Ulli Olvedi zählt in ihrem Buch sechs Wege oder vielleicht besser Zecke auf, warum man Qigong übt bzw. was man damit erreichen kann1:
- Weg zum Erwachen und zur Erleuchtung – meditative Übungen
- Weg zum natürlichen Austausch – Übungen des Einsammelns von Universalem Qi, Übungen des Aussendens von Qi zu Heilzwecken
- Weg zum Dao Yin – Bewegungsübungen, Übungen zur Zirkulation des Qi
- Ergänzender Weg zur Kultivierung des Dao – Stehen, Sitzen, Liegen in Meditationshaltung
- Weg zur metaphysischen Diagnose – Übungen der inneren Visualisation, „Röntgen-Qigong“, Handdiagnose
- Weg zu übernatürlichen Fähigkeiten – Übungen, die nur direkt von Lehrer zu Schüler vermittelt werden.
Wenn man nun die letzten beiden Wege ausnimmt, die spezielle Weiterentwicklungen darstellen, so gibt es wohl drei Gründe, Qigong zu üben:
- Zur spirituellen Entfaltung (Weg zum Erwachen und zur Erleuchtung) bzw. zur Selbstfindung
- Zu medizinischen Zwecken (Weg zum natürlichen Austausch)
- Zur Stärkung der Kräfte und des Körpers (Weg zum Dao Yin).
Die Meditation dient in allen drei Bereichen der Stärkung. Doch nach diesem Versuch der Schachtelbildung nun zu einem etwas persönlicheren Zugang.
Was ist überhaupt Qigong?
Wenn ich so in meinen alten Qigong-Büchern blättere, die ich mir in den 90er Jahren gekauft habe, so werden dort alle möglichen Wundertaten versprochen. Vielleicht wollten die Autoren die Sache ja nur interessant machen, was mich aber damals schon ansprach war der Aspekt, Qigong zur Beseitigung von Krankheit oder zur Erhaltung von Gesundheit einzusetzen. Requena weist darauf hin, dass Qigong einerseits für Kampfkünste, andererseits für medizinische Zwecke verwendet wurde2 und schildert auch Übungen zur körperlichen Unverwundbarkeit.
Wenn man heute so auf das Ganze blickt, so hat es sich nicht bewahrheitet. In meiner vor kurzem abgeschlossenen Ausbildung zum Qigong-Lehrer kam das Thema Heilung praktisch nicht vor. Wir erfuhren in keiner Weise, welche Übungen zu welcher Behandlung eingesetzt werden sollten. Hinzu kommt, dass mir mittlerweile etliche Qigong-Lehrer bekannt sind, die an Krebs erkrankt oder an ihm gestorben sind. Was ist da passiert? Hat einfach der Transfer in den Westen nicht funktioniert? Aber warum? Ich denke, es gibt im wesentlichen zwei Gründe.
Zum einen ernähren wir uns anders und Qigong kann nur funktionieren, wenn es gutes Qi zum Verteilen hat. Mit unserer Nahrung nehmen wir aber immer weniger von diesem guten Qi auf. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass mich Qigong auf meinem Weg nicht weiterbringt, obwohl ich davon überzeugt bin und es eigentlich täglich fast eine Stunde lang übe. Eine Besserung hat dann erst eine Ernährungsumstellung gebracht. Mehr dazu im Kapitel Ernährung.
Zum anderen leben wir aber auch mehr im YANG als die alten Chinesen. Es muss immer alles besser, größer, stärker sein. Wir suchen nicht die goldene Mitte und allein deshalb ist die Philosophie von Qigong bei uns nicht wirklich interessant. Westliche Therapeuten, die auch in China arbeiten, berichten davon, dass die chinesischen Zungen glatter sind. Sie führen es auf den Einfluss der Emotionen zurück, die ja alle über das Herz gehen und die Zunge ist der Ausdruck des Herzens. Mehr dazu im Kapitel über Emotionen. Mein Lehrer schreibt in seinem Buch noch, dass es um das „Qigong-Leben“ geht3. Da gibt es viele Aspekte, deren Einhaltung uns in unserer Gesellschaft sehr schwer fällt, alleine wenn wir erfolgreich sein und nicht als Außenseiter gelten wollen. Jeglicher Ehrgeiz, übermäßiger Stolz, Karriere. Ist das alles letztlich mit Qigong unvereinbar und mildern wir die Auswirkungen letztlich nur ab, anstatt sie zu beseitigen und darüber hinaus was Gutes für uns zu tun? Dies ist sicher ein Thema, dem man noch sehr viel mehr an Aufmerksamkeit widmen könnte. Was versteht man jetzt eigentlich unter Qigong?
Unter dem Begriff „Qigong“ sind eine Reihe von zum Teil uralten chinesischen Übungen zusammengefasst, die teils bewegt, teils nur in der Vorstellung durchgeführt werden und zum Erhalt bzw. zur Verbesserung der Gesundheit von Generation zu Generation weitergegeben wurden.
Gesund alt werden ist in China seit sehr langer Zeit wichtig und wer das richtig macht, wird gesund über 100 Jahre alt, so zumindest die Theorie4. Allerdings ist die Gesundheit nicht das einzige Ziel. Wie schon erwähnt, bedient sich auch mancher Kampfsport dem Qigong und die bekanntesten Vertreter sind wohl die Shaolin-Mönche, Jacky Chan oder Bruce Lee. Natürlich gibt es auch einen sprituellen Hintergrund.
Auch das Ziel von Yoga war ursprünglich ein religiöses. Nach Pramahansa Yogananda, der ab 1920 Yoga in den Westen bzw. in die USA brachte5, dienen die Ashanas einzig und allein dazu, dem Körper langes Ausharren in der Meditationshaltung zu ermöglichen, um die Erleuchtung zu erlangen6. Eigentlich war Yoganandas Ziel, einen Austausch zwischen den Religionen herzustellen.
Die Leser kennen sicher den einen oder anderen, der Yoga ausübt. Sie können ja bei Gelegenheit einmal fragen, warum Ihre Bekannten dies tun, aber wohl nicht, um Erleuchtung zu erlangen.
Während Yoga also im Laufe der Zeit ziemlich in unsere Kultur integriert wurde und es dabei wohl um Dinge wie Erhalt eines perfekten Körpers, Entspannung oder Dehnung geht, ist dem Qigong das bisher erspart geblieben, zumindest in der Schule, die ich kenne. Vielleicht ist es deshalb manchmal ein bisschen spröde in der Anwendung, weil es sich schwer integriert. Einige meiner Kollegen versuchen, zumindest das „Sich wohlfühlen“ als Maxime zu sehen. Allerdings gelingt auch das nicht immer. Qigong entwickelt die Persönlichkeit, wenn man es nur konsequent genug anwendet, und nicht alles, was da zum Vorschein kommt, ist zum Wohlfühlen. Da sind auch Erkenntnisse dabei, die alles andere als erwünscht sind und man wird mit Situationen konfrontiert, die manchmal ganz schön fordern. Aber genau das mach Qigong aus: sich auf das Leben einzulassen, jeden Tag ein bisschen mehr.
Eine Analogie
Wenn man den Ernährungsprofis zuhört, so kommen alle letztlich zu demselben Ergebnis: Wir können unserem Geschmack nicht mehr vertrauen. Eine schwache Milz entwickelt eine Gier nach Süßem, was uns dazu treibt, Schokolade zu essen. Und tatsächlich behebt das unseren Energiemangel, zumindest für kurze Zeit. Was aber eigentlich passiert, ist dass diese Schokolade zu einer Übersäuerung führt und zu einem Stress in der Bauchspeicheldrüse. Diese bekommt einen Zuckerschock, reagiert entsprechend, bereitet sich eigentlich auf Essen vor, aber es kommt nichts und spätestens zwei Stunden später wiederholt sich dasselbe Spiel.
