Die sechste Fan Huan Gong

Diese Übung heißt JING GANG FU HU – Der Torwächter bändigt einen Tiger

Die physische Übung

Wenn wir aus der fünften Übung kommen, haben wir die Hände vor Dantian, ansonsten auf Dantian. Die Füße sind eng geschlossen nebeneinander, die Zehen schauen nach vorne.

Die Hände gehen nach links unten, ungefähr vor die linke Seite des Bauchs. Die Handflächen zeigen dabei nach unten, die Arme sind ziemlich gestreckt, aber nicht durchgestreckt. Der Oberkörper bleibt aufrecht. Gleichzeitig stellen wir den linken Fuß auf die Fußspitze, ebenfalls ein bisschen nach links und nach vorne. Das Bein ist gestreckt. Nun beschreiben wir mit den Händen einen Kreis, wobei die Handflächen am Kreis bleiben. Wenn sich die Hände unten wieder treffen, schauen die Handinnenflächen nach vorne oben und sind ungefähr über dem linken Knie. Mit einer schnellen Bewegung gehen nun die Hände und das Knie gleichzeitig hoch, das Knie bis der Oberschenkel waagrecht ist, die Hände bis vor den Bauch. Die Fußspitze zeigt nach unten. Die Hüfte ist soweit möglich geöffnet, das Knie zeigt nach links, der Unerschenkel zeigt senkrecht nach unten.

Beide Hände formen die Taiji-Faust, bei der der Daumen auf den Fingernägeln der anderen Finger liegt, die Hand aber auch nicht ganz geschlossen wird, sodass man noch durchsehen könnte.

Ab dieser Stelle gibt es zwei Varianten, die zweite ist ab dieser Stelle im nächsten Kapitel beschrieben.

Nun werden die Hände zum oberen Rand des Beckens gezogen, die linke Hand zum linken Rand, die rechte Hand zum rechten Rand. Kurz vor dem Körper drehen wir die Hände in den Handgelenken, sodass die Knöchel nun nach unten zeigen. Gleichzeitig stellt sich der linke Fuß auf, die Zehen schauen nach links vorne (wie das linke Knie auch). Wir ziehen die Fäuste nach oben, die Faust bildet dabei jeweils das unterste Ende des Arms. Dabei bleiben die Fäuste jeweils etwas außerhalb und vor dem Körper. Wir ziehen die Fäuste so weit dies geht nach oben, über den Kopf. Dadurch, dass der linke Fuß nach links gedreht ist und wir das Gleichgewicht halten müssen, neigt sich der Körper ein bisschen nach rechts. Am Ende der Bewegung drehen wir die Fäuste dann nach oben, sodass der Daumen die höchste Stelle bildet. Gleichzeitig senken wir wieder die Zehen des linken Fußes, sodass diese zum Boden zeigen.

Nun folgt eine Streckung. Die Fäuste gehen noch ein bisschen nach oben, der Körper richtet sich wieder gerade und gleichzeitig kommt das linkeKnie wieder nach vorne.

Nun kommen die Fäuste im Bogen wieder herunter zu den Hüften, das Knie bleibt auf der Höhe der Hüften, also der Oberschenkel waagrecht.

Hier kommt die herausfordernde Übung wieder zurück.

Erst wenn die Fäuste über dem Becken sind, beginnt der nächste Teil. Die Fäuste beschreiben einen Kreis, beginnend nach hinten, streifen an den Hüften (Gallenblase 30), gehen im Bogen nach vorne und öffnen sich. Dieser Kreis wird mit den Händen wieder ungefähr auf der Ebene der Hüftknochen beschrieben. Am Ende bilden die Hände ein loses Gefäß, die Handinnenflächen schauen nach oben, die Hände haben immer noch einen Abstand, sodass die Arme angenehm und locker bleiben. Gleichzeitig senkt sich die linke Fußspitze auf den Boden.

Nun kommt das „Einholen“. Die Hände ziehen das Gesammelte zum Körper, bewegen sich auf Dantian zu. Gleichzeitig kommt der Fuß zurück in die Ausgangsstellung.

Nach einem Mal Durchatmen beginnt dasselbe auf der rechten Seite. Wir wiederholen die Übung links und rechts je viermal.

Die physische Übung, etwas herausfordernder

Wenn wir das Knie weit zur Seite gestreckt und den Unterschenkel locker nach unten hängen haben, die Hände als Hohlfäuste vor den Beckenknochen, drehen wir den Unterschenkel nach hinten. Gleichzeitig bewegt sich der Oberkörper nach vorne, sodass wir in einer Stellung enden, zu der die westliche Gymnastik „Waage“ sagt, also der Oberkörper waagrecht, ebenso das ausgestreckte Bein. All diese Bewegung wird begleitet durch die beiden Fäuste, die von den Beckenknochen jeweils auf ihrer Seite bis über den Kopf hinaus geschoben werden.

Schließlich strecken wir uns in der Horizontalen, die Arme bilden einen Halbkreis über dem Kopf, die Faustinnenseiten zeigen nach vorne. Das Bein wird gestreckt, der Fuß abgewinkelt, sodass die Zehen nach unten schauen. So verharren wir kurz, bevor wir die Stellung wieder auflösen, und zwar so:

Die Arme senken sich seitlich des Körpers, das Knie geht wieder zur Seite, der Unterschenkel hängt wieder ohne Anspannung nach unten. Das Knie dreht sich weiter, bis es in der normalen Stellung vor dem Körper ist, aber immer noch so, dass der Oberschenkel waagrecht zum Boden bleibt. Die Fäuste landen schließlich neben den Hüften, die Innenseiten der Arme zeigen nach oben. All das ist eine Bewegung, alle Bögen beginnen und enden zur selben Zeit, zumindest ungefähr.

Nun geht es wieder oben weiter

Die energetische Übung bzw. Anmerkungen zur Übung

Diese Übung ist symmetrisch und laut unseren Lehrern kann man sie nach links oder nach rechts beginnen. Ich beginne sie nach links und wenn der Leser keine Gründe hat, es anders zu machen, sollte er es auch so tun, ganz einfach, um eine Entscheidung zu treffen und es dann immer gleich zu machen. Ein wesentlicher Teil von Qigong ist der Automatismus, dass man nicht nachdenken muss, sondern die Übung von selbst kommt. Außerdem brauche ich auch am Schluss weniger Nachdenken, wann ich den achten Teil der Übung hinter mir habe.

Die Übung ist sehr schwer mit geschlossenen Augen. Nachdem ich sie zu unregelmäßig mache, habe ich mich entschlossen, die Augen wieder offen zu lassen. Wichtig ist, dass man einen schönen Atemrhythmus dazu findet und dass man sie wirklich viermal auf jede Seite übt. Lasst Euch Zeit mit der Übung und versucht, den Atemrhythmus für Euch zu finden. Ihr werdet sehen, es gibt Bewegungen, die man nur mit dem Einatmen oder mit dem Ausatmen in Einklang bringen kann. Generell atmet man aus, wenn es nach unten geht und ein, wenn es nach oben geht. Ihr werdet sehen, dass alleine diese Überlegungen die Übung rund und rhythmisch machen.

Noch etwas herausfordernder wird sie, wenn man das Bein nach hinten wegstreckt. Diese Übung gibt einem sehr viel an Körpergefühl, weil man sehr in seiner Mitte sein muss, um sie ohne umzufallen auszuführen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert