen baut. Alles Aufgenommene befindet sich im Blut und bleibt wohl so lange dort, bis es entweder ausgeschieden wird (über Leber oder Niere) oder es am Weg über die Lymphe irgendwo zwischen Haut und Muskulatur landet. Dabei kann es sich entweder um Unverarbeitbares, eher aber um Reststoffe, also Abfälle aus den Zellen handeln. Hier denke ich vor allem an den Harnstoff, den der Körper über die Nieren ausscheiden sollte, wobei er aber nur eine begrenzte Menge ausscheiden kann. Der Rest verbleibt wohl eine Zeitlang im Blut und wird danach über die Lymphe dort „zwischengelagert“, wo er am wenigsten stört. So entstehen große Köpfe (bei Menschen, die keinen Sport betreiben), große Oberweiten (der BH schnürt die Lymphe ab und zwingt den Körper, in die weiche Brust einzulagern) oder auch große Hintern (da sitzt sich gut drauf) oder ein stolzer Bauch.

Es ist also nicht nur Fett in Fettzellen, was den Körper aufschwemmt, sondern auch viel Müll und Ballast und letzteres ist auch nicht wiedergewinnbar, sondern nur durch erhöhten Druck auswaschbar, wobei zunehmend die Gefahr besteht, dass das Auswaschen auch Schaden verursacht, weil das Auswaschen wiederum über das Blut erfolgt. Letztlich setzen hier wohl Entgiftungskuren und Fasten an und das erklärt auch, warum es da am Anfang zu Kopfschmerzen kommt, weil die Leber belastet wird.

Qi-Wo

Dies ist eine selbsterstellte Übungsfolge. Qi-Wo heißt Qigong von Wolfgang. Ich habe mir diese Folge zusammengestellt, als ich gröbere Probleme wegen Schwindel beam. Es gab viele Tage, an denen ich nicht gerade gehen konnte, weil mein Gleichgewichtssinn gestört war. Diese Übung sorgte für Besserung. An Tagen, an denen ich sie nicht machte, war der Schwindel wieder da. Ansonsten hat sie jeden Tag für ein bisschen mehr Verbesserung gesorgt.

Der Hintergrund ist wohl der, dass Verspannungen in der Wirbelsäule, vor allem im Brustbereich, auf das Gehirn wirken. Dauerhafte Verspannung sorgt offenbar dafür, dass irgendwann das Gleichgewichtsorgan in Mitleidenschaft gezogen wird. Ein „hörbares“ Zeichen war, dass ich zeitweilig den Puls im rechten Ohr hörte.

Insgesamt soll diese Übung zeigen, dass man seine eigene Sequenz von Übungsteilen entsprechend seinen Bedürfnissen zusammenstellen kann, zur Behandlung von Problemen zusammenstellen muss.

Die physische Übung

Vorübung

Als Vorübung wählte ich das Bedanken für den Tag über den Chakren (siehe Allgemeines zu Qigong-Übungen).

Erste Sequenz

Die beiden ersten Übungen habe ich aus der achtzehnfachen Methode, wie sie bei Zöller[1] beschrieben ist. Beide Übungen beinhalten als Indikation „Schwindel“.

Man steht dabei in der Ausgangsstellung, entspannte Knie, die Füße schulterbreit, die Hände hängen entspannt neben dem Körper. Dann dreht man den Kopf so weit wie ohne Schmerzen möglich nach rechts und atmet dabei ein. Mit dem Ausatmen geht der Kopf wieder in die Ausgangsstellung. Mit dem nächsten Einatmen dreht man ihn nach links. Mit dem Ausatmen wieder zurück. Mit dem nächsten Einatmen legt man ihn so weit wie möglich in den Nacken. Mit dem Ausatmen kommt er wieder in die Ausgangsstellung und mit dem nächsten Einatmen neigen wir das Kinn zur Brust und mit dem Ausatmen geht er wieder zurück. Dieser Zyklus wird viermal wiederholt.

Zweite Sequenz

Man befindet sich wieder in der Ausgangsstellung. Zwischen den Übungen kommt man wieder in einen entspannten Zustand. Dann hebt man die beiden Hände so, dass sie jeweils links und rechts neben dem Ohr sind, der Abstand ist so gewählt, dass die Unterarme senkrecht nach oben zeigen. Die Finger sind zu einer Hohlfaust gekrümmt, der Daumen liegt auf den Fingernägeln (Taiji-Faust).

Dann drehen wir den Kopf nach rechts und sehen auf die Faust. Gleichzeitig strecken wir die Arme nach oben aus und öffnen die Faust, der Blick folgt ihnen. Wer will kann dabei die Augen schließen, folgt aber dennoch mit dem Kopf den Händen nach oben. Das passiert wieder mit dem Einatmen. Mit dem Ausatmen kommt der Kopf in die Ausgangsstellung und die Hände gehen ebenfalls wieder dorthin zurück, wo sie vor dem Anheben waren. Die Finger machen wieder die Taiji-Faust. Das Gleiche machen wir anschließend nach links. Auch dieser Zyklus wird viermal wiederholt.

Dritte Sequenz

Aus der Ausgangsstellung beugen wir das Kinn nach vor zur Brust und beugen anschließend die Wirbelsäule wirbel für Wirbel nach unten. Wir beginnen also mit den Halswirbeln, gehen dann zu den Brustwirbeln, den Lendenwirbeln und zum Schluss zu den Kreuzwirbeln. Die Arme hängen nach unten und eigentlich sollte man mit dem Gesicht sehr nah an die Knie kommen. Wichtig ist dabei, dass man sich soviel Zeit lässt, wie nötig ist. Verspannte Stellen werden heiß und schmerzen eventuell. Man geht, soweit man kommt und übt, soweit man eventuelle Schmerzen aushält.

Wenn man unten ist, verweilt man einige Zeit in dieser Stellung und richtet sich dann in umgekehrter Reihenfolge wieder auf.

Vierte Sequenz

Wenn man wieder aufgerichtet ist und die Wirbelsäule aufrecht ist, beginnt man die Schüttelübung. Man bewegt sich in den Knien auf und ab, sucht sich einen passenden Rhythmus und schüttelt die Verspannungen aus. In der Vorstellung ist das schlechtes Qi, das durch die Schüttelbewegungen nach unten in die Fußsohlen fließt.

Fünfte Sequenz

Nun kommt das „Stehen wie ein Baum“. Dazu stellen wir uns vor, wir stehen vor einem Baum und umarmen ihn. Die Arme sind entspannt in Schulterhöhe und bilden einen Kreis um den Baum, die Handflächen schauen zum Körper und zwischen den Handflächen bleiben etwa 10 cm Freiraum. Ich beginne nach dem Schütteln zuerst das bewegte Stehen. Dabei wird dem Bedürfnis des Körpers nachgegeben und werden jene Bewegungen zugelassen, die da entstehen. Der Körper versucht, Spannungen loszuwerden. Das kann jetzt zu kreisenden oder schwingenden Bewegungen führen. Wenn man umfallen will, so sollte man entsprechend vorsorgen.

Nach der bewegten Übung bremst man sich ein und kommt so zu stehen, dass die Arme wieder den vorgestellten Baum umarmen. Dabei muss man darauf achten, die Schultern loszulassen und möglichst weit abzusenken. Auch die Ellbogen und Handgelenke sind entspannt. Diese Übung wird von chinesischen Qigong-Lehrern gerne für 20 Minuten oder mehr geübt. Dies gelingt nur, wenn man all jene Muskeln löst, die man für diese Haltung nicht braucht. Durch diese Stellung wird im Übrigen auch die Wirbelsäule aufrecht sein, das Becken leicht gekippt und der Hals so gestreckt, dass der Blick leicht nach unten geht.

Man bleibt so lange in dieser Stellung, wie dies möglich ist. Es wird jeden Tag ein bisschen mehr.

Abschlussübung

Zum Abschluss mache ich die Meditation im halben Lotussitz nach vorheriger Dehnung der dazu notwendigen Muskulatur.

Die energetische Übung

Da der Zweck dieser Übung die Befreiung vom Schwindel und den verursachenden Spannungen ist, achtete ich besonders darauf, gut zu dehnen. Bereits bei den ersten beiden Squenzen traten in bestimmten Stellungen, vor allem mit dem Kopf im Nacken, wieder Schwindelzustände auf. Beim Beugen nach unten entstand viel Wärme entlang der Wirbelsäule und auch der Puls im Ohr war beim Dehnen der Brustwirbelsäule deutlich zu vernehmen.

Die angespannten Bereiche gehen langsamer, die freien schneller. Bei mir waren das Brustwirbelsäule und Kreuzbereich, der mehr Zeit benötigte.

Wie bereits erwähnt hatte nur diese Übung einfluss auf den Schwindel. Wenn ich eine andere Qigong-Sequenz machte, merkte ich den ganzen Tag den Unterschied.