Ernährungsberater drängen deshalb zumindest anfangs zu bestimmten Diäten, die strikt einzuhalten sind. Erst nach einiger Zeit können wir uns danach richten, was uns der Körper sagt. Erst wenn wir wieder im Gleichgewicht sind, können wir dem Drang nach Süßem nachgeben und er wird nur mehr ein leiser Hauch im Vergleich zu der Gier sein, die wir vorher hatten.
Ähnliches bewirkt Qigong. Im Laufe des Lebens verlernen wir, auf unsere eigentlichen Bedürfnisse zu hören. Ängste, Konventionen der Gesellschaft, persönliche Abneigungen, Wünsche, all das verfälscht unseren Blick auf das, was wir tatsächlich brauchen. Und auch hier entwickeln sich wie beim Essen Negativspiralen, entsteht Gier beispielsweise nach immer mehr Sicherheit, immer mehr Besitz oder auch nach Nähe zu einem Menschen, der uns vielleicht gar nicht gut tut. Qigong hat nun die Kraft, uns aus dieser Negativspirale zu befreien. Ähnlich gesunder Ernährung kann Qigong diese Gewohnheiten, die uns durch ihre ständige Ausübung schaden, aufbrechen. Allerdings ist es hier wie bei der Ernährung. Wir müssen eine Zeitlang sozusagen eine Diät einhalten, dem Weg folgen, den uns ein Lehrer vorgibt. Im Wesentlichen geht es dabei darum, die vorgegebene Form einzuhalten. Was das ist, erkläre ich jetzt.
Jede Qigong-Übung enthält definierte Bewegungsabläufe, die wir anfangs lernen müssen. Wir brauchen unsere Konzentration, um diese Übungen auszuführen und wir werden von unserem Lehrer korrigiert, wenn diese Übungen von der Vorgabe abweichen. Das ist die Form. Jede Übung hat eine andere Form, aber im Wesentlichen geht es hier immer um dasselbe. Wir müssen dieser Form folgen, um unsere falschen Gewohnheiten einmal aufzubrechen.
Mit der Zeit gehen die Übungen in Fleisch und Blut über. Wir müssen jetzt nicht mehr nachdenken, wie die Übung genau abläuft, es passiert einfach. Unsere Konzentration wird nicht mehr benötigt, unser Geist kann leer werden, wie bei einer Meditation. Ab einem bestimmten Zeitpunkt beginnt die Übung nun, sich zu verändern. Jetzt löst sie in uns die Blockaden, die wir über Jahre hinweg aufgebaut haben, befreit uns von den falschen Gewohnheitsmustern. Wir sind beim Inhalt der Übung angelangt.
Aber ähnlich wie bei der Ernährung gilt auch hier: wir müssen zuerst einmal dem Weg folgen, der durch unseren Lehrer, durch die Form der Übung vorgegeben ist. Erst, wenn wir dies einige Zeit lang gemacht haben, sind wir in der Lage, den wahren Weg zu erkennen und können wir uns auf die Übung einlassen. Sie wird dann genau dort wirken, wo wir das brauchen. Dabei lösen sich körperliche Blockaden und falsche Verhaltensmuster gleichermaßen und oft sind diese beiden Beschwerden zwei Seiten einer Medaillie.
Wirkung von verschiedenen Qigong-Übungen
Auch wenn ich einleitend nun die Gesundheit als oberste Prämisse der Qigong-Übungen erklärte, so hat doch jede Übungsreihe einen etwas anderen Schwerpunkt und einen leicht differenzierten Zugang dazu. Ich möchte in diesem Abschnitt meine Erfahrungen dazu bzw. die Erfahrungen von Kollegen, die ihr Wissen mit mir teilten, zusammenfassen. Auch habe ich all die Beschreibungen aus Qigong-Büchern, die ich gefunden habe, hier dargestellt, um zu einer Übersicht zu kommen. Dieses Kapitel lebt und ich freue mich über jede Rückmeldung von Qigong-Erfahrenen.
