Grundlagen der TCM

Also zuallererst möchte ich damit aufräumen, dass die TCM was Exotisches oder Unwissenschaftliches ist. In Wahrheit stellt sie ein System von Modellen des menschlichen Körpers und seiner Reaktionen auf Umwelt und Störungen dar. In China beschäftigen sich sehr schlaue Menschen seit ungefähr 2.500 Jahren mit diesen Themen. Es war von Anfang an eine Medizin der herrschenden Schicht und die wesentliche Frage war, wie man möglichst lange gesund am Leben bleibt. Die Ärzte waren vor allem am Beginn mangels Alternativen auf Beobachtungen angewiesen und wie das bei der herrschenden Schicht eben so ist, war da kein Aufwand zuviel, um an Wissen zu gelangen. Das macht die chinesische Medizin unheimlich rational und sie ist in vielen Fällen eine Medizin der „Black Box“ nach dem Motto: wir wissen zwar nicht warum, aber wenn wir auf diese Symptome so reagieren, erreichen wir eine Linderung. Das Buch des gelben Kaisers, ein oft zitiertes Basiswerk der TCM, schildert in vielen Beispielen, ab welchem Stadium man einem Kranken nicht mehr helfen kann und wieviele Stunden er noch zu leben hat, wenn bestimmte Symptome auftreten.

Das Besondere an der TCM ist, dass all diese Aussagen seit damals Gültigkeit haben und die Methodik, des Beobachtens und Feststellen von Ursache und Wirkung über viele hundert Jahre stabil geblieben ist. Es wäre falsch zu glauben, dass sich über all die Jahre nichts verändert hat. Im Laufe der Zeit kamen neue Betrachtungsweisen und neue Modelle dazu, aber wie gesagt, die alten behielten Bestand und sind immer noch gültig. Dies führt dazu, dass es z.B. für bestimmte Meridianpunkte sich teilweise widersprechende Erklärungen gibt. Seriöse Bücher beschreiben auch, wer zu welchen Erkenntnissen kam und wenn man dort nachliest, wird man feststellen, dass die Situation eben jeweils ein bisschen anders war und daher durchaus beide Aussagen ihre Gültigkeit haben.

Bei ihren Analysen haben diese Ärzte beispielsweise festgestellt, dass bestimmte Kopfschmerzen immer dann auftreten, wenn wir uns bestimmten Umwelteinflüssen aussetzen (z.B. wenn ein bestimmtes Wetter herrscht) und haben in weiterer Folge entdeckt, dass es hilft, wenn man bestimmte Punkte am Gallenblasenmeridian drückt oder nadelt.

Das bekannteste Modell, aber bei weitem nicht einzige, ist das der fünf Elemente. Es ist nicht überall anwendbar und die chinesische Medizin hat darüber hinaus viele weitere Möglichkeiten. Aber es ist ein einfach verständliches System, das ich in weiterer Folge als jenen Teil der TCM herausgreife, den ich hier beschreiben möchte, weil es immer wieder verblüffend einfach ist. Es hat sich vielleicht als das bekannteste Modell im Westen entwickelt, weil es die gesamte Natur, nicht nur den Menschen als System von Ursache und Wirkung, Förderung und Kontrolle beschreibt. Man kann es beispielsweise auch auf Zimmerpflanzen anwenden. Mit meiner technischen Ausbildung kann ich diesen systemtheoretischen Ansatz sehr gut nachvollziehen, verstehen und anwenden.

Die TCM beschreibt mit diesem Modell Krankheit als ein Problem im Energiefluss. Diese Sicht ist einfach verständlich und gibt auf einer Metaebene Hinweise, wie man mit dem Problem umgehen soll. Vereinfacht gesagt, entstehen so Schubladen und für jede Schublade gibt es Antworten, was nun zu tun ist, seien es Hinweise zur Ernährung oder zu den Übungen in Qigong oder zu einer Anpassung der Lebensweise. Dieses Modell ist nun im Zuge der Anamnese so weit zu verfeinern, bis alle Widersprüche, die sich aus der Betrachtung, der Befragung sowie der Zungen- und Pulsdiagnose ergeben können, behoben sind.

Um diese Sicht zu verstehen, benötigt man ein paar Grundlagen und dann letztlich viele Jahre Anwendungserfahrung. Wir können im Rahmen dieser Seite nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Für den interessierten Leser gibt es immer wieder Quellenangaben, wo mehr zum jeweiligen Thema zu finden ist.

Das wesentliche Thema ist, so wie auch in der westlichen Medizin, die Erstellung einer guten Diagnose. Dafür verwendet ein TCM-Mediziner viel Zeit und im Normalfall einen vorgegebenen Fragebogen, mit dessen Hilfe er ein systematisches Bild der Gesundheit bzw. der Erkrankung des Patienten erstellt. Meines Erachtens liegt auch genau hier der wesentliche Kritikpunkt an der westlichen Medizin: es gibt zu wenig Zeit, genauer hinzusehen. Sicher gibt es viele Patienten, denen man ihre Erkrankung schon ansieht, wenn sie die Tür öffnen, das gilt auch für die TCM. Aber sollte es nicht eigentlich im Interesse eines jeden Mediziners liegen, die Ursachen zu finden und das Gesundheitsproblem nachhaltig zu lösen?

Viele dieser Ursachen liegen freilich in einem Bereich, wo der Patient nichts verändern will oder sich unser spezialisierter Mediziner nicht zuständig fühlt. Wer jemals mit einem Raucher diskutiert hat, warum er nicht aufhören will, der weiß, wovon hier die Rede ist. Aber auch die Umstellung von Ernährungsgewohnheiten oder der Verzicht auf die Lieblingsspeise sind solche Themen, über die man auch mit schwer kranken Personen nicht reden kann.

Dies ist in Ordnung und all jenen, die nicht bereit sind, etwas in ihrem Leben zu verändern, sei es an dieser Stelle vergönnt, als Pflegefälle im Heim zu landen oder an einem Herzinfarkt zu versterben. Verzeihen Sie mir diese drastischen Worte, aber genau darum geht es. Nicht um den Verzicht auf Komfort oder Genuss, sondern einzig um die Frage, ob Sie gesund alt werden wollen oder nicht. Wenn Sie diese Frage mit ja beantworten, dann sollte Ihnen jede Änderung Ihres Lebens recht sein und keine Angst, es geht nicht um Verzicht. Es geht eher um einen Tausch: krank machendes Altes gegen Gesundheit erhaltendes Neues, Schritt für Schritt. Zuerst wird man große Schritte machen, aber die Bewegung wird auch dann noch anhalten, wenn Sie schon längst auf dem Weg sind.

Und man kommt dann relativ rasch an einen Punkt, an dem man nicht mehr versteht, warum sich wer so plagt mit 50 Kilo Übergewicht, warum wer riskiert, dass er Diabetes bekommt und man ihm vielleicht eines Tages Glied für Glied seine Beine amputiert oder er erblindet, warum jemand Angst vor Krebserkrankung hat und darum halbjährlich zu einer Vorsorgeuntersuchung geht. Wenn Sie bereit sind, ihr Leben zu verändern, ist das alles nicht mehr notwendig.

Sind Sie bereit? Dann auf zu ein paar Grundlagen zum notwendigen Verständnis Ihrer Gesundheit, bevor wir uns den Maßnahmen widmen.

Yin und Yang

Die acht Leitkriterien

Die wesentlichen Bausteine

Die fünf Elemente

Gründe für Krankheit aus Sicht der TCM

Krankmachende Faktoren