Stärkung des Leberblutes

Maciocia bringt bei Leberblutmangel die folgende Punktkombination vor:

Mi6, Ma38 und Le8.

Mi6 liegt 3 CUN über dem inneren Knöchel am hinteren Rand des Schienbeins. Es ist jener Punkt, an dem sich die drei YIN-Meridiane des Beins treffen und wenn man ihn erwischt, zieht das ziemlich.

Ma38 ist 3 Cun unterhalb der Kniescheibe und ein Cun seitlich des Schienbeins (nach außen). Es ist ein Wunderpunkt für sehr viele Anwendungen und auch dieser Punkt verursacht deutliches Ziehen, wenn man ihn erwischt.

Schwierigkeiten habe ich mit Le8. Dieser Punkt sitzt innen am Knie und da spüre ich nichts oder ich habe den Punkt noch nicht genau getroffen.

Insgesamt lässt sich bereits am nächsten Tag deutlich festerer Stuhl feststellen, was erst nach einigen Tagen wieder nachlässt.

Kräutermedizin

„Kräuter“ wird in der TCM sehr weit gefasst. Da können durchaus auch mineralische Bestandteile dabei sein (wenn man will, dass etwas nach unten sinkt) oder auch tierische Elemente. Natürlich spielte auch in der TCM lange Zeit Aberglaube eine Rolle und gibt es auch hier noch Elemente vom Glauben an die Wirkung spezieller Bestandteile, z.B. des Hrons eines Nashorns.

Wenn man also Wert auf rein vegane Medizin legt, sollte man sich über die Inhaltsstoffe informieren. Ich selbst habe schon „die Pille für die Rechte (Niere)“ probiert und sie hat geholfen. Ich war nach einer schwierigen Zeit etwas ausgelaugt und diese Pille hat das beseitigt. Allerdings besteht bei Medikamenten für das Nieren-Yang auch die Gefahr, dass man das Nieren-Yin verletzt, weshalb man es nicht übertreiben sollte. Ansonsten wird man plötzlich zu unruhig und kann nicht mehr schlafen…

Nachstehend habe ich ein paar ausgewählte Medikamente gefunden, die für grundlegende Themen empfohlen werden. Vor einer Einnahme empfehle ich dringend die Abstimmung mit einem TCM-Experten. Neben dem Medikament steht auch immer der Verweis auf die Quelle, wo das ziitiert wurde.

Stärkung der Lunge

Bufei tang , Dektot, das die Lunge stärkt (Maciocia[3], S. 542), bestellt bei https://www.acuatlanta.net

Stärkung des Nieren-Yin

Stärkung des Nieren-Yang

Yougui wan Pille, die die Rechte wiederherstellt (Maciocia[2], S. 600)

Jingui shenqi wan Nieren-Qi-Pille aus dem Golden Cabinet (Maciocia[2], S. 600), bestellt bei https://www.acuatlanta.net

Strengthen the Root eine Variante von Yougui wan aus Drei Schätze (Maciocia[2], S. 600)

Stärkung des Nieren-Qi

Qing E Wan Pille der jungen Maid (Maciocia[1], S. 877)

Stärkung der Milz

Stärkung des Herzens

Stärkung der Leber

Gegen Schleim

Daotan tang, Dektot, das Schleim ausleitet (Maciocia[3], S. 544)

Ditan tang, Dektot, das Schleim wegspült (Maciocia[3], S. 545)

Die sechste Fan Huan Gong

Diese Übung heißt JING GANG FU HU – Der Torwächter bändigt einen Tiger

Die physische Übung

Wenn wir aus der fünften Übung kommen, haben wir die Hände vor Dantian, ansonsten auf Dantian. Die Füße sind eng geschlossen nebeneinander, die Zehen schauen nach vorne.

Die Hände gehen nach links unten, ungefähr vor die linke Seite des Bauchs. Die Handflächen zeigen dabei nach unten, die Arme sind ziemlich gestreckt, aber nicht durchgestreckt. Der Oberkörper bleibt aufrecht. Gleichzeitig stellen wir den linken Fuß auf die Fußspitze, ebenfalls ein bisschen nach links und nach vorne. Das Bein ist gestreckt. Nun beschreiben wir mit den Händen einen Kreis, wobei die Handflächen am Kreis bleiben. Wenn sich die Hände unten wieder treffen, schauen die Handinnenflächen nach vorne oben und sind ungefähr über dem linken Knie. Mit einer schnellen Bewegung gehen nun die Hände und das Knie gleichzeitig hoch, das Knie bis der Oberschenkel waagrecht ist, die Hände bis vor den Bauch. Die Fußspitze zeigt nach unten. Die Hüfte ist soweit möglich geöffnet, das Knie zeigt nach links, der Unerschenkel zeigt senkrecht nach unten.