Die acht daoistischen Übungen (TAIYIYUANMINGGONG)7
Gerhard Wenzel nennt den Zweck dieser Übung als „das Qi der Natur […] aufzunehmen, um das ursprüngliche Qi des Menschen wieder aufzufüllen. Die Übung bring YIN und YANG ins Gleichgewicht, sie verbessert die Zirkulation von Qi und Blut und macht die Meridiane durchlässig…“8
Die demanthenen Übungen (JINGANG QI GONG)9
Diese Form wurde angeblich von Bodhidharma, einem indischen Mönch, der ins Kloster der Shaolins im 6. Jahrhundert n.Chr. Kam und als Begründer des Chan-Buddhismus in China gilt, entwickelt10.
Bei diesen Übungen handelt es sich um eine Form, die vorwiegend Muskulatur und Sehnen kräftigt. Hier kann man innerhalb von 20 Minuten ganz schön ins Schwitzen kommen und die Wirkung ist mit der von einer Runde im Fitnesscenter vergleichbar. Diese Übungen trainieren vor allem die Sehnen in Stärkung und Dehnung und geben einem bei regelmäßiger Anwendung auch das Gefühl von Kraft.
Aus Sicht der TCM wirkt diese Übung wohl vorrangig auf die Leber und die Milz. Da aber auch der Rückenbereich gestärkt wird, kommt dies wahrscheinlich auch dem Nieren-Yang zugute.
Die achtfache Rückkehr (BAFANHUANGONG)11
Die FanHuanGong sind eine alte Übungsserie, bei der jeweils eine Übung einem Chakra zugeordnet werden kann. Das Wort „Ba“ heißt acht und sagt, dass es sich um insgesamt acht Übungen handelt. Diese Übungen erfordern Koordination und Gleichgewichtssinn, da sie zum Teil auf einem Bein und ziemlich bewegt durchzuführen sind.
Diese Übungen wirken vor allem auf die Chakren und helfen wohl auch als Vorbeugung gegen Demenz oder Alzheimer.
Für Kenner dieser Übungsserie hier eine Beschreibung der zweiten Übung. Diese Übung richtet sich an das zweite Chakra, das im Wesentlichen für das Ego steht und für Wollen und Nicht Wollen zuständig ist.
Die Übung beginnt damit, dass wir tief hinuntertauchen und unser kleines Kind aus dem ersten Chakra, der Allgemeinheit holen.Wir richten uns damit auf und wachsen, dehnen uns aus. Dann kommt eine Dreifachbewegung, die ich mit einem Initiationsritus vergleichen möchte. Hier müssen wir zeigen, was wir können. Danach müssen wir uns gegen den Druck der anderen verteidigen und dann die Wogen glätten. Jetzt wird es Zeit für was Großes, das wir da aus dem Wasser ziehen und nach oben bewegen. Dann setzen wir uns die Krone aus und bringen was über den Kehlkopf zum Ausdruck, bevor wir wieder ganz groß werden und in den Himmel aufsteigen.
Ich sehe das im Wesentlichen als die Entwicklung des Menschen, der Körperseele Po, die mit der Geburt beginnt, über die Initiation und die Durchsetzung zum Verwirklichen des eigenen Traumes (mit der Krönung) führt und dem Auffahren in den Himmel, dem abschließenden Großwerden, endet.
Die Morgenübung (SAN BU SAN)12
Die Morgenübung darf nur in den frühen Morgenstunden zwischen vier und sieben Uhr geübt werden. Sie beschäftigt sich mit den drei Energien, der Energie der Erde, der des Himmels und der des Menschen.
Diese Energien können als Feuer, Erde, Wasser interpretiert werden13 oder die drei Erwärmer oder aus Qi-Sicht Lunge, Milz und Niere. Oder wenn wir uns mit den Chakren beschäftigen: da sind es das erste (Erde), das zweite (Wasser) und das sechste Chakra.
