Dies ist ein Beispiel für medizinisches Qigong. Die Erklärung der Übung ist hier nur in der Übersicht gegeben. Interessierte sollten sich für weitere Details an einen Qigong-Lehrer wenden.
Was Qigong hier kann ist wohl mit dem vergleichbar, was ein Osteopath tut: Durch richtiges und ausreichendes Üben sind wir in der Lage, einem Organ wieder die Eigenschwingung zurückzugeben (sein „Yang“), es aus einer fixierten Lage zu befreien und damit die Selbstheilungskräfte reaktivieren. Dies muss erfolgen, bevor das Organ nachhaltig Schaden erleidet (was sein „Yin“ verringern würde).
Nierenstärkendes Gehen – die physische Übung
Bei dieser Übung wird gegangen. Man beginnt mit dem rechten Fuß. Mit dem Aufsetzen der Ferse wird einmal kurz eingeatmet, mit dem Aufsetzen des Fußballens ein zweites Mal. Wenn man die Ferse des linken Beins aufsetzt, wird ausgeatmet, beim Aufsetzen des linken Fußballens gibt es dann eine kurze Pause. Also Ein-Ein-Aus-Pause.
Während man nun also den rechten Fuß nach vorne bewegt, dreht sich auch der Oberkörper nach vorne, man bewegt sich ganz bewusst in die Richtung des neuen Schritts. Beim Schritt nach links gibt es dann eine Drehung in die neue Richtung und so weiter. Die Drehung erfolgt dabei jeweils aus der Lendenwirbelsäule.
Die Hände werden dabei vor dem Bauch gehalten und zeigen mit den Handinnenflächen in den Bereich der Nieren.
Die Füße werden so auf den Boden gesetzt, dass die Zehen immer nach vorne zeigen. Würde man die Füße nebeneinander stellen, würden sich die Zehen berühren. Man betont beim Gehen die Innenseite der Füße, insbesondere die Ferse. Die Schrittlänge beträgt ca. einen halben Fuß, man geht schulterbreit.
Ursprünglich hat es geheißen, Kranke beginnen mit dem linken Fuß (wie oben beschrieben, nur seitenverkehrt). Mittlerweile empfiehlt man den Wechsel zur halben Zeit (zuerst rechts, dann links beginnen). Genaueres dazu siehe nächster Abschnitt.
Insgesamt sollte man mindestens 20 Minuten gehen. Bei einer Krebserkrankung gibt es die Empfehlung, mehrfach am Tag diese Übung nach den eigenen Möglichkeiten zu wiederholen. Dabei sollte man sich natürlich nicht überanstrengen.
Nierenstärkendes Gehen – die Hintergründe
Wieso funktioniert nierenstärkendes Gehen? (Grundlagen aus Barral[1] und Schwind[1])
Das hat was mit viszeraler Osteopathie, mit Psoasmuskulatur sowie Mobilität und Motilität zu tun.
Durch das Einatmen werden die Nieren vom Zwerchfell um einige Zentimeter nach unten gedrängt. Dabei gleiten sie entlang des Psoas-Muskels (siehe Barral). Dadurch ist einerseits das richtige Atmen wichtig: mit dem Einatmen über dem rechten Bein drängen wir die Nieren nach unten. Dann kommen die Psoas-Muskeln ins Spiel. Diese setzen an der Lendenwirbelsäule an und führen innen durchs Becken an den Oberschenkelknochen.
Durch die Drehbewegung bei gleichzeitiger Kontrolle der Außenrotation des Beines („Zehen lächeln sich zu“, Schritte genau nach vorne) dehnen wir diesen Muskel. Dabei ist es wichtig, dass wir aufrecht sind. Dies mobilisiert die Niere und trägt damit zu deren Mobilität und Motilität bei. Letzteres ist die Eigenbewegung des Organs, die für ein gesundes Organ unerläßlich ist. Näheres zur Motilität ist bei Barral[1] zu finden.
Was hat es auf sich, wenn wir mit dem linken Bein beginnen?
Generell habe ich bemerkt, dass die Übung stärker jene Niere anspricht, auf deren Seite wir den ersten Schritt machen und das Einatmen beginnen. Also wenn wir mit dem rechten Fuß starten wirkt das mehr auf die rechte Niere, mit dem linken Fuß auf die linke Niere.
Ich denke, dass der Beginn mit dem linken Fuß neben der linken Niere auch die Milz mobilisiert. Die Milz ist nicht nur die wesentliche Abbaustation für rote Blutkörperchen („rote Milz“), sondern auch unser „Leithammel“ unter den Lymphknoten. Daher war man wohl lange Zeit der Meinung, für Krebskranke sei es wichtig, mit dem linken Bein zu beginnen. Mittlerweile stimmt das nicht mehr. Neue Berichte aus China besagen, dass es die Handhaltung ist, die den Unterschied macht. Kranke „leiten ab“, zeigen mit den Fingern nach unten. Dies entspricht auch dem westlichen Wissen, dass man einen Tumor nicht mit Energie versorgen soll. Gesunde spiegeln die Energie (mit den Handinnenflächen, den Laogongs) auf ihre Nieren oder den Bereich dazwischen, unser Lebenstor (Mingmeng).