Beide Hände formen die Taiji-Faust, bei der der Daumen auf den Fingernägeln der anderen Finger liegt, die Hand aber auch nicht ganz geschlossen wird, sodass man noch durchsehen könnte.

Ab dieser Stelle gibt es zwei Varianten, die zweite ist ab dieser Stelle im nächsten Kapitel beschrieben.

Nun werden die Hände zum oberen Rand des Beckens gezogen, die linke Hand zum linken Rand, die rechte Hand zum rechten Rand. Kurz vor dem Körper drehen wir die Hände in den Handgelenken, sodass die Knöchel nun nach unten zeigen. Gleichzeitig stellt sich der linke Fuß auf, die Zehen schauen nach links vorne (wie das linke Knie auch). Wir ziehen die Fäuste nach oben, die Faust bildet dabei jeweils das unterste Ende des Arms. Dabei bleiben die Fäuste jeweils etwas außerhalb und vor dem Körper. Wir ziehen die Fäuste so weit dies geht nach oben, über den Kopf. Dadurch, dass der linke Fuß nach links gedreht ist und wir das Gleichgewicht halten müssen, neigt sich der Körper ein bisschen nach rechts. Am Ende der Bewegung drehen wir die Fäuste dann nach oben, sodass der Daumen die höchste Stelle bildet. Gleichzeitig senken wir wieder die Zehen des linken Fußes, sodass diese zum Boden zeigen.

Nun folgt eine Streckung. Die Fäuste gehen noch ein bisschen nach oben, der Körper richtet sich wieder gerade und gleichzeitig kommt das linkeKnie wieder nach vorne.

Nun kommen die Fäuste im Bogen wieder herunter zu den Hüften, das Knie bleibt auf der Höhe der Hüften, also der Oberschenkel waagrecht.

Hier kommt die herausfordernde Übung wieder zurück.

Erst wenn die Fäuste über dem Becken sind, beginnt der nächste Teil. Die Fäuste beschreiben einen Kreis, beginnend nach hinten, streifen an den Hüften (Gallenblase 30), gehen im Bogen nach vorne und öffnen sich. Dieser Kreis wird mit den Händen wieder ungefähr auf der Ebene der Hüftknochen beschrieben. Am Ende bilden die Hände ein loses Gefäß, die Handinnenflächen schauen nach oben, die Hände haben immer noch einen Abstand, sodass die Arme angenehm und locker bleiben. Gleichzeitig senkt sich die linke Fußspitze auf den Boden.

Nun kommt das „Einholen“. Die Hände ziehen das Gesammelte zum Körper, bewegen sich auf Dantian zu. Gleichzeitig kommt der Fuß zurück in die Ausgangsstellung.

Nach einem Mal Durchatmen beginnt dasselbe auf der rechten Seite. Wir wiederholen die Übung links und rechts je viermal.

Die physische Übung, etwas herausfordernder

Wenn wir das Knie weit zur Seite gestreckt und den Unterschenkel locker nach unten hängen haben, die Hände als Hohlfäuste vor den Beckenknochen, drehen wir den Unterschenkel nach hinten. Gleichzeitig bewegt sich der Oberkörper nach vorne, sodass wir in einer Stellung enden, zu der die westliche Gymnastik „Waage“ sagt, also der Oberkörper waagrecht, ebenso das ausgestreckte Bein. All diese Bewegung wird begleitet durch die beiden Fäuste, die von den Beckenknochen jeweils auf ihrer Seite bis über den Kopf hinaus geschoben werden.

Schließlich strecken wir uns in der Horizontalen, die Arme bilden einen Halbkreis über dem Kopf, die Faustinnenseiten zeigen nach vorne. Das Bein wird gestreckt, der Fuß abgewinkelt, sodass die Zehen nach unten schauen. So verharren wir kurz, bevor wir die Stellung wieder auflösen, und zwar so:

Die Arme senken sich seitlich des Körpers, das Knie geht wieder zur Seite, der Unterschenkel hängt wieder ohne Anspannung nach unten. Das Knie dreht sich weiter, bis es in der normalen Stellung vor dem Körper ist, aber immer noch so, dass der Oberschenkel waagrecht zum Boden bleibt. Die Fäuste landen schließlich neben den Hüften, die Innenseiten der Arme zeigen nach oben. All das ist eine Bewegung, alle Bögen beginnen und enden zur selben Zeit, zumindest ungefähr.

