Diese Übung hat es in sich. Ich denke, mir ist erst mit ihr klar geworden, wie wichtig die Fan Huan Gong-Übungen für das Gleichgewicht sind. Ich habe nach dem Kennenlernen dieser Übung all die anderen nochmals neu betrachtet. Dies war ungefähr 3 Jahre, nachdem ich die anderen kennenlernte. Insgesamt betrachtet würde ich sagen, diese Übung ist Bescheidenheit. Nur wenn man sich zurücknimmt, lernt man hier weiterzukommen. Die Übung selbst ist sehr schwer und es geht zumindest mir eher darum, dem Übungsziel möglichst nahe zu kommen. Dies auch deshalb, weil das Ziel außerhalb der eigenen Fixpunkte, der eigenen Koordinaten liegt. Das achte Chakra ist außerhalb unseres Körpers. Es schwebt über dem Scheitel und genauso ist die Übung. Man muss seine Fixpunkte aufgeben, um die Übung durchzuführen.
Diese Übung hat mich dazu gebracht, die sechste in ihrer Originalform zu üben, aber auch die vierte neu zu betrachten. Doch nun zur Übung.
Die physische Übung
Wir stehen etwa schulterbreit, die Arme hängen locker entspannt nach unten. Dann steigen wir mit dem linken Fuß eine halbe Schulterbreite nach außen. Gleichzeitig geht dielinke Hand nach vorne und die rechte nach hinten, sodass beide Arme am Schluss waagrecht sind. Dadurch drehen wir den Oberkörper in den Schultern ebenfalls um 90°.
Nach einem Moment der Konzentration drehen wir uns im Becken in die andere Richtung. Die Arme gehen in die gegengleiche Position, sodass nun die linke Hand nach vorne zeigt udn die rechte nach hinten. Wieder folgt ein Moment der Konzentration.
Dann geht die rechte Hand nach vorne, wir drehen uns ein bisschen zurück. Gleichzeitig kommt die linke Hand, geht über die gedachte Linie der Ausgangsstellung hinaus. Die rechte Hand wird abgewinklelt und die linke vollendet den Bogen, indem sie ungefähr zwischen Schulter und Hand durchstreicht, so als würden wir eine Geige halten.
Beide Hände beschreiben einen kontinuierlichen Bogen. Für die linke Hand endet dieser an der linken Schläfe, und zwar so, dass der äußere Laogong an der Schläfe liegt und die Knöchel der Faust nach vorne zeigen. Der Bogen der rechten Hand endet an GB37 so, dass die Knöchel der Hand nach hinten zeigen dun der äußere Laogong auf GB37 auf der rechten Hüfte liegt. Die Hände bilden dabei die Taiji-Faust.
Dann geht das ganze Gewicht auf das linke Bein und wir neigen uns in der Hüfte nach vorn. Gleichzeitig geht das rechte Bein nach hinten, bis schließlich Oberkörper und rechtes Bein waagrecht eine Gerade bilden.
Dann drehen wir uns in der Hüfte so, dass unsere rechte Hüfte nach oben zeigt. Auch die Zehen des rechten Beines zeigen damit zumindest nach vorne. Gleichzeitig geht unser Blick dorthin, wo wir das achte Chakra vermuten, nach oben.
Nach einer kurzen Phase der Konzentration senken wir das rechte Bein wieder in die Ausgangsstellung, richten uns auf, die Arme hängen entspannt neben dem Körper. Nach einem oder auch einigen Atemzügen wiederholen wir die Übung spiegelgleich auf die andere Seite.
Das Ganze wiederholen wir viermal.
Die energetische Übung
Mir zeigt diese Übung, dass der Weg das Ziel ist. Ich übe sie nun wohl schon zwei Jahre, aber ich bin immer noch froh, wenn ich von den acht Versuchen einen oder zwei so halbwegs hinbekomme. Vor allem der Blick nach oben ist eine Herausforderung und auch nochmals eine deutliche Steigerung gegenüber der sechsten Fan Huan Gong.
Das achte Chakra ist außerhalb von uns. Es schwebt über unserem Scheitel. Dementsprechend ist ja auch die Übung und der Blick geht in diese Richtung. Damit sind wir erstmals in der Lage, uns sozusagen von außen zu sehen, aus der Vogelperspektive. Diese Erkenntnis war für mich eine außerordentliche. Die unteren sechs Chakren sind mit dem Ich verknüpft, das siebte ist das Göttliche und trennt uns damit vom achten. Im achten stehen wir jetzt über all diesen Dingen und die 8. Fan Huan Gong ermöglicht diesen Zugang durch beharrliches Üben.
Diese Übung zeigt auch mehr als alle anderen dass man durch beharrliches Üben besser wird. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder ein bisschen mehr. Das ist es, was Qigong für mich ist.
Doch nun zu den Details. Bereits ganz am Anfang ist es schwierig. Wenn ich den Fuß links oder rechts absetze (je nachdem, in welchem Teil man in der Übung ist), so steht er fast immer ein Stück vor dem Standfuß. Es fühlt sich nicht so an, als wäre ich auf gleicher Höhe, wenn mir das doch manchmal gelingt.
Ich habe mir die Übung auch in der Videoaufzeichnung angesehen. Da ist mir aufgefallen, dass meine Fußspitze vom in der Waage gehobenen Bein nicht nach unten zeigt, sondern bereits zu 45 Grad verdreht ist. Seither achte ich auf dieses Detail. Oft braucht es den dritten oder gar vierten Durchlauf, bis mir irgendwas gelingt und diese Übung hat mir auch gezeigt, warum man Qigong-Übungen genau (oder besser mindestens) viermal machen soll.
Schwierig ist dann die Drehung in der Hüfte, um den Blick vom Boden weg zu richten. Meist komme ich da in eine instabile Lage, bei der ich froh bin, wenn ich die Übung irgendwie beende. Das Ziel sollte aber sein, stets die Kontrolle zu haben und in jeder beliebigen Situation verweilen zu können. Ich arbeite dran!