Von den Elementen her stärkt die Morgenübung direkt das Metall und indirekt das Wasser. Das Metall ist einerseits durch die Uhrzeit direkt angesprochen (wir üben in der Metallzeit), andererseits wird gerade im dritten Teil die Perestaltik des Darms aktiviert. Das Wasser wird einerseits durch das Metall genährt14, andererseits ist das Wasser im Sinne der Mittags-/Mitternachtsregel das in der Organuhr gegenüberliegende Element15.
Der erste Teil der Übung beschäftigt sich mit dem Erd-Qi (oder mit dem Nieren-Qi? Nach Maciocia gibt es die Widerspiegelung der drei Energien in ). Dabei werden auch die Knöchel bewegt und die Aktivierungspunkte des Qiao-Mai bedient. Die Erde ist in der TCM zweierlei. Einerseits ist es unsere Basis und das YIN, aber sie ist auch unser Zentrum, was sich auch dadurch ausdrückt, dass seine beiden Organe, die Milz und der Magen, beide zum mittleren Erwärmer gezählt werden.
Es gibt aber noch andere Verbindungen. So wirkt der zweite Teil der Übung auf den Punkt Blase 1 ein. Dieser ist nicht nur der Startpunkt des dem Wasser zugeordneten Blasenmeridians, sondern auch Start- und Endpunkt der beiden Qiao-Gefäße. Diese sind nach Maciocia für den Ausgleich von YIN- und YANG-Exzessen zuständig und außerdem eng mit Lenker- und Konzeptionsgefäß verbunden. Die Qiao-Gefäße folgen in etwa dem Verlauf von Blasen- und Nierenmeridian. Allgemein gesprochen sind die Gefäße auch jene Bereiche des Körpers, die die Nierenessenz beinhalten. Sie verbinden darüber hinaus die außerordentlichen YANG-Organe wie Gebärmutter und Gehirn sowie die vier Meere (dazu gehören der Brustraum generell sowie wiederum das Gehirn, allerdings energetisch gesehen) mit den Organen und versorgen den Bereich zwischen Haut und Muskel mit Flüssigkeiten, sind also für die Lymphe zuständig.
Insbesondere im zweiten Abschnitt wird auf den Punkt Blase eins eingewirkt, an dem sich der YIN Qiao Mai mit dem YANG Qiao Mai verbindet. In der Folge wird dann der YANG Qiao Mai geöffnet und genährt. Den Abschluss bildet wieder eine Squenz, die nochmals auf den Punkt Blase 1 einwirkt. Dieses Mal aber geht es um die YIN-Energie, die vorne nach unten gedrückt wird und dann auf Höhe des Dantians ausgelassen wird, damit sie dorthin geht, wo sie gebraucht wird.
Der dritte Teil der Übung konzentriert sich im Mingmen, im ministeriellen Feuer, dem Yang-Aspekt der Niere.
Und beim Abschluss bringen wir nochmals das Feuer des Mittelfingers in Kontakt mit den Punkten Blase eins. Das hat wohl was mit „Feuer unter das Wasser bringen“ zu tun. Herz und Niere sind eng miteinander verbundene Partnerorgane und wir nutzen hier offensichtlich die Kraft des Herzens, um die Nieren zu stärken.
Nieren-Qi stärkendes Gehen (Xi-Xi-Ho)16
Diese Übung wird auch nierenstärkendes Tun bezeichnet und ist jene Übung, die Krebspatienten empfohlen wird. Wie der Name schon sagt, wirkt diese Übung auf die Nieren und dem diesem Organ zugeordneten Anteil des Geistes, den Willen, weshalb diese Übung auch für Krebspatienten so wichtig ist. Es gibt abgewandelte Formen für die anderen inneren Organe wie das herz-Qi stärkende Gehen, das Lungen-Qistärkende Gehen, das Milz-Qi stärkende Gehen oder Leber-Qi stärkende Gehen.17
Übungen zur Öffnung der Gelenke18
Diese Übungen sind Lockerungsübungen im klassischen Sinn, die z.B. zum Aufwärmen vor Tai-Ji-Quian-Training verwendet werden. Die Öffnung der Gelenke ist natürlich wichtig für den Qi-Fluss und kann im Akutfall helfen, Probleme an gewissen Stellen zu lindern bzw. aufzulösen.