Nun geht es wieder oben weiter

Die energetische Übung bzw. Anmerkungen zur Übung

Diese Übung ist symmetrisch und laut unseren Lehrern kann man sie nach links oder nach rechts beginnen. Ich beginne sie nach links und wenn der Leser keine Gründe hat, es anders zu machen, sollte er es auch so tun, ganz einfach, um eine Entscheidung zu treffen und es dann immer gleich zu machen. Ein wesentlicher Teil von Qigong ist der Automatismus, dass man nicht nachdenken muss, sondern die Übung von selbst kommt. Außerdem brauche ich auch am Schluss weniger Nachdenken, wann ich den achten Teil der Übung hinter mir habe.

Die Übung ist sehr schwer mit geschlossenen Augen. Nachdem ich sie zu unregelmäßig mache, habe ich mich entschlossen, die Augen wieder offen zu lassen. Wichtig ist, dass man einen schönen Atemrhythmus dazu findet und dass man sie wirklich viermal auf jede Seite übt. Lasst Euch Zeit mit der Übung und versucht, den Atemrhythmus für Euch zu finden. Ihr werdet sehen, es gibt Bewegungen, die man nur mit dem Einatmen oder mit dem Ausatmen in Einklang bringen kann. Generell atmet man aus, wenn es nach unten geht und ein, wenn es nach oben geht. Ihr werdet sehen, dass alleine diese Überlegungen die Übung rund und rhythmisch machen.

Noch etwas herausfordernder wird sie, wenn man das Bein nach hinten wegstreckt. Diese Übung gibt einem sehr viel an Körpergefühl, weil man sehr in seiner Mitte sein muss, um sie ohne umzufallen auszuführen.

Akupunktur und Akupressur

Es gibt immer wieder Zweifel, ob Akupunktur mehr ist als nur ein Placebo. Dabei gibt es seit Jahren Beweise für die Wirkung von Akupunktur, sogar in Österreich1. Für jemanden, der sich schon sehr lange und ausführlich mit diesem Thema beschäftigt, ist es etwas irritierend, was da von anerkannten Ärzten als Beweis für die Wirksamkeit angeführt ist. Auch irritiert es mich, dass an der Wirksamkeit von Akupunktur gezweifelt wird. Als ob sich etwas Unwirksames über mehr als 2500 Jahre halten könnte. Da zweifelt jemand doch ziemlich an der Evolution, die Unsinniges sehr schnell und effizient entfernt.

Andererseits ist es aber auch interessant, was da herausgefunden wurde. Im Wesentlichen konzentrieren sich diese Studien auf für uns im Westen Messbares. Dabei wurde festgestellt, dass die Akupunktur zu einer Erhöhung der Blutflussgeschwindigkeit führt. Mit Hilfe der Laserakupunktur wurde auch nachgewiesen, dass es sich dabei um keinen Placeboeffekt handelt. Da wurde der Laser bei einer Gruppe einfach neben die entsprechenden Punkte gestellt, bei der anderen genau dorthin, wo es sein sollte. Und siehe da: in der einen Gruppe erhöhte sich die Blutflussgeschwindigkeit, in der anderen nicht.

In der TCM sagen wir, das Blut folgt dem Qi. Es ist also „eh klar“ dass das Blut schneller fließt. Und doch ermöglicht es, die Wirkung der Akupunktur zu verstehen. Sie führt dazu, dass entlang des jeweiligen Meridians, aber auch im zugehörigen Organ, der Blutfluss stimuliert, also die Durchblutung erhöht wird. Dies führt natürlich zu einer Steigerung der Funktionalität des Organs. Wir können davon ausgehen, dass dies nicht nur für das Blut, sondern im Wesentlichen für alle Funktionen und alle Körperflüssigkeiten funktioniert.

Umgekehrt zeigt dies aber auch die Grenzen der Akupunktur. Man sollte sie offensichtlich nicht benutzen, wenn eine stärkere Durchblutung schadet, wie bei einer offenen Wunde und wohl auch bei Krebs. Westliche Ärzte waren auch genau davor. Wie das in China gesehen wird, weiß ich noch nicht.

