Qihua-Prozess, dritter Teil: die Energiespeicherung

Dieses Kapitel hat am längsten gedauert, bis ich hier Klarheit erreichte. Es gibt hier zu viele unterschiedliche Meinungen und letztlich beschäftigen sich alle Abnehmvorschläge genau mit den hier beschriebenen Mechanismen. Und wenn man sich das genauer ansieht, versteht man nicht mehr, warum manche Menschen glauben, sie könnten mit einer bestimmten Diät abnehmen oder sich wundern, warum bei andauerndem Konsum von tierischem Eiweiß man zwar abnehmen kann, wenn die Kalorien weit genug reduziert werden, aber die Fettpolster dennoch hartnäckig erhalten bleiben. Doch dazu später.
In der TCM heißt es JING. Unsere Lebenskraft. Sie wird geprägt durch unsere Gene oder „Vorhimmels-QI1“. Jenen Teil, den wir von unseren Eltern mit auf den Weg bekommen. Jeder kennt wohl einen „Naturburschen“ und weiß, dass er aufgrund seiner Abstammung gesund ist. Der zweite Teil des JING ist das Nachhimmels-QI, jener Teil, den wir durch unser Leben prägen. Die Einflüsse darauf werde ich in der Folge näher beschreiben, denn sie prägen letztlich, was langfristig aus unserer Gesundheit und auch aus unserem Wohlbefinden wird.
Prinzipiell spielt sich der Vorgang der Energiespeicherung sowie der zugehörige Gegenprozess der Energieentnahme andauernd ab. Wir essen am Wochenende eine üppige Mahlzeit und schon haben wir mehr zu uns genommen, als der Körper benötigt. Prinzipiell kann man sagen, was nicht sofort benötigt wird, wird einerseits ausgeschieden, aber wenn es öfter passiert, auch gespeichert. Das spricht für eine verteilte Nahrungsaufnahme mit ungefähr drei Mahlzeiten am Tag und eine Nahrung, die die Energie kontinuierlich zur Verfügung stellt, wie komplexe Kohlehydrate (Reis, Getreide) das tun.
Die folgende Abbildung verdeutlicht das Prinzip

Wichtig ist dabei der Mechanismus des Transports. Hier kommt das Cholesterin ins Spiel. LDL benötigen wir, um das Fett zur Fettzelle zu transportieren, HDL, damit wir die gespeicherte Energie wieder zurück in den Kreislauf bringen. Das zeigt sehr deutlich, dass wir überflüssige Fettpolster nur dann eliminieren können, wenn wir genügend HDL, also vor allem Omega-3-Fettsäuren zu uns nehmen.
Das Speichern von Fett als Energie entspricht dabei nicht dem JING. JING ist die Summe der Lebensenergie und wie wir alle wissen, ist ein Übermaß an Fett dieser nicht zuträglich. Auf die Menge kommt es an und wie überall in der TCM ist auch hier das richtige Mittelmaß entscheidend.
Wenn man geschwächt ist, muss man die Energiespeicherung aktivieren, die Speicher wieder füllen. Dabei sind die Organe Milz, Lunge und Niere (jeweils in ihrem in der TCM definierten Umfang) beteiligt. Die Milz entnimmt der Nahrung, was sie gerade zum Aufbau benötigt und gibt diese (über das Blut) an die Lunge weiter. Die Anreicherung mit Sauerstoff bzw. Qi führt erst zu einer durch die Zellen verwertbaren Energie. Alles, was wir nicht direkt verwerten, wird durch die TCM-Nierenfunktion (z.B. in Form unserer Fettzellen) gespeichert. Dies entspricht auch dem Erzeugungszyklus der fünf Elemente, wonach die Erde (Milz) die Mutter des Metalls (Lunge) ist und das Metall die Mutter des Wassers (Niere).
Wenn man nun nicht ausreichend zu essen bekommt, um den Energiebedarf zu decken, was auch schon bei ausgiebigerem Sport passiert, so geben die Fettzellen ihre gespeicherte Energie wieder an den Kreislauf ab. Neben den Fettzellen gibt es aber auch noch weitere Speicher, wie ich im Bereich des Säure-/Basenhaushalts genauer ausführe, nämlich das Blut als solches (gehört aus Sicht der TCM zur Erde), unsere Verdauung (Metall) sowie unsere Knochen (Wasser). All das wird durch Mangelernährung angegriffen.
Einen wesentlichen Einfluss auf unseren Energiespeicher hat auch das Herz. Wenn die Emotionen nicht im Gleichgewicht sind, entstehen Süchte. Dies können Drogen oder auch ein Übermaß an Lebensmittel, meist Zucker, sein. Damit führen emotionale Probleme, die innerhalb der TCM dem Herzen zugeordnet werden, zu gesundheitlichen Schäden durch Übergewicht oder – im Falle von Drogenkonsum – zu Vergiftungen. Letztere schädigen vor allem die Leber und in der Folge den ganzen Körper. Dies erklärt den Satz, dass „zuviel Freude das Herz schädigt“.
Falsche Ernährung kann aber auch ein Übermaß an Zucker sein, was in seiner schlimmsten Ausprägung zu Diabetes führt. Auch ein Übermaß an tierischem Eiweiß schädigt über längere Zeit den Körper, indem es die verschiedenen Speicher leert (siehe Säure-/Basenhaushalt) und die Blutgefäße verschmutzt.
Jede Krankheit, die längere Zeit andauert, schädigt YIN oder YANG. Durch die Wechselwirkung dieser beiden Kräfte führt eine Schädigung des einen über längere Zeit (wenn man von chronischen Krankheiten spricht) zwangsläufig auch zu einer Schädigung des anderen.
Auch Angst wirkt auf die Nieren ein. Sie kennen vielleicht jemanden aus Ihrem Umfeld, der in ganz kurzer Zeit, vielleicht über Nacht, grau wurde. Das ist ein Beispiel für einen Schock, der sich auf die Nieren auswirkte. Angst beeinträchtigt die Nieren, wiederum vor allem dann, wenn sie besonders stark ist oder über eine längere Zeit wirkt.
Jegliche Form von Aufputschmittel oder Drogen führen meist zu einer Erhöhung des YANG. Passiert dies über längere Zeit, so schädigt das das YIN, meist das Nieren-YIN und führt somit zu frühzeitigem Verschleiß und zu Angstzuständen.
Schließlich hat auch unser Lebensstil insgesamt Einfluss auf unsere Energiespeicher. Die Leber als unser Motor leidet unter zuviel Stress. Die TCM sagt, sie mag keinen Wind und Wind ist Veränderung und auch Stress ist ein Windphänomen. Was hier passieren kann, ist dass die Leber als Kind die „Mutter Niere“ aussaugt, ihr also mehr Energie nimmt als gut ist für die Niere. Dies führt zu einem YIN-Mangel im Element Wasser und damit zu steigender Unruhe bis hin zu manischem Verhalten. Solche Menschen kommen ohne Schlaf aus oder sind der Meinung, dass sie überall dabei sein müssen. Auch das schädigt unsere Energiespeicher und führt letztlich zu vorzeitigem Altern.
1JING und QI sind prinzipiell in unterschiedlichen Aggregatszuständen und daher ist die obige Bezeichnung nicht ganz richtig. Eigentlich führt das QI zu JING und auch umgekehrt. Der Einfachheit halber sei mir hier aber erlaubt, vom Himmels-Qi zu sprechen, weil es ja letztlich die Ursache ist.