Eine ähnliche Übungsreihe beschreibt Zöller unter dem Titel „Die achtzehnfache Methode der Übung“ (Liangong Shibafa)19. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf „Gymnastik“ und es wird bewusst auf „…Qi, seine Leitung über die Meridiane, Meditation und Atmung als Qi-Motor…“ verzichtet.
Die Bewegung des Reinen Qi im kleinen Energiekreislauf20
Diese Übung wird auch kurz als „kleiner Energiekreislauf“ beschrieben21. Dabei wird das Qi entlang der Wirbelsäule nach oben geleitet und entlang der Mittellinie des Körpers vorne wieder nach unten.
Der wesentliche Effekt bei dieser Übung ist das Spüren, aber auch die Akzeptanz, dass YIN und YANG zusammengehören. Ist man zu schnell (zu viel YANG), so verliert man das Spüren (YIN), konzentriert man sich zu sehr auf das Spüren (zu viel YIN), so bleibt man stecken und kommt über einen gewissen Punkt nicht hinaus (fehlendes YANG). Nur im richtigen Mittelmaß funktioniert diese Übung und alleine, das zu akzeptieren, ist eine wichtige Lehre daraus.
Die Bewegungen der fünf Tiere22
Der Arzt, der diese Übungen entwickelte, empfahl sie z.B. im Einsatz gegen Bluthochdruck, Nervenschwäche, Magen- und Leberentzündungen und Lungenerkrankungen. Letztlich empfiehlt er Bewegung, um Appetit zu erzeugen und den Körper dadurch anzuregen. Damit sind wir dann ja eigentlich beim Sport.
Augen-Qigong
Ich habe das nun vor mittlerweile knapp 15 Jahren gelernt. Damals war ich bereits im Supermarkt und habe mir eine günstige Brille gekauft. Aber seither mache ich diese Übungen und habe die Brille nie verwendet.
Was für die Augen auch noch wichtig ist, das ist der Zyklus der Jahreszeiten. Im Frühjahr ist die Leber, die die Augen mit Energie versorgt, stark. Da haben wir auch viel Licht und die Augen funktionieren gut. Das gilt auch noch für den Sommer, aber im Herbst wird das Licht weniger und die Augen müssen sich mehr anstrengen. Im Winter haben dann die Nieren keine Kraft, um die Leber mit Energie zu versorgen. Alles zieht sich zurück. Gerade in dieser Zeit, in Herbst und Winter, ist es wichtig, die Augen mit zusätzlicher Energie zu versorgen und zwar immer dann, wenn die Augen zu sehr belastet werden. Auf diese Weise habe ich die Altersfehlsicht nun schon viele Jahre hinausgeschoben.
1Siehe Olvedi, Seite 51
2Siehe Requena, Seite 24
3Siehe Wenzel[1], Seite 239ff
4Siehe Der gelbe Kauser, Seite 17
5Siehe Yukteswar, Buchbeschreibung
6Siehe Yogananda, Seite 113
7Siehe Wenzel[1], Seite 401ff
8Siehe Wenzel[1], a.a.O.
9Siehe Zöller, Seite 129f
10Vergleiche Olvedi, Seite 57
11Siehe Wenzel[1], Seite 338ff
12Siehe Wenzel[1], Seite 395ff
13Siehe Maciocia[2], Seite 84
14Siehe Kapitel Der Ernährungszyklus, Seite 40
15Wenn man die Organuhr ansieht, so stellt man fest, dass 12 Stunden nach dem Metall das Wasser kommt. Zur Mittags-/Mitternachtsregel siehe Kapitel xxx
16Siehe Wenzel[1], Seite 333ff
17Siehe Zöller unter dem Begriff „Bummelgang“, Seite 299ff
18Siehe Requena, Seite 198f
19Siehe Zöller, Seite 197ff
20Siehe Zöller, Seite 63ff
21Siehe Olvedi, Seite 175ff
22Siehe Zöller, Seite 256ff