Unterschied zwischen Akupunktur und Akupressur

Prinzipiell können wir unser Energiesystem auf drei unterschiedliche Arten ansprechen. Klassisch nimmt man eine Nadel, es reicht aber auch, den Punkt mit dem Daumen oder einem anderen Finger zu drücken. Ja selbst die Konzentration der Gedanken auf einen bestimmten Punkt im Körper führt zu einer Aktivierung des Punktes. In der TCM bzw. im Qigong sagen wir dazu: das Qi folgt der Aufmerksamkeit. Das auf dieser Seite beschriebene Augen-Qigong, aber auch der bei Interessierten bekannte kleine Energiekreislauf zeigen dies auch eindrucksvoll.

Wo verwendet man nun Akupunktur, wo Akupressur und wo „die Kraft der Gedanken“?

Die Akupunktur ermöglicht uns, mehrere Punkte gleichzeitig anzusprechen. Diese können auch an schwer zugänglichen Punkten sein. Allerdings sind wir dabei auf die Hilfe eines Akupunkteurs angewiesen. Die Nadeln bleiben dann auch für 20-30 Minuten an derselben Stelle, sorgen also für einen ziemlich starken Reiz. Allerdings zeigt mein bisschen Erfahrung, dass es nicht immer ganz einfach ist, den Punkt zu finden und ihn dann auch zu nadeln. Beispielsweise würde ich davor zurückschrecken, Lu8 zu nadeln. Dieser Punkt sitzt direkt an der Aterie. Manche Punkte sitzen über einem Knochen, manchmal ist die Haut zu wenig gespannt, wie es bei Dü3 am Handrücken passieren kann. Aber auch die schiere Größe der Nadel im Vergleich zum Finger oder Daumen zeigt, dass letzterer mindestens 1.000 mal so groß ist wie erster.

All das mögen Gründe sein, Akupressur anzuwenden, zumal man es auch selbst ohne Risiko tun kann. Wir fahren einfach den Meridian mit den Fingern ab und suchen empfindliche Punkte, kommen so wohl auch zu anderen Stellen als es ein fremder Akupunkteur nach Lehrbuch tut und haben damit auch mehr Effizienz. Wir geben unsere eigene Energie weiter, haben wohl auch hier eine höhere Effizienz als ein uns Fremder. Allerdings geht das bei vielleicht 2 Punkten ganz gut gleichzeitig, bei mehr wird es schwierig. Auch sollte man bedenken, dass auch die Energie des drückenden Fingers wichtig ist. Dieser sollte sich also nicht verkrampfen, was schon oft zu einer ausgeklügelten Körperhaltung führt. Oft bedeutet dies auch, dass wir uns mit einem geringen Druck begnügen müssen und tiefer liegende Punkte können dann ausweichen, man ist gezwungen, diesen immer wieder neu zu suchen. Manche Punkte sind mit dem Akupressur sehr schwer anzusprechen, da ist die Nadel besser geeignet.

Die so genannten antiken Punkte lassen sich damit gut ansprechen. Dies sind Punkte, die in den Bereichen der Finger bis zum Ellbogen bzw. den Zehen bis zum Knie alle Meridiane und damit die zugehörigen Organe gut beeinflussen lassen. Mit den Einschaltpunkten am Rücken entlang des Blasenmeridians wird das schon sehr schwer bis unmöglich.

Die dritte Möglichkeit, nämlich die Konzentration auf einen Akupunkturpunkt, schränkt das noch weiter ein. Allerdings kann man mit ihr wiederum entspannter (z.B. in einer Meditationshaltung) sitzen und erreicht damit vielleicht eine bessere Wirkung. Im Augen-Qigong begnügen wir uns auch mit einer Energetisierung für ca. 5-7 Minuten. Dabei werden 16 Energiepunkte angesprochen, wobei wir symmetrisch mit beiden Augen gleichzeitig arbeiten, also immer 2 der Punkte ansprechen, einen links und den anderen rechts.

Insgesamt lässt sich bisher sagen, dass die Wirkung bei mehrfacher Anwendung abklingt. Dies ist wohl gleichbedeutend mit der Aussage, dass man Blockaden oder eben Verspannungen beseitigen kann (dabei erzielt man hohe und deutlich spürbare Wirkungen). Wenn diese behoben sind, passiert nichts Auffälliges mehr.

Auswahl von Akupunkturnadeln

Es gibt viele verschiedene Nadeln zu kaufen. Sie unterscheiden sich in Material, Griffart, Durchmesser, Länge und Beschichtung.

Ich habe mich letztlich für unbeschichtete Nadeln entschieden. Im Gegensatz dazu gibt es Nadeln, die mit Silikon beschichtet sind. Allerdings ist es nicht auszuschließen, dass ein Teil des Silikons beim Herausziehen der Nadel zurückbleibt. Dieses Silikon wird dann im Körper umschlossen und ausgesondert.

Standards für Länge und Durchmesser sind anscheinend 3 cm und 0,35 mm. Der Griff ist traditionell aus Metall und nicht aus Kunststoff, was eine engere energetische Verbindung zwischen Patienten und Therapeuten ermöglicht. Außerdem ermöglicht dies auch Elektrostimulation, worüber ich aber derzeit nicht nachdenke. Ich habe mich auch für einen glatten Griff entschieden. Mal sehen.

Vom Material her gibt es zudem noch versilberte und vergoldete Nadeln. Meine ersten Nadeln sind aus Stahl und glattpoliert.

Offene Fragen/Thesen:

  • Kann man gemäß der fünf Elemente was falsch machen, indem man einen Punkt zu lange behandelt?
    Also ich hab jetzt meine Dickdarmpunkte offenbar auch überstrapaziert. Das führte dazu, dass ich am Abend vor allem im linken Fuß einen „restless leg“ bekam. Ich hatte DI10 links behandelt. Erklärbar ist dies offenbar durch zuviel Yang im Magenmeridian, der an denDickdarm anschließt und vorne das Bein hinunterläuft. Genau dort war auch die Unruhe. Allerdings denke ich, dass man fließende Energie nicht überaktivieren kann und damit insgesamt kein Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen besteht.
  • Tonisieren/Sedieren: geht das nur über die Punktauswahl oder kann man mit Nadelungstechnik oder verwendeten Nadeln auch was beeinflussen?
    Im Westen verwendet man Goldnadeln zum Tonisieren und Silber zum Sedieren. Zusätzlich lässt man sedierte Punkte etwas bluten. Auch die Stech- und Entfernungstechniken variieren etwas. Zusätzlich sticht man einmal in Meridianrichtung (tonisieren), einmal dagegen (sedieren).
  • Wie ist das mit den Auswirkungen auf andere Meridiane? Zeitweilig spüre ich mich während der Akupressur an ganz anderen Stellen, zuletzt in der linken Hüfte.
    Diese Effekte traten seither nicht mehr auf. Das hat wohl auch etwas mit Blockaden und den bekannten Zusammenhängen der Meridiane zu tun.

Lessons learned

Wenn bei einem Auto der Auspuff verstopft ist, so hilft es nicht, wenn man den Vergaser/die Einspritzanlage reinigt. So ähnlich ist das mit der TCM.

Wenn ich die Meridiane für die Verdauung behandle, so hilft das der Leber nicht, im Gegenteil, sie wird durch eine besser funktionierende Verdauung eventuell noch mehr belastet. Warum? Weil die Behandlung der Verdauung die Durchblutung des Darms fördert. Dies kann nun bei „zu hoher Dosierung“, also bei schnell aufeinanderfolgenden Akupunktursitzungen, dazu führen, dass das im Bauch benötigte Blut an anderer Stelle fehlt. Hinzu kommt, dass da nun plötzlich auch mehr Arbeit auf die Leber zukommt (und außerdem die Niere, die energetisch die „Mutter“ der Leber ist, diese also mit ihrer Energie unterstützt), weil das Blut, das von der Verdauung kommt, ja durch Leber und Niere fließt, um dort die Nährstoffe aufzunehmen (Leber) bzw. eventuell mitaufgenommene Gifte wieder loszuwerden (Leber und Niere). Dies bedeutet, dass eine Behandlung des Dickdarms im Falle eines Energiemangels der Leber diesen Mangel an Energie weiter verschlimmern wird.

Eh klar, wird der Leser nun sagen. Allerdings ist die Diagnose in so einer Situation nicht so einfach. „Stagnierendes Leber-Qi“ kann nämlich auch zu einer trägeren, schmerzenden Verdauung führen. Es kann also die Leber schon der Engpass gewesen sein, weshalb im Bauch wenig weitergeht. Die Symptome können dabei sehr wohl Verdauungssymptome sein und auch dem Dickdarm zugeordnet werden.

In der TCM habe ich damit wohl den Kontrollzyklus ausgelöst, demzufolge das Metall das Holz kontrolliert, also in seiner Leistung drosselt. Oder auf das Beispiel mit dem Auto bezogen: der saubere Vergaser sorgt für noch mehr Stau im verstopften Auspuff.

Mir zeigte dieses Experiment jedenfalls eindrucksvoll, dass es auch mit Akupunktur zu Nebenwirkungen kommen kann. In meinem Fall war es Blutleere im Kopf und Schwindel, weil die Leber das Qi (und damit das Blut) nicht mehr richtig verteilen konnte.Gleichzeitig hat die Akupunktur sehr gut und förderlich auf die Verdauung gewirkt und jeglichen Stau beseitigt.

1Siehe Bahr[1], Seite 5ff

Dickdarm 10 (DI10)

Ich bin interessanterweise über diesen Punkt erst gestolpert, als ich ein Buch westlicher Mediziner über die Verwendung von Akupunktur las. Offenbar hob dieses Buch diesen Punkt sehr deutlich hervor, wobei die Merkmale auf der Hand liegen.

Es ist einer der antiken Punkte des Dickdarms. Man verwendet zum Stimulieren jenen Punkt, der gemäß den fünf Elementen der Nährende ist und das trifft auf DI11 zu. Das ist der antike Punkt, der dem Element Erde entspricht. Also stärkt er den Dickdarm.

Vielleicht war ich aber auch körperlich gerade in einem Zustand, wo mir klar wurde, dass mein Dickdarm etwas zu schwach ist und da führte mich das Schicksal zu dieser Beschreibung. Vielleicht an dieser Stelle noch kurz die Ausgangssituation: nach nunmehr fast drei Jahren Beschäftigung mit dem Dickdarm habe ich im derzeitigen Stadium festgestellt, dass ich ihn zwar zeitweilig ziemlich gut entleeren kann, aber tags darauf so gar nichts zum Ausscheiden vorhanden ist, was mich zu der These führte, dass es weiter oben im Darm eine Stelle geben muss, wo dieser blockiert. Dazu passen zeitweilige Schmerzen im linken Oberbauch, dort wo die Rippen enden. Hand auflegen hat nicht viel geholfen. Dann habe ich diesen Punkt entdeckt.

Allerdings muss ich hier zugeben, dass ich auf DI10 gelandet bin und meinte, ich hätte DI11. Ich habe einen empfindlichen Punkt in der Nähe des Ellbogens gefunden und gedacht, es wäre der richtige. Erst nachdem ich mir ansah, wo DI11 genau liegt, habe ich festgestellt, dass ich nicht dort bin. Eigentlich wollte ich hier DI11 beschreiben, die Wirkung ging aber von DI10 aus, mindestens bei mir. Es macht sicher Sinn, empfindliche Stellen zu suchen und diese zu behandeln und schauen, was dabei herauskommt.

Interessant ist, dass mich dieser Punkt schon als Kind beschäftigte. Damals entstand hier eine Hautunreinheit, an der ich herumkratzte. Geblieben ist ein erhöhtes Muttermal. Damals begannen auch meine Verdauungsprobleme.

Ich habe begonnen, den Punkt mit Akupressur zu behandeln, immer einseitig, um mich besser darauf zu konzentrieren, wobei ich die Seiten des öfteren wechsle. Anfangs war er ziemlich schmerzend und der Darm hat auch fast unmittelbar mit Geräuschen darauf reagiert. Mit der Zeit ließ die Empfindlichkeit nach, der Arm wurde fester und der Punkt zunehmend schwerer zu finden.

Während der Akupressur passierten die folgenden Dinge: manchmal spürte ich den Meridian auf der anderen Seite, manchmal den Verlauf am selben Arm, beides verstärkt um den Ellbogen, zeitweilig bis zur Schulter oder bis zum Zeigefinger. Manchmal auch die Oberlippe. Einmal spürte ich den Gallenblasenmeridian, manchmal auch den Darm, wie er warm wird. Die Akupressur wirkte fast unmittelbar und führte zu vermehrtem Stuhlgang. Allerdings wurde dieses Verhalten, dass manchmal sehr viel Kot, aber tags darauf fast nichts kam, nur schrittweise verbessert.

In Summe hat es wohl die Durchblutung des Darmgewebes verbessert und so die Schäden,die durch zu langes Sitzen bzw. zu enge Hosen entstanden, wieder repariert.

Zusammenfassung der Therapie: einseitige Behandlung des Punktes mit Akupressur, insgesamt ungefähr eine Stunde fast täglich über 14 Tage. Dabei mehrfach die Seiten wechselnd, aber immer für mindestens 5 Minuten auf einer Seite.